Köln | Dr. Walter Schulz, MdR, Veranstalter des Robooter Kunstfestivals Robodonien im Odonien brachte es auf dem Punkt: „Es ist keine Frage von Tagen, wenn im Odonien keine Veranstaltungen stattfinden können, dann ist diese Lokalität tot. Und das gilt es zu verhindern.“. Mehr als 500 Menschen sind auf den Rudolfplatz vor die Hahnentorburg gekommen, um friedlich und künstlerisch für den Erhalt des Kunstortes Odonien in der Hornstraße zu demonstrieren.

Ausgangspunkt ist eine bizarre Ordnungsverfügung mit dem Titel 63/534/0212/2012 des Bauaufsichtsamtes, die Veranstaltungen unter Androhungen eines Zwangsgeldes verbietet. Streitpunkt unter anderem der zweite Rettungsweg. Kritiker halten dies für vorgeschoben und die Macher des Odonien, allen voran Odo Rumpf erklären „Durch diese Verordnung wird dem Künstlerfreistaat Odonien jegliche wirtschaftliche Basis entzogen und sein weiterer Fortbestand akut bedroht.“

Odonien als Ort der künstlerischen Unruhe erhalten

Odonien ist Kultur abseits vom Mainstream. Subkultur, einer Kulturart von der Köln in den letzten Jahren immer weniger hatte. Einer Kulturart, der in der Regel die politischen Kräfte links von der Mitte, eher zugeneigt sind. Umso erstaunter ist man über die Heftigkeit mit der dieser Kulturart an einem Ort zwischen zwei Großbordellen, Schienenanlagen der Deutschen Bahn und der sechsspurigen Stadtautobahn nun mit einer ordnungsbehördlichen Verfügung zu Leibe gerückt wird, ohne vorher den Ausgleich zu suchen. Schulz, verweist auf die Umstände des Loveparade Unglücks, die Bürokraten über vorsichtig werden lassen und die nicht nur hier abstruse Behördenverfügungen am Laufenden Band produziert, wie etwa das Fotografen nicht mehr den Bühnengraben betreten dürfen. Und dies, wie Schulz richtig moniert, nur weil in Duisburg die geltenden Regeln nicht eingehalten wurden.

Wie sieht eine moderne Stadtgesellschaft aus?

Schulz stellt richtigerweise auch die Frage nach der Urbanität und wie eine Stadtgesellschaft aussehen soll und beantwortet sie mit „reichhaltig“. Hier hat er Recht, wenn er fordert, dass Köln nicht zum größten Dorf im Land verkommen darf, wo um 22 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Köln braucht einen Platz für experimentelle Kunst, Musik, soziales Miteinander oder Zirkus wo innovative Querdenker handeln und machen können, wie Schulz es will: „Wir wollen einen lebendigen Stadtorganismus, wo auch das Unruhige und Unangepasste seinen Platz hat und nicht nur kleinbürgerliche Idylle. Und wer die Kunstgeschichte kennt, der weiß, dass das was heute Alternativ, morgen Avantgarde und wenn alle Macher tot sind Hochkultur ist.“

Eigene Kultur ist Menschenrecht

Hans Mörtter, Pfarrer der Ev. Lutherkirche in der Südstadt sieht einen speziellen Umgang der Stadtverwaltung mit alternativen Kulturorten und forderte die Stadt auf alle Kulturarten zu pflegen und diesen zu dienen und nicht umgekehrt. Es sei das kulturelle Recht, wie es auch schon die UNO festgelegt habe, jedes Menschen seine eigene Kultur zu leben. Mörtter fordert einen runden Tisch zur Veranstaltungskultur um eine eigene Lobby gegen die Verwaltung zu etablieren. Klaus der Geiger spielte und erklärte, dass er total stinkig war, als man seinen Auftritt im Odonien abgesagt hatte und erklärte, dass man dann, so wie heute die Auftrittsorte eben an den Rudolfplatz oder den Chlodwigplatz verlegen müsse.

Online Petition unterzeichnen

Rund 500 Menschen waren auf den Rudolfplatz gekommen, verteilten an die Kulturpolitik der Stadt „O Points“ in Anlehnung an den gestrigen ESC und gaben dem „Freestate of Odonien 12 Points“ auf ihren Pappschildern oder forderten einen Fluchtweg für die Kultur in Köln. Über 4000 Menschen haben im Netz bereits eine Online-Petition unterzeichnet. Die kann man übrigens hier unterzeichnen: http://www.facebook.com/RettetOdonien Neben Klaus dem Geiger spielten auch Papa Verde, gemeinsam mit dem Perkussionisten Roland Peil, der spontan zum Mitsingen aufforderte, Liedtext: „Wir lassen uns Odonien nicht verbieten…“.

Mehr zu Odonien: www.odonien.de

Autor: Andi Goral
Foto: Rettet Odonien, Papa Verde auf der kleinen improvisierten Bühne