Köln | Ein Caesar-Zitat passt zur heutigen Entscheidung im Kölner Rat, dass viele Menschen kennen und zu dem es viele Interpretationen gibt: „Iacta alea est.“ Im gesamten Zitat machte Caesar deutlich, als er eine kleine Brücke am Rubikon überschritt, dass seine Tat unwiderruflich Folgen haben werde, aber der Ausgang noch ungewiss sei. Die CDU, SPD und die Kölner FDP entschieden sich heute gegen den Erhalt der Gleueler Wiese, Alternativplanungen, gegen den Denkmal-, Umwelt- und Klimaschutz und für die Treue zum Unternehmen 1. FC Köln GmbH & Co KGaA – auch wenn sie das Gegenteil beteuerten. Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ kündigt heute eine Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Münster an.

In einer hitzigen Debatte des Kölner Stadtrates tauschten die Befürworter der Pläne des Unternehmens 1. FC Köln GmbH & Co KGaA, das sind CDU, SPD und FDP und die Gegner des Ausbauprojektes auf der Gleueler Wiese, Grüne, Linke oder die Wählergruppe Gut ihre Argumente aus, die in der Öffentlichkeit seit Monaten bekannt sind. Die Befürworter der FC-Pläne berufen sich auf das „Sportband“, ein Begriff der beschreiben soll, dass schon die Planer des Grüngürtels in den 20er Jahren genau eine solche Nutzung vorsahen. Dabei ist offensichtlich, dass dieser historische Bezug gar nicht herzustellen ist, da es damals weder kommerziellen Profifußball in den heutigen Dimensionen gab, noch Kunstrasenplätze. Und das damit keine Sportwiesen, wie in den 20er Jahren, gemeint gewesen sein dürften, ist mehr als offensichtlich.

Es gab auch neue Argumente: Thor Zimmermann von der Wählergruppe Gut machte darauf aufmerksam, dass der Rat zwar einen Beschluss fasse, aber nicht den städtebaulichen Vertrag kenne, der noch mit dem FC ausgehandelt werde. Zimmermann erinnerte an die aktuellen Probleme am Gereonshof. Vor diesem Hintergrund sind auch die Argumente der CDU, SPD und FDP interessant, die immer darauf hinweisen, dass auf der Gleueler Wiese nun Platz für den Breitensport geschaffen werde, obwohl dies noch Teil der Verhandlungen das städtebaulichen Vertrages mit dem 1. FC Köln sein wird. Zimmermann machte zudem aufmerksam, dass der CDU Fraktionsvorsitzende Pettelkau sich von der Lindenthaler CDU feiern ließ, weil er die Bebauung der Jahnwiese, ebenfalls Teil des Äußeren Grüngürtels, mit einem Leistungszentrum des DFB verhinderte. Jörg Frank, von den Kölner Grünen , rechnete den Befürwortern von CDU, SPD und FDP noch einmal vor, dass die Alternative in Köln-Marsdorf sowohl für ein Frischezentrum, als auch für die Planungen des 1. FC Köln gereicht hätte.

Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ kündigte heute an, dass sie gegen die Entscheidung des Kölner Rates vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster Klage erheben will. Die Klage werde unterstützt vom BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, dem NABU, Naturschutzbund Deutschland, dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, dem Grünsystem Köln und Bündnis 90/Die Grünen. Auch die Organisationen „Fortis Colonia“ oder „Landschaftspark Belvedere – Freundes- und Förderkeir zur Vollendung des Äußeren Grüngürtels“ stehen, so eine Mitteilung mit all ihren Unterstützerinnen hinter der Klage. Die Bürgerinitiative spricht von einer kurzsichtigen und rückwärtsgewandten Entscheidung und dass CDU, SPD und FDP die Augen vor dem drängendsten Problem dieser Zeit, der Klimakrise verschließe. Der Rat konterkariere mit diesem Beschluss den von ihm festgestellten Klimanotstand. Der Rat gebe mit diesem Entschluss den Weg für einen gigantischen Hochbau frei im denkmal- und landschaftsgeschützten Grüngürtel frei. Die Initiatioren der Klage sprechen von einem „Tabubruch mit Folgen“.

Lisa Gerlach, Einzelmandatsträgerin, stellte fest, dass die Entscheidung auf dem letzten Meter gefallen sei und es demokratischer gewesen wäre, die Entscheidung dem neuen Rat, der im September gewählt werde, zu überlassen. Sie gab zu Bedenken, dass heute viele Menschen vor dem Rat gegen dessen Entscheidung demonstrierten und es über 7.000 Einwendungen gegeben habe.

In einer Mitteilung schreiben die Kölner Grünen: „Reden wir Tacheles: Die aktuelle Vereinsführung des FC hat nicht ausgeschlossen, dass nach der Zerstörung der Gleueler Wiese, weitere Bauvorhaben im Grüngürtel folgen werden. SPD, CDU und FDP nehmen bewusst eine weitere Gefährdung der knappen Kölner Grünflächen in Kauf und haben heute klar gemacht, dass ihnen der Umwelt- und Klimaschutz egal ist, auch wenn sie das Gegenteil gerne auf Wahlplakate schreiben. In Zeiten der Klimakrise wird damit eine rote Linie überschritten. Wir brauchen gerade jetzt mehr und nicht weniger Klima- und Umweltschutz!“

Zurück zu antiken Zitaten: Sowohl für die den FC unterstützenden Parteien CDU, SPD, FDP als auch für das Unternehmen 1. FC Köln GmbH & Co KGaA könnte dieser Tag einen Pyrrhussieg bedeuten – also einen Sieg der teuer erkauft wird. Die einen könnten vor der Kommunalwahl in diesem Jahr viel Vertrauen verspielt haben und Glaubwürdigkeit in ihre Klima- und Umweltpolitik. Das Beharren des Unternehmens 1. FC Köln GmbH & Co KGaA auf dieser einen Lösung bedeutet durch die angekündigte Klage, dass seine Entwicklung weiter blockiert ist, mit unsicherem Ausgang.

Autor: Andi Goral