Köln | Die Roten Funken führten ihren neuen Präsidenten Dirk Wissmann als „Appelzien vun der Ülepooz“ ein, der ab heute jeckadelig ist. Zudem erhielt der die Insignien der Macht: Präsidentenkette, Zepter, Präsidentenkappe und Schärpe. Die knüpfte ihm Heinz-Günther Hunold persönlich um. Im Gürzenich zugegen: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die einen Lebenstraum verriet, der Präsident des Festkomitee Kölner Karneval Kuckelkorn und die meisten Präsidenten der Kölner Traditionskorps.
Der vierte Präsidöres
Der neue Präsident der Roten Funken Dirk Wissmann musste auf einer Bank vor Heinz-Günther Hunold niederknien. Hinter den beiden hatten sich die VIP-Gäste der Inauguration des vierten Präsidenten der Roten Funken nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Reihe aufgestellt. Mehrfach führte Hunold den Degen auf die Schulter seines Nachfolgers. Dirk Wissmann ist jetzt Funkenadel. Aber der Reihe nach. Bevor die Roten Funken im Gürzenich Platz nahmen, waren sie auf der Domtreppe angetreten zum Foto, dann zum Zapfenstreich für Heinz-Günther Hunold und labten sich anschließend an Erbsensuppe in Kölns guter Stube, dem Gürzenich.
„HGH rut-wiess“
Den Reigen der Festredner eröffnete der Präsident der Blauen Funken Björn Griesemann. Er sprach für die anwesenden Präsidenten der Traditionskorps. Der scheidende Hunold sei unter den Präsidöres mit der Kennung „HGH rut-wiess“ geführt worden. Hunold sei bei den Blauen Funken eine besondere Ehre zuteil geworden. Er sei einer von 8 Ehrenkommandanten in der über 200-jährigen Funkengeschichte und der leicht kürzeren Historie der Blauen Funken. Hunold habe nicht nur die Funken, sondern auch den Karneval und die Kölner Stadtgesellschaft geprägt. Dass Hunold nicht auf der Liste einer Findungskommission für die OB-Wahl stehe, sei positiv, da er damit den Funken und dem Karneval erhalten bleibe. Hunold sei ein ganz besonderer Mensch und ein außergewöhnlicher Karnevalist, ehrte Griesemann. Es verdiene großen Respekt für den Dienst, den Hunold den Funken erwiesen habe und in seiner Funktion als Aufsichtsrat der gemeinnützigen Gesellschaft des Kölner Karnevals dem gesamten vaterstädtischen Fest. Hunold sei zudem meinungsprägend in der Stadt gewesen, so Griesemann. Es sei gut, dass Hunold weiter dem Aufsichtsrat angehöre und so weiter eine herausgehobene Rolle im Kölner Karneval habe. Griesemann für die Traditionskorps: „Wir sind in den Farben getrennt aber in der Seele vereint.“ Dem neuen Präsidenten prophezeite Griesemann, dass ihn seine Funken formen würden und wünschte ihm viel Fortune im neuen Amt und in der Schlacht gegen Griesgram und Muckertum, um diese zu gewinnen.
Eine junge Generation Roter Funken
Nur wenige der rund 400 anwesenden Roten Funken hoben die Hand als Hunold fragte, wer von ihnen vor 24 Jahren dabei gewesen sei, als er in sein Amt eingeführt worden sei. Die Roten Funken haben in der Amtszeit von Hunold einen Generationswechsel vollzogen. Es sei damals Hans Horst Engels gewesen, der ihn als Festkomittepräsident einführte und der Oberbürgermeister hieß Fritz Schramma. Hunold tauchte ein in die Funkengeschichte, die auch unter seiner Ägide mehrfach wieder an die Oberfläche der Archive nach dem Zweiten Weltkrieg geholt wurden. Man denke an das Postkartenprojekt aus dem Ersten Weltkrieg, die Entschuttung der Ulrepforte oder die Wiederbelebung des Funkenbiwak auf dem Kölner Neumarkt. Mit diesen Marksteinen der Funkengeschichte, die Hunold korrekt seinen Vorgängern im Amt Eberhard Hamacher und Hans Georg Brock zuordnete, zeigte er die Traditionslinien auf, in denen sich ein Präsident der Roten Funken findet. Mit der Rückschau mahnte Hunold, den Karneval als Geschenk zu begreifen. Und dennoch sei es wichtig, das Kulturgut Karneval an die Erfordernisse der jeweiligen Zeit anzupassen.
Ein internationaler Botschafter Kölns
Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn dankte Hunold und betonte dessen Rolle als internationaler Botschafter für die Stadt Köln. Zudem sei es Hunold gelungen, eine junge Generation von Funken heranzuziehen und ihnen die Tiefe des Kölner Karnevals zu vermitteln und so das Feuer für den Karneval weiterzutragen. Hunold habe immer fundiert und konstruktiv an der Zukunft des Kölner Karnevals mitgewirkt. Nach seiner Rede führte Kuckelkorn den neuen Präsidenten Dirk Wissmann in sein Amt ein und nahm ihm den Eid ab. Es lag an der Oberbürgermeisterin, die Dirk Wissmann mit der Präsidentenkette und dem Zepter ausstaffierte.
Reker würde am liebsten in Roter Funken Uniform schlafen gehen
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker lobte die Roten Funken für die stimmungsvolle Inszenierung des Großen Zapfenstreichs am Dom. Mit der Übernahme eines Amtes verlange dies von dem Menschen der es ausführe ein hohes Maß an Liebe und Leidenschaft, aber auch Führung, Ausdauer und Spaß an der Freud. Dies habe Hunold immer bewiesen. Reker betonte die Bedeutung der Roten Funken für die Stadt und ihre Bezüge zu Köln, die bis in die Zeit der Stadtmiliz reichten. Habe Präsident Brock für das Wachstum an Mitgliedern bei den Funken gesorgt, sei es Hunold gelungen die Funken zu modernisieren. Er habe die Stadt Köln mit den Roten Funken in der Welt vertreten und international immer eine „Bella Figura“ gemacht. Reker lobte mit wie viel Herzblut Hunold agiert habe. Hunold sei es gewesen, der ihr einen Lebenstraum verwirklicht habe, von dem sie gar nicht wusste, dass sie diesen habe. Denn als OB ist Reker geborenes Mitglied der Roten Funken und damit auch mit einer Roten Funken Uniform eingekleidet worden, die sie seitdem immer bei ihrer Rede an Weiberfastnacht trägt. Das habe sie besonders gefreut, denn als kölsches Mädchen wollte sie immer Prinzessin sein, aber ihre Eltern meinten es brauche ein originelles Kostüm wie Schusterjunge oder Hexe. Reker zu ihrer Uniform der Roten Funken: „Ich würde am liebsten darin schlafen gehen, wenn ich sie anhabe“.
Der neue Präsident Dirk Wissmann sei 2001 als Funk vereidigt worden und im Jahr 2010 in den Rote Funken Vorstand eingerückt. 2018 wurde er Korpsadjutant. Er sei aus dem 3. Knubbel. Sie selbst sei Mitglied im 2. Knubbel, referierte Reker über den Neuen.
Der neue Präsident darf seinen Namen selbst aussuchen. Dirk Wissmann blieb bei Appelzien und fügte hinzu „vun d´r Ülepooz“. Mit vollem Namen heißt er nun „Appelzien vun d´r Ülepooz“. Er habe viel recherchiert, aber sich gegen andere Namen entschieden, da er den Namen noch von Hans Georg Brock erhalten habe, als dieser in seiner Fruchtphase gewesen sei bei der Namensvergabe. In dieser Phase wurden die Neuen, die in die Reihen der Roten Funken aufgenommen wurden, mit Namen von Früchten bedacht. Er sei geflasht von dem heutigen Tag und werde sich anstrengen und plagen für die Gesellschaft und ihre Gemeinschaft. Die Freundschaft mit den anderen Karnevalisten wolle er weiterpflegen, die unter Hunold so fruchtbar gelang. Diese Verbundenheit mit den anderen Traditionskorps und Karnevalisten sei Teil der Stärke des Fasteleer. Die 400 Funken brachte Dirk Wissmann zum johlen, als er betonte, dass die Roten Funken insgeheim wüssten, dass sie die Besten seien, frotzelte der „Appelzien vun d´r Ülepooz“ und betonte im selben Atemzug die Gemeinschaft der Familie Kölner Karneval.
Der Abschied von der „Laachduv vun d´r Ülepooz“
Mit Hunold tritt eine schillernde Persönlichkeit des Kölner Karnevals aus der ersten in die zweite Reihe. Es ist erfrischend weitsichtig, dass er jetzt schon den Staffelstab an die neue Generation weitergibt, wenngleich, auch das sah man heute, es ihm noch schwerfällt nicht mehr Bühnenluft nach eigenem Gusto zu schnuppern. Hunold hat den Karneval nicht nur modernisiert, sondern ihn geöffnet für Viele – gerade auch durch sein freundliches und offenes Naturell gegenüber vielen Menschen. Dies erklärt auch seine internationale Bella Figura, die Reker hervorhob.
Er wusste um die Kraftzentren des Kölner Karnevals, hat diese sichtbar gemacht, indem er Moderne und Vergangenheit elegant und sachlich verband. Nicht verklärend und oberflächlich, sondern in die Tiefe. Er war auch nicht so vermessen seine Deutungshoheit als alleinseligmachend zu verbreiten, sondern holte, wenn er in die Öffentlichkeit ging, immer wissenschaftliche Expertise hinzu. Erinnert sei an das Postkartenprojekt aus dem Ersten Weltkrieg. Nicht nehmen ließ sich die „Laachduv vun d´r Ülepooz“ dann die mediale Präsentation. Hier agierte er mit viel Geschick und einem guten Team im Rücken sehr erfolgreich in alle Sparten und erkannte frühzeitig mit seinen Mitstreitern die Wirkmacht der digitalen Medien und nutzte diese geschickt aus.
Hunold versuchte Neues, die Nacht im Gürzenich und erkannte mit seinem Team schnell Trends, wie die traditionellen Sitzungen im Sartory. Er verschloss die Roten Funken nicht vor der Moderne, sondern entwickelte sie konsequent weiter, ob Elfter im Elften-Party, Social Media oder Funkenfründe. Dabei hatte er ein feinsinniges Gespür für die Ansprache unterschiedlicher Gruppen und deren Bedürfnisse. Und manchmal gefiel er sich auch in der Rolle des Sonnenkönigs auf der Bühne von Gürzenich, Sartory, Kristallsaal oder Maritim. Aber ist Karneval nicht gerade so ein Rollenspiel? Nach dem „Stätzje“ und der „Laachuv“ geht es jetzt also mit dem „Appelzien vun d´r Ülepooz“ weiter. Ein historischer Tag für die Funken, was fast alle Redner immer betonten.