Thomas hat russische Wurzeln und erzählt von den Reaktionen auf seine Herkunft. Foto: privat

Köln | Der Ukraine-Krieg und seine Folgen. Die Solidarität mit den Opfern des Einmarschs ist riesig. Doch es gibt auch die Bevölkerungsgruppe, die seit Beginn des Krieges zunehmend ins Abseits gerät.

Wie lebt es sich dieser Tage als Russland-Deutscher in Köln?

report-k.de hat Thomas V. (Name der Redaktion bekannt) getroffen, der in Deutschland geboren ist, und russische Wurzeln hat. Seine Familie kommt ursprünglich aus Sibirien, siedelte 1990 nach Köln über.

Ukraine-Krieg: Russland-Deutscher Thomas steht zwischen Fronten

Die unterschiedliche Berichterstattung in den Medien der Länder sei eklatant, sagt er, „Mein Vater schaut viel russisches Fernsehen, auch ukrainisches Fernsehen. Was mir aufgefallen ist, ist, wie krass unterschiedlich berichtet wird. Ich sage nicht, dass die russischen Medien die Wahrheit sagen, aber die deutschen Medien tun es auch nicht.

Natürlich hat die deutsch-russische Bevölkerung so eine andere Meinung als der Durchschnittsbürger. Und das übrigens seit 2014. Für Viele ist der Krieg eine logische Konsequenz der Fehler der Politik der letzten Jahre, aber das will hier keiner hören.“

Der Fitness-Profi erzählt, dass er momentan immer wieder auf seine Herkunft angesprochen werde. „Ja, man wird automatisch angesprochen wie man das sieht. Die Leute möchten hören, dass man ein Putin-Hasser ist. Aber ich kenne den Mann gar nicht.

Man sitzt hier 2000 km entfernt und versucht seinen Alltag zu meistern. Und ist irgendwie doch betroffen: Ein Kollege wurde wegen eines Profilbilds mit russischer Flagge im Netz beleidigt und mit Mord bedroht. Bekannte haben Angst im Supermarkt russisch zu sprechen. Manche Kinder mit russischen Wurzeln wurden bei Schulen nicht angenommen.“

Als Russland-Deutscher in Köln: Putin als Entlassungs-Grund

Er betont, dass er den Krieg verachte und dass ihm die schrecklichen Bilder der Kampfhandlungen in der Ukraine nicht egal seien.

Doch das Thema Putin sei neulich sogar mit ein Grund für seine Entlassung im Job gewesen, schildert er und möchte anonym bleiben: „Beim Kündigungsgespräch hieß es, Sie müssen Putin hassen. Ich habe geantwortet: ich muss ja nicht negativ Emotionen aufbringen gegen eine Person, die ich gar nicht kenne.“