Höchstwert lag bei 0,64 Mikrogramm pro Liter
Seit Anfang Oktober misst das Lanuv im Rahmen der Intensivierten Gewässerüberwachung NRW eine anhaltende Belastung mit Methylisothiocyanat (MITC). Die bislang höchste Konzentration sei in Bad Honnef mit 0,64 Mikrogramm pro Liter am 6.Oktober 2008 registriert worden. Die Welle sei darüber hinaus durch NRW bis zur Internationalen Mess-Station Bimmen-Lobith an der Grenze NRW zu den Niederlanden verfolgbar. „Der Stoff kommt über Rheinland-Pfalz in den Rhein und ist im Wasser nachweisbar“, erklärt Lanuv-Sprecher Eberhard Jacobs.
MITC ist stark wassergefährdend
Das Biozid wird auch als Bodenbegasungsmittel gegen Nematoden, Insekten und Pilze und als Zwischenprodukt zur Herstellung von Schädlingsbekämpfungsmitteln eingesetzt. MITC ist in Wassergefährdungsklasse 3 und damit als „stark wassergefährdend“ eingestuft und somit sehr giftig für Wasserorganismen. Ein Bio-Test mit Wasserflöhen auf deren Beweglichkeit hin habe dennoch keine Reaktion erbracht. „MITC ist nicht als krebserregend oder erbgutverändernd bewertet worden. Gleichwohl ist es hochgiftig als Gas und kann Lungenödeme hervorrufen“, sagt Wolfgang Büchel, Abteilungsleiter Infektions- und Umwelthygiene beim Gesundheitsamt der Stadt Köln.
Trinkwassergewinnung derzeit nicht gefährdet
Die Betreiber der Trinkwassergewinnungsanlagen am Rhein würden über den Warn- und Alarmdienst Rhein über vorliegende Schadstoffwellen informiert. Die Trinkwasserversorger können dann im Bedarfsfall eigenverantwortlich erforderliche Maßnahmen des Trinkwasserschutzes einleiten. Darüber hinaus ist weiter nach Angaben des Lanuvs davon auszugehen, dass sowohl über die Verdünnung von Grundwasser aus dem Umland als auch über die Aktivkohle-Filterung die Schutzbarrieren für das Trinkwasser in NRW greifen. Eine akute Gefährdung der Trinkwassergewinnung in NRW sei daher durch die MITC-Belastung nach jetzigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.
Rheinenergie schöpft Trinkwasser nicht aus dem Rhein
Kölns Trinkwasserversorger Rheinenergie sieht für die Bevölkerung keine Gefahr: "Das Trinkwasser für Köln wird nicht direkt aus dem Rhein gewonnen, sondern stammt vor allem aus Grundwasservorkommen in der Kölner Bucht", berichtet Rheinenergiesprecher Christoph Preuß. Zudem würde versickertes Wasser über den Untergrund bis zu den ufernahen Brunnen durch die Sand- und Kiesschichten im Boden gefiltert; Schadstoffe würden dabei durch im Boden lebende Mikroorganismen abgebaut. Im Wasserwerk sorgten dann noch Aktivkohlefilter für einen zusätzlichen Schutz. Ferner werde die Trinkwasserqualität ohnehin durch einen Verbund aus Wasserwerken am Rhein kontinuierlich überprüft.
In Köln hat die Rheinenergie zwei Wasserwerke: Das Wasserwerk in Weiler und die so genannte Brunnengalerie in Langel/Worringen. Das dort geförderte Rohwasser besteht aus einer Mischung aus Grundwasser, das dem Rhein zufließt, und aus Uferfiltrat. Dieses Mischwasser wird nach Esch gepumpt und dort in mehrere große Versickerungsbecken versprüht. Dabei reichert es sich mit Sauerstoff an, mit dem Mikroorganismen den Reinigungsprozess im Untergrund besser fördern. Von den Becken fließt das versickerte Wasser zusammen mit Grundwasser den Brunnen des Wasserwerks Weiler zu. Das dort geförderte Wasser besteht zur Hälfte aus aufbereitetem Uferfiltrat.
[nh]