Köln | aktualisiert | Die Rheinenergie hat am heutigen Montag ihre Zahlen für das Jahr 2016 vorgelegt. Es ist ein Geschäftsjahr gekennzeichnet von den Herausforderungen, des sich immer komplexer gestaltenden Marktes und der eigenen Aufstellung für die Zukunft darin, betont der Vorstand am Vormittag im Rahmen ihrer Jahrespressekonferenz. Im Interview mit report-K spricht Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandsvorsitzender der Rheinenergie, über das vergangene Geschäftsjahr, besondere Herausforderungen, Erneuerungen und über die Erwartungen für das Jahr 2017.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Umsatz ohne Energiesteuer der Rheinenergie ist für 2016 leicht gestiegen. Er liegt mit rund 2,64 Milliarden Euro über dem von 2015 mit 2,28 Milliarden Euro. Der konsolidierte Umsatz der Rheinenergie Gruppe – zu der neben der Rheinenergie die wesentlichen Tochtergesellschaften im Kraftwerks-, Netz- und Handelsbereich zählen – ist ebenfalls auf 3,67 Milliarden Euro gestiegen. Im Jahr zuvor waren es 3,57 Millarden Euro.

Unternehmensergebnis Rheinenergie 2016 – 155 Millionen Euro

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) für das abgelaufene Geschäftsjahr beläuft sich auf 263 Millionen Euro, sagt Dieter Hassel, kaufmännischer Vorstand der Rheinenergie. Damit liegt es rund 28 Millionen höher als im Vorjahr. Beim Ergebnis vor Ertragssteuern ergibt sich für 2016 ein im Vergleich zum Vorjahr nahezu unveränderter Wert von 164 Millionen Euro, 2015 waren es 163 Millionen.

Das Unternehmensergebnis beträgt für 2016 ebenso wie im Jahr 2015 rund 155 Millionen Euro.

Ergebnis geprägt von negativen wie positiven Sondereffekten

Das Geschäftsjahr 2016 sei geprägt von negativen, als auch von positiven, Sondereffekten. Notwendige bilanzielle Abschreibungen und Risiko-Vorsorgemaßnahmen bei kohlebefeuerten Anlagen aufgrund der erwarteten energiewirtschaftlichen Marktentwicklung ließen sich kompensieren durch das Auflösen von Rückstellungen wegen veränderter Risiko-Einschätzungen. Dazu kamen Zuschreibungen sowie eine Entlastung beim Personalaufwand aufgrund der Neuberechnung der Diskontierungssätze für Pensionsverpflichtungen.

Die Investitionstätigkeit der Rheinenergie lag 2016 mit 135 Millionen Euro nochmals über dem Betrag von 122 Millionen Euro im Vorjahr. Dabei soll der weitere Ausbau der Infrastruktur ebenso eine Rolle, wie die Kapitalstärkung bei verschiedenen Beteiligungsgesellschaften, gespielt haben. Der Personalbestand des Unternehmens sei leicht zurückgegangen (Ruhestand). Er lag im Jahresmittel 2016 bei 3.085 gegenüber einem Stand von 3.113 im Jahr davor (jeweils ohne Auszubildende).

Operatives Geschäft der Rheinenergie

Der Stromabsatz der Rheinenergie ist im Jahr 2016 auf 17,2 Milliarden Kilowattstunden, gegenüber 14,4 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2015, gestiegen. Beim Erdgasverkauf zeigte sich für das Berichtsjahr 2016 eine weitere Verbesserung der Absatzsituation. Direkt bei der Rheinenergie betrug der Absatz 9,1 Milliarden Kilowattstunden, zuvor waren es 8,35.

Auch der Verkauf von Fernwärme sei erneut gestiegen. Der Absatz betrug 2016 1,17 Milliarden Kilowattstunden gegenüber 1,13 Milliarden Kilowattstunden im Jahr davor, sagt Hassel. Weiter positiv entwickle sich auch der Verkauf der Wärme aus dem Energiecontracting, der von 613 Millionen Kilowattstunden auf 679 Millionen Kilowattstunden zugelegt hat. 2014 waren es noch unter 450. Prozessdampf spiele vor allem in der Industrie eine Rolle. Dabei habe die Rheinenergie 579 Millionen Kilowattstunden verkauft, 2015 waren es 566.

Der Wasserabsatz sei weiter leicht gestiegen und lag bei rund 85 Millionen Kubikmetern (83,5 Millionen Kubikmeter 2015), sagt Hassel. Grund dafür sei auch, dass Köln und das Rheinland wachsen.

Operatives Geschäft der Rheinenergie-Gruppe

Der Stromverkauf der Rheinenergie-Gruppe insgesamt beläuft sich auf 25 Milliarden Kilowattstunden; ein Anstieg gegenüber 2015 mit 21,2 Milliarden Kilowattstunden. Auch der Erdgasabsatz der Gruppe stieg von 45,2 Milliarden Kilowattstunden auf 53,9 Milliarden Kilowattstunden.

Erstes Quartal 2017

Aufgrund der länger anhaltenden kühlen Witterungsverhältnisse zu Beginn des Jahres 2017 konnte die Rheinenergie bei den wesentlichen Absatz- und Ergebniszahlen für das erste Quartal jeweils die geplanten Größenordnungen erreichen. Die Rheinenergie hat ihre Zahlen gehalten und bei weiterhin unter hohem Druck stehenden Margen mit gesteigerten Absatzmengen Ergebnisse halten oder stabilisieren können. Trotzdem sieht man in der Unternehmensleitung den Bedarf für weitere erhebliche Anstrengungen und Effizienzverbesserungen.

Intelligente Messsysteme und Ausbau der Infrastruktur

Gemäß den gesetzlichen Vorgaben ersetzt die Rheinenergie ab diesem Jahr im Rahmen des Smart-Meter-Rollouts die bisherigen analogen Stromzähler durch neue, digitale Modelle. Rund eine Million Zähler stehen im Netzgebiet der RNG in den kommenden Jahren zum Austausch an. In Köln strebt man künftig rund 70.000 Zählerwechsel pro Jahr an. Dazu kommt ein Potential von insgesamt rund 110.000 echten Smart Metern, die mehr Leistungsdaten erfassen können und die auch für eine Datenfernübertragung ausgelegt sind. Diese Systeme können Kunden wahlweise erhalten, ab einem bestimmten Jahresverbrauch sind sie gesetzlich vorgeschrieben.

Ein weiteres großes Projekt werde in den kommenden Jahren beginnen und betreffe alle, die auf Erdgasversorgung setzen: Die sogenannte Marktraumumstellung Erdgas von Gas einer bestimmten Qualität aus den Niederlanden auf Gas mit einem anderen Energieinhalt aus anderen Regionen und Ländern. Schrittweise werden dazu in den nächsten Jahren die Netzabschnitte und alle Gasendgeräte umgestellt. Insgesamt hat die Rheinenergie alleine im Kölner Stadtgebiet im vergangenen Jahr 100 Kilometer Versorgungsleitungen neu erstellt oder vorhandene Systeme durch neue ersetzt. Dafür hat das Unternehmen rund 30 Millionen Euro investiert.

„Wir sind eine wachsende Region, und wenn eine Region wächst, dann muss die Infrastruktur vorangehen. Sicher ärgert sich mancher Bürger hin und wieder über unsere Baustellen und deren Randerscheinungen. Sie sind aber ein sichtbares Zeichen für die ansonsten unsichtbare Leistung“, sagt Netzvorstand Dr. Andreas Cerbe.

Derzeit beschäftigen das Unternehmen in Köln sowie der Umgebung einige größere Ausbauvorhaben. Eines davon ist die Verbindung der beiden historisch bislang getrennten Wassernetze im links- und rechtsrheinischen Köln durch eine neue Rheinunterquerung im Süden der Stadt. Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Rechtsrheinischen hat mit dem Ringschluss der neuen Transportleitung einen entscheidenden Schritt gemacht. Die Erschließung der Mülheimer Quartiere hat begonnen, derzeit verlegt die Rheinenergie Versorgungsleitungen im Bereich nördlich der Mülheimer Brücke.

Rheinenergie fordert Rechtsrahmen in der Energiepolitik

Damit die Energiewende für die Endkunden bezahlbar bleibt, fordert Dr. Steinkamp klare politische Rahmenbedienungen und mehr Marktfreiheit. Staatlich veranlasste Steuern, Umlagen und Entgelte machen mittlerweile für den Bürger mehr als die Hälfte des Strompreises aus. Dies werde sich in den kommenden Jahren nicht zum besseren ändern, sondern weiter steigen. Hier muss gegengesteuert werden, betont der Vorstand am heutigen Vormittag. „Wir müssen zum Beispiel den Ausstoß von Kohlendioxid verteuern und damit die Aufgaben der Energiewende finanzieren. Dafür benötigen wir einen europaweit funktionierenden Markt für CO2-Zertifikate. Wir müssen den Sektor viel stärker in unsere Überlegungen einbeziehen. In einer Großstadt wie Köln erreichen wir vergleichsweise schnell und kostengünstig signifikante Klimaeffekte etwa durch den Ausbau der vor Ort emissionsfreien Nah- und Fernwärme, die andere Einzelheizungen ablöst und natürlich auch durch Nutzung von regenerativer Wärmeerzeugung über Solarthermie und Wärmepumpen“, sagt Dr. Steinkamp.

Autor: Irem Barlin