Köln | Es ist ein drastisches Zeichen: Im Aachener Weiher schwimmt ein Sarg bedeckt mit einer Flagge der EU. Ein intersektionales,
anti-rassistisches und aktivistisches Kollektiv aus Köln steckt hinter der Aktion. Das Kollektiv macht damit auf die menschenfeindlichen Zustände in der Mittelmeerregion aufmerksam.

Ein schwimmender Sarg mitten im Aachener Weiher. Drastischer kann niemand auf die Situation Flüchtender in der Mittelmeerregion aufmerksam machen. Rund um den Aachener Weiher stehen Schilder, auf denen die Todeszahlen von Flüchtenden im Mittelmeer in den vergangenen 33 Monaten stehen. Das Mittelmeer gilt nach wie vor als größtes Massengrab Europas. Laut UNHCR sind darin seit 2014 etwa 21.500 Menschen ertrunken.

„lethal disregard“

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, nutzte während ihrer Rede zur Eröffnung der 42. Sitzung des Menschenrechtsrats in Genf, am 9. September 2019 den Begriff „lethal disregard“ also „tödiche Missachtung“, um die Anwendung von Maßnahmen und Praktiken zu beschreiben, die wiederholt das Leben und das Wohlergehen von Menschen, einschließlich Kindern, in der Mittelmeerregion gefährden. Im September 2020 forderte sie eine unabhängige Überwachung der Außengrenzen der Europäischen Union. Videos, die im März öffentlich wurden, dokumentierten illegale Pushbacks etwa als die griechische Küstenwache ein Rettungsboot voller Flüchtlinge von der griechischen auf die türkische Seite zieht und dann die Leine kappt und sich davon macht. Dies ist ein klarer Verstoß gegen die EU-Grundrechte-Charta, die das Recht auf Asyl gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention garantiert und ein klares Verbot von Ausweisung und Zurückweisung festlegt.

Das aktivistische Kollektiv in einer schriftlichen Stellungnahme: „Die Aktion möchte auf die menschenfeindlichen Zustände in der Mittelmeerregion hinweisen. Dabei benennen wir verantwortliche Akteure. Gerade im Jahr der Bundestagswahl ist es uns wichtig auf die menschenrechtsverletzende Migrationspolitik einiger Parteien, wie der AFD, der CDU/CSU und der FDP hinzuweisen. Der Aktionsort am Aachener Weiher ist ein zentraler Treffpunkt für Kölner*innen. Hier sollen möglichst viele Menschen und eine diverse Zielgruppe erreicht werden. Seit 2015 flüchten immer mehr Menschen über das Mittelmeer, da ihr Leben in ihren Heimatländern bedroht ist. Auf diesen Weg begeben sie sich in teilweise völlig überfüllten Schlauchbooten und Kuttern, ohne realistische Überlebenschance. Die EU schaut dabei tatenlos zu und lässt tausende Flüchtende im Mittelmeer ertrinken. Viel mehr noch, mit Hilfe ihrer Grenzschutzagentur Frontex, treibt die EU die Flüchtenden zurück ins Meer und in den Tod. Dabei sind seit 2015 fast 20.000 Menschen ums Leben gekommen. Zudem werden jährlich tausende Flüchtende zurück nach Libyen gedrängt, wo sie Folter, Vergewaltigung und dem Tod schutzlos ausgeliefert sind.“

Autor: red
Foto: Das Pressefoto der Aktionsgruppe 21 zeigt den schwimmenden Sarg auf dem Aachener Weiher.