Dieser Termin geht auf eine Idee des verstorbenen Oberbürgermeisters und Vorgängers Schrammas Harry Blum zurück, Schramma betont dies ausdrücklich. Der hat auf den Druck und Versand von Weihnachtskarten verzichtet und das Geld, das damit gespart wurde in dieses festliche Mahl für Obdachlose investiert. Weihnachtskarten schreibt der Kölner Oberbürgermeister seither nur noch an die Partnerstädte und die Kölner Ehrenbürger. Seit neun Jahren findet das Mahl in der Drogenstation des SKM statt. Die hat 365 Tage im Jahr für sechs Stunden täglich geöffnet und betreut 80-100 Besucher pro Tag. Dazu kommen jeden Tag 70-80 Wohnungslose, die auch die Notschlafeinrichtung nutzen. Natürlich ist der Andrang heute am Feiertag größer.

Seit sechs Uhr morgens bereiteten zwei Köche der Gürzenich Gastronomie das drei Gänge Menü vor. Nach der Vorspeise, der Sauerkrautsuppe mit Mettwursttalern, gab es Schweinekrustenbraten mit Rahmsauce, Kartoffeln und Erbsen-Möhrengemüse. Zum Dessert gab es weiße Schokoladenmousse mit Himbeersoße. Schon die Vorpeise bekam von den Gästen großes Lob: "das schmeckt echt lecker", sagte eine junge schlanke Frau und einer der Betreuer stellte ihr noch einen zweiten Teller hin. Die Freude bei den Menschen war sichtbar und groß. Die Weihnachtstüten des Kaufhofes waren mit den Dingen bepackt, die man am nötigsten braucht. Eine Vliesdecke, Socken, Schals, T-Shirts, warme Unterwäsche, Pullover, praktische Kosmetikartikel wie Duschgel und ein kleiner Schokoladengruß. Auch die Firma Hitschler, deren Inhaber in diesem Jahr 85 Jahre alt wurde, spendete Süsses zu Weihnachten. Ulla Schramma hatte für die Leitung der Obdachlosen- und Drogenstelle im Karl-Josef-Haus noch einen Scheck dabei über 1.000 Euro, den sie von Kölner Bürgern zur Weiterreichung erhalten hat. Spontan erhöhte Herr Hitschler die Summe um weitere 500 Euro, so daß vielleicht ein besonderes Essen am Neujahrstag möglich ist. 

OB Schramma dankt dem Geschäftsführer der Gürzenich-Gastronomie, Jochen Blatzheim, sowie dem Geschäftsführer der Galeria Kaufhof, Herbert Hamacher, für ihr Enga-gement und ihre Unterstützung und würdigt dabei besonders das soziale Verantwortungsbewusstsein der beiden Unternehmen: „Es ist mir ein großes Anliegen, auch den Schwachen und Schwächsten unserer Gesellschaft zu zeigen, dass sie nicht alleine sind – gerade an Weihnachten. Die Weihnachtszeit ist für viele Menschen ohne Familie und Freunde eine schwere Zeit. Die Teilnehmer des Weihnachtsessens sind dankbar für die Anerkennung und Abwechslung, die das Essen bietet. Ich freue mich, dass ich hierbei schon so viele Jahre von der Gürzenich-Gastronomie und dem Kaufhof unterstützt werde.“

Im Karl-Josef-Haus war es heute, wie jedes Jahr ein ständiges Kommen und Gehen von alleinstehenden Männern und Frauen, aber auch Paaren, wenn die einen Ihr Menu genossen hatten, kamen die nächsten. Für wenige Augenblicke, Wärme, Geborgenheit und das Gefühl als Mensch geachtet zu sein, bevor es zurückgeht auf die Straßen und Plätze der bitterkalten Großstadt. Es müsste allen Verantwortlichen in dieser Stadt, in Politik und Wirtschaft, ein Anliegen sein, den Menschen 365 Tage im Jahr, 24 Stunden lang diese Menschenwürde zu garantieren und zu ermöglichen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung