Berlin | Andreas Rettig ist nach den Ausschreitungen Dresdner Fußballfans beim DFB-Pokalspiel in Hannover am späten Mittwochabend erschrocken. „Das Stadionerlebnis darf für alle kein Ort des Schreckens werden, auch nicht für Polizisten“, sagte der designierte Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Donnerstag im „Morgenmagazin“ des ZDF. Am Mittwoch waren zahlreiche Anhänger von Dynamo Dresden am Rande der 3:4-Niederlage nach Elfmeterschießen bei Hannover 96 durch gewaltsame Aktionen aufgefallen, hatten versucht, ins Stadion einzudringen, Feuerwerkskörper auf den Rängen gezündet und nach dem Spiel den Innenraum gestürmt. Die Polizei nahm 16 Personen fest. Polizeibeamte fürchteten um ihre Sicherheit

Rettig verteidigte am Donnerstag erneut das bei Fans umstrittene Papier der DFL zur Stadionsicherheit. „Es ist kein in Stein gemeißeltes Konzept, sondern eine Diskussionsgrundlage“, gab sich der 49-Jährige gesprächsbereit. Vieles aus dem Papier werde in der Öffentlichkeit übertrieben dargestellt, kritisierte der frühere Manager des FC Augsburg. „99 Prozent der Fans geht das am Ende gar nichts an“, sie seien keine Gewalttäter und von den Maßnahmen nicht betroffen. „Jeder, der Regeln aufstellt und überwacht, wird Gegner haben“, sagte Rettig zum Widerspruch aus Fankreisen. In dem Papier waren unter anderem das strikte Verbot von Pyrotechnik, längere Stadionverbote und genauere Einlasskontrollen vorgeschlagen worden.

Gegenüber Gewalttätern forderte Rettig eine klare Abgrenzung: „Diese Chaoten werden mit keinem Konzept der Welt zu beruhigen sein“, er ergänzte: „Das sind Leute, die vorsätzlich Pyrotechnik ins Stadion schmuggeln.“ Von der Politik verlangte der designierte DFL-Geschäftsführer neben Forderungen nach mehr restriktiven Maßnahmen gegen Gewalttäter auch die finanzielle Unterstützung von Präventionsarbeit. „Die DFL hat ihre Mittel schon erhöht“, betonte er, die Politik müsse ebenfalls finanzielle Mittel für vorbeugende Maßnahmen gegen Gewalt bereitstellen.

Auch Reinhard Rauball will den Staat stärker in die Pflicht nehmen. „Es ist ein verheerendes Signal der Politik, wenn Kommunen Fanprojekte nicht mehr mitfinanzieren und sich aus der Verantwortung ziehen“, sagte der Präsident des Ligaverbandes der „Bild“-Zeitung (Donnerstagausgabe). Das Sicherheitspapier der DFL hielt Rauball ebenfalls für diskussionsfähig, betonte aber auch: „Gewalt, Pyrotechnik und Rassismus wollen wir nicht. Personen, die das nicht akzeptieren, haben in unseren Stadien nichts zu suchen.“

Autor: dapd