Das Grabmal des Lucius Poblicius verschwindet hinter einem schützenden Gerüst. Foto: Eppinger

Köln Das Römisch-Germanische Museum wird für die Generalsanierung vorbereitet.

Wenn ein großer Umbau ansteht, muss ein Gebäude leergeräumt werden, damit nichts beschädigt wird. Das ist bei der anstehenden Generalsanierung des 1974 eröffneten Römisch-Germanischen Museums (RGM) am Kölner Roncalliplatz genauso. Zu wurden bislang beispielsweise rund 650 Steindenkmäler ausgelagert und zu sicheren Depots in der Stadt gebracht. Selbst der große Grabgiebel und der Nordtorbogen sind bald an der Reihe. Bis Ende des Jahres soll das Museum bereit für den Umbau sein.

Allerdings können nicht alle Exponate aus dem Haus geschafft werden, weil sie für den Abbau und einen nachfolgenden Transport einfach zu groß sind. Das ist bei den beiden Herzstücken des RGM der Fall. So wurde das Dionysosmosaik bereits vom Kölner Unternehmen Odendahl mit einem Schwerlastgerüst versehen und mit speziellen Platten verschlossen, die auch große Lasten wie weitere Gerüste tragen können.

Für die Generalsanierung muss das Museum leergeräumt werden. Foto: Eppinger

Das Mosaik befindet sich noch an der Stelle, wo es 1941 bei Grabungen für den Dombunker entdeckt worden ist. Dieser Fund war in den 70er Jahren der Anlass, das berühmte Museum direkt im Schatten des Doms zu bauen. Mehr als 20 Millionen Besucher waren bislang im Haus, weitere Hunderte Millionen haben sich an der Glasfront des Museums die Nase plattgedrückt, um einen Blick auf das gut erhaltene Dionysosmosaik zu erhaschen.

Ein weiterer Blickfang ist dort das aus Kalkstein bestehende Grabmal des Lucius Poblicius. Dieser hatte als Soldat etwa 25 Jahre in der fünften Legion in Xanten gedient und war danach wohl in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts als Kaufmann in der ersten großen Blütezeit des antiken Kölns zu Geld gekommen.

Nur so konnte er für sich und seine Familie ein 15 Meter hohes Grabmal errichten, das seinen Platz dort hatte, wo heute in der Südstadt das Brauhaus „Früh em Veedel“ steht. Es entstand, wie damals üblich, etwa einen Kilometer von der römischen Stadtmauer entfernt und sollte die Nachwelt beeindrucken.

Die Figuren im Grabmal müssen teilweise entfernt und eingelagert werden. Foto: Eppinger

Gefunden wurden ein Großteil der 130 noch erhaltenen Originalsteine bei einer privaten Grabung im Keller eines Wohnhauses in der Südstadt. Mit ihnen konnte das imposante Grabmal rekonstruiert werden. „Das ist das am besten erhaltene Grabmal in der Provinz Niedergermanien. Es bildet zusammen mit dem Dionysosmosaik die Herzkammer unseres Museums und muss daher besonders geschützt werden“, sagt Museumsdirektor Marcus Trier.

Etwa zehn Prozent der ursprünglich 1200 bis 1300 Steine sind erhalten geblieben, die übrigen befinden sich wohl immer noch im Boden der Südstadt. Der Rest des Grabmals wurde von den Experten rekonstruiert. Zu ihm gehört auch eine Personengruppe, die unter anderem Lucius Poblicius und seine früh verstorbene kleine Tochter zeigt. Um den optimalen Schutz zu gewährleisten, mussten nun einige dieser Figuren sowie drei weitere vom pyramidenförmigen Dach entfernt und ebenfalls im Depot eingelagert werden.

„Die Figurengruppe auf der Spitze des Dachs wird später nicht zurückkehren. Sie passt wegen der Proportionen nicht zum Grabmal. Wir werden diese durch einen passenden Pinienzapfen aus unserer Sammlung ersetzen“, erläutert Trier. Er und sein Team haben durch das Schutzgerüst, das gerade errichtet wird, einen besonderen, hautnahen Einblick auf das Grabmal, der so in den vergangenen 48 Jahren nicht möglich war.

Die Figur der früh verstorbenen Tochter des Poblicius. Foto: Eppinger

„Das Gerüst ist begehbar und wir werden die Zeit jetzt nutzen, um das Grabmal genau zu untersuchen und zu erfassen.“ Das Gerüst wird, wenn es fertig ist, wie schon beim Dionysosmosaik mit Dämmplatten verschlossen, sodass eine Klimakammer entsteht, in der das Grabmal die optimalen Temperaturen und die optimale Luftfeuchtigkeit in der Sanierungsphase bekommt. „Die klimatischen Bedingungen werden genau überwacht, sodass wir bei Problemen sofort eingreifen können.“

Beim Bau stellte das 15 Meter hohe Grabmal übrigens eine Herausforderung dar. Man hatte das Museumsgebäude zu flach geplant und musste es für das steinerne Denkmal noch einmal aufstocken. Auf seinen Anblick von den Glasfenstern an der Domplatte müssen die Kölner und ihre Besucher jetzt erst einmal verzichten, bis das Römisch-Germanische Museum wiedereröffnet wird.