Akrobatik pur bei der Roncalli-Premiere am Donnerstag Abend. Foto: Bopp

Köln | Schon beim Weg von der U-Bahn hoch auf den Neumarkt steigt der gut bekannte Duft von frischem Popcorn in die Nase.

Auf dem Platz angekommen, fällt der Blick auf die schönen Zirkuswagen und das große Zelt, vor dem viele gut gelaunte Menschen am Abend auf Einlass warten.

Roncalli ist auf den Neumarkt zurückgekehrt und kann nach zwei Jahren Wartezeit sein Heimspiel in Köln beginnen. Es scheint ein wenig so, als ob es all die Krisen, die Menschen seit langer Zeit beschäftigen, jetzt für einen Moment in den Hintergrund treten.

Entsprechend emotional ist die Begrüßung von Zirkuschef Bernhard Paul, der mit seinem Team lange warten musste, bis er nun endlich sein neues Programm „All for Art for All“ präsentieren kann. 2020 musste sein Zirkus kurz vor der Premiere alles absagen und in eine lange Warteschleife gehen.

Die spielfreie Zeit überbrückte Paul, indem er zwei Bücher schrieb und einen Film drehte. Der Kostümfundus im Kölner Winterlager wurde ausgemistet und in den Werkstätten auf Vordermann gebracht.

Roncalli ist zurück am Neumarkt. Foto: Bopp

Roncalli: Viel kölsche Prominenz bei der Premiere

Doch all das scheint vergessen, als Bernhard Paul am Donnerstagabend kurz nach 20 Uhr ins Rampenlicht tritt und sein Premierenpublikum begrüßt. Dort findet sich viel kölsche Prominenz wie die Moderatoren Guido Cantz, Jean Pütz und Aleksandra Bechtel, der Politiker Wolfgang Bosbach, die Schauspieler Liz Baffoe und Erdogan Atalay, die Handballlegende Heiner Brand, FC-Profi Jonas Hector, Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort, Domdechant Monsignore Robert Kleine und Arena-Chef Stefan Löcher.

Von Gendern mit Sternchen hält Bernhard Paul nur wenig, dafür begrüßt er seine Gäste mit „hochverehrtes Publikum“ so traditionell wie doch politisch korrekt. Und die Politik erinnert der Zirkuschef an sein großes Museumsprojekt im Kölner Winterlager, das er gerne „noch zu Lebenszeiten“ realisieren würde. Entsprechende Gespräche mit Kölns OB Henriette Reker gab es in dieser Woche.

Was dem Publikum gefehlt hat, zeigt sich schon direkt zu Beginn im festlich erleuchteten Zirkuszelt. Mächtige Elefantenkühe mit ihren Jungtieren zeigen sich dem Publikum, allerdings nicht real, sondern als Hologramm. Echte Tiere hat man bei Roncalli schon lange aus dem Rampenlicht verbannt.

Dann wird es staatstragend – die Queen erreicht mit ihrem Gefolge inklusive der Pagen und Hofnarren die Manege. Hinter dem Staatsoberhaupt steckt die britische Komikerin Krissie Illing, die mit dem Stoffhund unterm Arm und der Krone auf dem Kopf für die ersten Lacher sorgt.

Munchs „Der Schrei“ wird im Zirkus Roncalli lebendig. Foto: Bopp

Zirkus Roncalli: Große Werke beim Catwalk der Kunst

Zu den Höhepunkten des Premierenabends zählt der „Catwalk der Kunst“, der große Kunstwerke wie „Der Schrei“ von Edvard Munch, Leonardo da Vinci’s „Mona Lisa“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ von Jan Vermeer lebendig werden lässt. Auch andere große Künstler wie Salvador Dalí, Frida Kahlo und Vincent van Gogh kommen ins Zirkusrund. Noch lebendiger wird die Kunst mit der Handstandakrobatin Maria Sarach, die sich als Mondrian-Gemälde zeigt. So faszinierend hat man Kunst wohl noch nie erlebt.

Als Steampunk kommt Paolo Carillon in die Manege von Roncalli, um sein Publikum mit seiner Seifenblasen-Poesie zu verzaubern. Er bringt nicht nur Rauch in seine fragilen Gebilde, sondern verwandelt eine Seifenblase problemlos zum Aquarium für einen kleinen Clownfisch.

Erstmals wird der gelernte Autodesigner von seiner Tochter Nox begleitet, Neben diesen wunderschönen stillen Momenten ist auch Action am Neumarkt angesagt, wenn das Quartett „Jump’n’Roll“ im Zebralook auf Sprungstelzen durch die Manege hüpft. Später geht es für die vier noch mit dem Katapult hoch über die Köpfe des Publikums.

Roncalli-Direktor Bernhard Paul bei seiner Ansprache. Foto: Bopp

Zu den Klassikern gehören bei Roncalli die Clowns, angeführt vom Weißclown Gensi. Im zur Seite stehen Clown Rico, der jede Umbaupause geschickt nutzt, um sein Können zu zeigen und um das Publikum zum Lachen zu bringen. Ein alter Bekannter ist auch Anatoli Akermann, der seit 2014 zur Roncalli-Familie gehört.

Für große Momente mit atemberaubender Luftakrobatik sorgt das Duo Luna. Rasant wird es beim Duo Minasov mit seinen spektakulär schnellen Kostümwechseln. Romantisch schön ist die Art und Weise, wie das Duo Vanessa und Sven seine Kunst der Equilibristik präsentiert.

Service: Der Circus Roncalli ist noch bis zum 22. Mai auf dem Neumarkt zu Gast. Vorstellungen gibt es dienstags bis freitags um 15.30 und 20 Uhr, samstags 15 und 20 Uhr sowie sonntags und an Feiertagen um 14 und 18 Uhr. Die Karten kosten zwischen 15 und 76 Euro, Karten-Hotline: 0221/96494260. Die Zirkuskasse auf dem Neumarkt hat an Veranstaltungstagen von 10 bis 20 Uhr (sonntags bis 18 Uhr) geöffnet