Am kommenden Samstag, 6. August, verzaubert wieder die Rheinlese ihrer Zuhörer. Während die entspannt am Rodenkirchener Rheinufer im Sand liegen, lesen vier Autoren ihre Texte auf Barhockern mitten im Rhein sitzend. In diesem Jahr sind mit dabei: Kabarettistin Gerlis Zillgens, Liedermacher und Autor Andreas Hauffe, der in diesem Jahr für den Mannheimer Jugendbuchpreis nominiert wurde, Comedian Georg Schnitzler und Kabarettist Martin Cordemann. Moderiert wird die Veranstaltung von Schauspieler Gerd Buurmann, langjähriger Leiter des Severins-Burg-Theater. Für den musikalischen Part des Abends sorgt der Songwriter und Comdian  Cris Revon.

Report-k.de: Sehr geehrter Herr Waier, seit neun Jahren findet alljährlich die Rheinlese in Rodenkirchen statt. Wie fühlt es sich an, im Rhein sitzend zu lesen?
Walter Waier, Gründer der Rheinlese, Künstler und Schriftsteller: Es ist ein ganz und gar einmaliges Gefühl. Denn anders als in geschlossenen Räumen sitzen wir Autoren dort mitten in einer offenen Landschaft. Hinter uns fahren große Schiffe vorbei, Bäume rauschen im Wind, Tiere fliegen umher und das Publikum sitzt weit weg am Ufer. Dadurch dass man keinen direkten Kontakt zum Publikum hat, kommen dessen Reaktionen auf die Texte verzögert bei einem an. Daran muss man sich erst gewöhnen. Aber es ist einfach nur schön, beim Vorlesen, die Füße im warmen Wasser hängen zu haben und diese einzigartige Stimmung zu genießen.

Wie entstand die Idee zu einer Lesung mitten im Rhein?
Ich habe vor einigen Jahren auf Fehmarn Urlaub gemacht. An einem Juni-Tag lag die Ostsee vollkommen ruhig da und Nebel hatte sich über dem Wasser gebildet. Da bekam ich Lust, mich mit meinem Campingtisch und meinem Stuhl direkt ins seichte Wasser zu setzen. Dort saß ich dann, habe Rotwein getrunken, Käse gegessen und angefangen zu schreiben. Durch den Nebel bahnte sich plötzlich ein Wanderer den Weg an meinem Tisch vorbei. Als er die Szenerie erblickte, erschreckte er sich ganz schön. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie toll die Stimmung für eine Lesung geeignet sei. Vier Jahre lang habe ich dann diese Idee mit mir herumgetragen. Als ich dann nach Köln zog, wollte ich das hier unbedingt einmal im Rhein ausprobieren. So entstand 2002 die erste Rheinlese – noch ohne Genehmigung und nur mit und für Freunde. Irgendjemand hatte dann doch die Presse angerufen und so erschien ein erster Artikel über uns. Im kommenden Jahr wurde ich dann gefragt, ob das nicht als öffentliche Veranstaltung durchzuführen sei. Innerhalb von nur vier Wochen organisierte sich 2003 die erste offizielle Rheinlese. Mit jedem Jahr entwickelt sie sich nun weiter.

Was macht die Rheinlese heute aus?
Inzwischen ist sie zu einer schon fast traditionellen Veranstaltung im Sommer in Köln geworden. Tatsächlich rufen mich am Sommeranfang immer wieder Menschen an, die die Rheinlese jedes Jahr besuchen und wissen wollen, wann es wieder so weit ist. Dabei wird die Lesung bis heute nicht durch öffentliche Gelder gefördert. Und das soll auch so bleiben. Denn so kann sie aus der freien Szene heraus entstehen. Wir verstehen die Veranstaltung auch als Experimentierfeld und probieren immer wieder neue Formate und neue Texte aus. So wurde ich für das kommende Jahr etwa von einem Künstler angefragt, der gerne eine Licht-Installation zeigen würde. Das wäre etwa eine denkbare Erweiterung für das Format.

Was erwartet die Besucher in diesem Jahr?
2011 haben wir der Rheinlese erstmals so etwas wie ein Thema gegeben – so werden am Samstag alle Texte kabarettistisch angelegt sein. Neben bei der Rheinlese bekannten Autoren haben wir auch einige Neue dabei. So werden erstmals  Gerlis Zillges und Georg Schnitzler lesen. Erstmals dabei ist auch unser diesjähriger Moderator Gerd Buurmann, der lange das Severins-Burg-Theater geleitet hat. Wie in den Vorjahren werden die Texte auch 2011 musikalisch geleitet. Dazu haben wir in diesem Jahr Cris Revon eingeladen. Er selbst versteht sich ein bisschen selbstironisch als die "Pop-Hoffnung" Kölns und ist als Songwriter und Comedian bekannt.

Mit wie vielen Besuchern rechnen sie am Samstag?
Bei dem derzeitigen Wetter werden wohl etwa 100 bis 150 Menschen kommen. Bei sehr gutem Wetter kommen manchmal auch 300 Zuhörer. Viele von ihnen kommen in jedem Jahr.

Die Akteure treten in jedem Jahr im Anzug auf. Gilt Gleiches auch für die Zuschauer?
Nein, die Zuschauer können kommen, wie sie möchten. Manche tragen Shorts und Badelatschen, andere zelebrieren unsere Veranstaltung inzwischen richtig. Mitten unter dem Publikum habe ich etwa schon einmal einen Mann in einem CD-Anzug gesehen. Tatsächlich sitzen einige Zuhörer auch in Anzug und Fliege auf ihrer Picknickdecke. Das freut uns natürlich, wenn die Zuhörer selbst die Persiflage der Rheinlese aufgreifen und weiterführen.

Gibt es vor Ort Sitzgelegenheiten sowie Essen und Getränke oder bringt sich jeder Zuhörer selbst eine Decke und Picknick mit?
Getränke und auch Snacks dürfen nicht mitgebracht werden, weil wir dies dort verkaufen. Darüber wird die Rheinlese letztlich finanziert. Wir bieten Rot- und Weißwein, Bier, Cola, Wasser und Saft. Da dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. In diesem Jahr reichen wir dazu außerdem noch einen Cabanossi-Teller.

Rheinlese Köln
Samstag, 6. August 2011, ab 19 Uhr
Rheinufer in Köln-Rodenkirchen
Gegenüber Uferstraße/ Ecke Roonstraße, zwischen den Weiden bei Rheinkilometer 681,9

Eintritt: 12 Euro, erm. 7 Euro

Sehr geehrter Herr Waier, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen einen stimmungsvollen und erfolgreichen Abend.

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung