Köln | Das Römisch-Germanische Museum Köln  (RGM) zeigt vom 19. Juli bis 3. November eine Sonderausstellung unter dem Namen „Lyra, Tibiae, Cymbala…Musik im römischen Köln“. Die Ausstellung, die rund 60 Instrumente und Darstellungen von Musik und Tanz aus der Zeit des ersten bis vierten Jahrhunderts umfasst, verteilt sich dabei auf die gesamte Dauerausstellung des Museums, ergänzt durch eine Sonderschau im Eingangsbereich.

Hier ein kleiner Eindruck von der Ausstellung >>

Am Ende des Artikels finden Sie kurze Videos, in denen eine Cithara sowie eine Wasserorgel von Musikarchäologin Susanne Rühling gespielt werden.

Neben zahlreichen kleineren Instrumenten, darunter Blasinstrumente, Schellen und Rasseln  – sowie zahlreichen Gegenständen mit Musikdarstellungen, gilt das Hauptaugenmerk dem Cornu, einem kreisrunden Horn, vielen auch bekannt aus diversen Asterix-Comics und Sandalenfilmen.

Weiterer Höhepunkt der Sonderschau: eine Wasserorgel, die sogenannte „Hydraulis“aus der zweiten Hälfte des dritten Jahrhundert. Eine Wasserorgel besteht, wie eine moderne Kirchenorgel aus metallenen Pfeifen. Die Besonderheit bei der antiken Orgel ist die Tatsache, dass sich unter den Pfeifen ein Bassin von rund 50 Litern Volumen verbirgt. Das Wasser im Bassin wurde mittels zweier Sklaven am Blasebalg unter Druck gesetzt, die angestaute Luft erzeugte durch Ableiten der Luft durch die Pfeifen Töne, die stark die einer Panflöte erinnern.

Konkret handelt es sich bei der Hydraulis der Ausstellung um den Nachbau einer Wasserorgel, die 1930 in der Nähe von Budapest gefunden wurde. Da es die Zeit unter Luftabschluss überdauert hatte, waren beinahe alle Bauteile des Instrumentes, auch jene aus Holz und Leder erhalten geblieben. Dadurch war eine originalgetreue Nachbildung erst möglich.

Die meisten Instrumente aus römischer Zeit, die aus Holz, Knochen und Tierhaut gefertigt wurden, sind durch Verrottungsprozesse meist nicht mehr erhalten, so RGM-Direktor Marcus Trier. Doch Darstellungen auf Mosaiken und Wandbildern sowie als Bestandteil von Statuen oder auch Reliefbildern hätten Aussehen und Verwendung von Musikinstrumenten dokumentiert.

Auch Noten für die Instrument sind erhalten. Allgemein sei römische Musik besser dokumentiert als Musik aus der Zeit des Mittelalters, Susanne Rühling, Musikarchäologin vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz. Sie war für die Rekonstruktion der Orgel maßgeblich verantwortlich. Aktuell gäbe es rund 60 Melodien, die aus die Römerzeit überliefert seien, ebenso wie umfangreiche musiktheoretische Literatur, so Rühling. Daraus lasse sich relativ gut schließen, wie die Instrumente der Röhme bespielt wurden und wie sie geklungen haben.  Auf dem berühmten Dinoysos-Mosaik, dem Herzstück des RGM, finden sich ebenfalls Darstellungen von Instrumenten. Darunter auch die sogenannte Syrinx, besser bekannt unter dem Namen Pan-Flöte, die im Übergang vom zweiten zum dritten Jahrhundert auch im Rheinland „en vogue“ gewesen sein dürfte, so Friederike Naumann-Steckner, Kuratorin der Ausstellung.

Musik sei zur Zeit der Römer in Köln ein Massenphänomen gewesen. Dies belegten zahlreiche Dokumente an die Magistrale der Stadt, in denen sich Kölner über laut musizierende Anwohner beschwerten. Auch dürften die Geschmäcker damals schon verschieden ausgeprägt gewesen sein: neben streng normierten Musikstücken, die dem Kult, wie etwa beim Opferritual vorbehalten waren, habe es bei der Unterhaltungsmusik verschiedene Stilrichtungen gegeben, erläutert Museumsdirektor Trier.  

Ebenso ausgestellt: eine Replik einer Cithara, einem Saiteninstrument, ähnlich einer Leier, jedoch, wie eine moderne Gitarre, mit einem Plektrum gespielt. Instrumente im festen Bestand der Dauerausstellung hat Kuratorin Naumann-Steckner an ihrem angestammten Platz gelassen, eine für die Sonderausstellung einheitlich blaue Info-Tafel auf der eine römische Leier abgebildet ist, soll den nötigen Zusammenhang herstellen. „Die Besucher sollen sich ruhig mehr ansehen, als nur die Instrumente“, so Naumann-Steckner, so entstehe eine kleine Schnitzeljagd durch das Museum.

Die Ausstellung, in der auch auf Displays Funktionsweise und Klang einiger Instrumente vorgeführt werden, entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Altertumskunde der Universität zu Köln, der Hochschule für Musik und Tanz Köln und dem Ensemble „Musica Romana“. Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog mit 116 Seiten und 63 Abbildungen.  

Autor: Daniel Deininger
Foto: Die Nachbildung eines Cornu aus dem dritten Jahrhundert.