Das "Spiel vom Sterben des reichen Mannes", das zwar vor einhundert Jahren in Berlin uraufgeführt wurde, aber seit den 20er Jahren untrennbar mit den Salzburger Festspielen verbunden ist, ist in Salzburg nicht nur ein Kultur- sondern auch ein Society-Event. Die Frage, wer – wie Veronica Ferres 2004 – die Buhlschaft spielt, beschäftigt nicht nur die Feuilletons, sondern auch die Klatschspalten, ist die Geliebte des reichen Kaufmanns doch eine der erotischsten Frauenrollen der gesamten Theaterliteratur. Die diesjährige Inszenierung (von Christian Stückl) und die Besetzung der Hauptrollen (Birgit Minichmayr im orangefarbenen Kleid als Buhlschaft, Nicholas Ofczarek als brutal-schnöseliger Jedermann) sind praktisch identisch zum letzten Jahr. Neu im Salzburger Jedermann-Ensemble ist nur die Kölner Schauspielerin Lina Beckmann, in der Rolle der "Guten Werke", die am Ende des Stücks um Jedermanns Liebe und gegen den Teufel kämpft.

"Rührend bis komisch-grotesk" nennt das "Die Zeit", "verschmitzt-kindlich" die "Salzburger Nachrichten" (http://www.salzburg.com/online/nachrichten/kultur/100-Jahre-Jedermann) "Wie Lina Beckmann als treudoof-fröhliches Aschenputtel dem Jedermann die Augen und irgendwie auch sein Herz öffnet, ist zwar arg lieslhaft. Beim Applaus aber wurde sie stürmisch bedacht", berichtet die Süddeutsche Zeitung (http://www.sueddeutsche.de/kultur/salzburger-festspiele-jedermann-die-rocky-horror-gothic-show-1.1125706)

Die Ehrung, in Salzburg im "Jedermann" aufzutreten, bedeutet für die dreißigjährige Lina Beckmann, den "Shooting-Star der deutschen Theaterszene" (WDR), einen weiteren Meilenstein ihrer Karriere. Die 1981 in Hagen geborene Schauspielerin, die an der Folkwang Hochschule in Essen Schauspiel studierte, kam 2007 mit Beginn der Intendanz von Karin Beier ans Schauspiel Köln (http://www.schauspielkoeln.de/), wo sie bis heute ein Festengagement hat. Hier spielte sie u.a. die Mette in "Das Fest" (Regie: Dieter Giesing), die Lulu in "Die Geburtstagsfeier" (Regie: Jürgen Kruse) und Dr. Fliegel in der Uraufführung einer Neufassung von "Volpone" (Regie: Christian Weise). 2010 wurde sie mit gleich zwei Inszenierungen des Schauspiels Köln zum Berliner Theatertreffen eingeladen: "Kasimir und Karoline" (Regie: Johan Simons) und "Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen" (Regie: Karin Beier). Im Mai dieses Jahres war Lina Beckmann gleich zweimal zum Berliner Theatertreffen eingeladen, als Warja in Tschechows "Der Kirschgarten" (Regie: Karin Henkel) und in Elfriede Jelineks "Das Werk / Im Bus / Ein Sturz" (Regie: Karin Beier). Für ihre besonderen schauspielerischen Leistungen wurde sie am Ende des Theatertreffens 2011 mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis ausgezeichnet. Die Jurorin Eva Mattes lobte besonders ihre "umwerfende direkte Art" und "ihre mordsmäßige Kraft".

Die Salzburger Festspiele laufen noch bis zum 30. August 2011.Aufführungen des "Jedermann" an fast jedem Abend je nach Wetterlage auf dem Domplatz oder im Großen Festspielhaus.

Christoph Mohr für report-k.de | Kölns Internetzeitung