Es ist frühmorgens, noch wenige Menschen sind unterwegs. Mit einem massiven Polizeiaufgebot besetzt die Kölner Polizei im Handstreich das Gelände des städtischen Übergangswohnheims am Poller Holzweg. Von oben überwacht ein Hubschrauber das Geschehen, damit keiner flüchten kann. Wenige Minuten später besetzen Beamte der Kripo das Gelände, das zu diesem Zeitpunkt ansonsten noch menschenleer ist. Vor jedem Häusereingang sind jetzt Polizeibeamte postiert. Von den Bewohnern keine Spur zu sehen. Die Beamten wecken die Bewohner, kontrollieren. Dort wo keiner aufmacht, werden die Türen gewaltsam geöffnet. Der Ablauf professionell, ruhig.


Wohnungseinbruchsdelikte dramatisch in Köln angestiegen
Der Sprecher der Kölner Polizei Wolfgang Baldes bringt den Einsatz knapp auf den Punkt "Die Kölner Polizei duldet keine rechtsfreien Räume". Im Bereich des städtischen Übergangsheimes in Gremberg ging die Polizei davon aus, dass diese als Anlaufstelle für Täter aus Rumänien und dem ehemaligen Jugoslawien dient und viele dort auch gar nicht gemeldet sind. Die Wohnungen oft nicht von den Personen bewohnt, die dort gemeldet sind. Das dieser Zustand dort von der Stadt Köln anscheinend geduldet wird, soll sich weit herumgesprochen haben. Gegen 11 Personen hatte man Verdachtsmomente in der Hand, eine Person die sich dort aufhalten sollte wurde mit Haftbefehl gesucht. Aus diesem Grund beantragte die Kölner Polizei nach § 12 des Polizeigesetzes eine Razzia. Diese wurde ohne Einschaltung der Staatsanwaltschaft von einem Richter genehmigt, schließlich wird ja durch die polizeiliche Maßnahme das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Wohnung tangiert. Das im Poller Holzweg Straftäter Unterschlupf finden, ermittelten die Kölner Beamten zum einen selbst, zum anderen bekam man aus dem Ausland und von anderen Behörden Hinweise.

Polizei erfolgreich
In einer Wohnung ganz am Ende des Geländes wurden die Beamten fündig und stellten voraussichtliches Diebesgut in größeren Mengen sicher. Darunter acht, zum Teil teure, Fahrräder, zwei Kinderfahrräder, drei Laptops, Kameras, Mobiltelefone und vor allem Einbruchswerkzeug, wie Akkuschrauber, Brecheisen und anderes. Das vor allem die 10 Fahrräder alle in die kleine Wohnung passten erstaunte Beobachter am Meisten. Zwei Männer wurden mit dem Verdacht Einbrüche verübt zu haben, festgenommen. Der mit Haftbefehl Gesuchte, wurde auch angetroffen und der Haftbefehl vollstreckt. Zudem wurden zwei junge Frauen angetroffen, die keine Ausweispapiere mit sich führten und deren Identität jetzt geklärt werden muss.

Viele Kinder im schulpflichtigen Alter gehen nicht zur Schule
Ein kleines Mädchen aus der Nachbarwohnung beobachtet mit großen runden Augen das Geschehen. Mittlerweile sind viele der Bewohner aus ihren Häusern gekommen und sehen sich das Geschehen auf der Straße an, diskutieren das Vorgefallene. Darunter viele Familien. Die Männer tragen schwarze Anzüge und gebügelte rosafarbene Hemden. Eine Frau kocht Kaffee vor den kleinen einstöckigen Häusern. Auffallend viele Kinder und Jugendliche sind auch um 8:00 Uhr noch auf dem Gelände unterwegs und machen, bis auf ein Mädchen, dass tapfer zwischen den Polizeibeamten mit seinem Schulranzen hindurchstapft, keine Anstalten sich für die Schule fertig zu machen. Report-k.de fragte drei Jungs, die schon kurze Zeit später von ihren Eltern zurückgepfiffen wurden. Einer meinte er habe keine Lust, die Schule sei langweilig, ein anderer, der in die zweite Klasse einer Grundschule geht: "Ich habe verschlafen, das Taxi ist jetzt weg".  Mit der Schulpflicht scheint man es nicht so ernst zu meinen und auch die Stadt Köln scheint nicht gerade hinterher zu sein, denn die drei Jungs bestätigen, dass sie häufiger nicht zur Schule gehen. Und auf dem Gelände waren noch mehr Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter unterwegs. Ein Sprecher der Stadt Köln sieht hier die Stadt nicht besonders in der Pflicht "was wollen Sie denn da machen" und meinte auf Anfrage von report-k.de, dass hier vor allem die Eltern in der Pflicht seien, wollte aber mal nachhören ob denn dem städtischen Ordnungsdienst Auffälligkeiten bekannt seien. Die Stadt so der Sprecher weiter setze bei den Kindern erst auf pädagogische Hilfsmittel und Schriftverkehr. Zunächst sei auch das Schulverwaltungsamt zuständig und nur als allerletztes Mittel das städtische Ordnungsamt.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist im ersten Quartal 2010 deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden der Polizei Köln in den ersten drei Monaten 10 Prozent mehr Einbrüche gemeldet. "Wir wollen erreichen, dass Menschen in Köln nachhaltig ruhiger leben können", so Baldes, der auch deutlich machte, dass diese Aktion ein Baustein in einer Reihe von Maßnahmen sei. Da gibt es noch die Aktion "Wachsamer Nachbarn" oder die vielen Verkehrskontrollen. "Wir werden uns um die Wohnungseinbrüche ganz besonders kümmern und dafür sorgen, dass kein rechtsfreier Raum entsteht", so Baldes weiter.

Das Gelände des städtischen Wohnheims changiert zwischen gepflegtem und ungepflegtem Zustand. Immer wieder gibt es Stellen an denen Menschen etwas zusammengetragen haben. Vor den Häusern stehen manchmal alte Sessel oder Müll liegt davor. Die Türen verkratzt, die Dächer scheinen renoviert. 21 Familien und insgesamt 104 Menschen leben hier. Das Wohnheim habe den Status "besser". Es gäbe kein ständiges Kommen und Gehen, der Zustand besser, da jede Wohneinheit einen separaten Eingang habe und eine eigene Dusche und WC. Ein Unternehmen, dass direkt an das städtische Wohnheim angrenzt hat sich regelrecht verbarrikadiert und auf eine schon hohe Mauer auch noch Nato-Stacheldraht gesetzt. Am Eingang des Geländes ein paar vergilbte Zettel von der Stadt und Werbung eines Sicherheitsunternehmens. Sonst nichts. Ein idealer Ort, schön im Grünen zwischen Bahnstrecke und am Rande eines Gewerbegebietes, weit ab vom Schuss, für Menschen mit krimineller Energie, die etwas verbergen wollen. Schade auch für die Anständigen dort vor Ort, die damit mit in Misskredit kommen. Da wundert es nicht, dass dieser Ort eine magische Anziehungskraft ausübt. Die Stadt wäre gut beraten sich mehr zu kümmern.

Aktualisiert um 18:00 Uhr
Polizei nahm drei Männer fest
Bei der Razzia heute Morgen hat die Polizei drei Männer (19, 27, 27) festgenommen – darunter auch der per Haftbefehlt gesuchet 19-Jährige. Die beiden 27-Jährigen wurden festgenommen, nachdem Beamten in ihrer Wohnung ein vermeintliches Diebeslager entdeckt hatten. In dem Übergangsheim am Poller Holzweg fanden die Fahnder unter anderem Laptops, Telefone und Fahrräder. Diese konnten teilweise aktuellen Wohnungseinbrüchen in Köln und Düren zugeordnet werden. Ein Fahrrad können die Ermittler einem Diebstahl im Stadtteil Junkersdorf zuordnen. Inzwischen konnte die Polizei einen Laptop dem eigentlichen Beistzer wieder aushändigen. Weitere Auswertungen dauern noch an.

Die gefundenen Beweise, so die Polizei Köln, bestätigten, dass sich mit dem Übergangswohnheim ein Ort gebildet hat, in dem Einbrecher Unterschlupf fänden. Die Beamten appellieren an die Bevölkerung: "Melden Sie verdächtige Beobachtungen sofort über die "110". Jedes Autokennzeichen und jede Beschreibung könne ein wichtiger Baustein sein, um Einbrüche aufzuklären.

Mehr zum Thema Wohnungseinbruch in Köln und wie man sich davor schützen kann, lesen Sie hier bei report-k.de > Link zum Artikel klicken >

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