Die Bewohner des St. Josefshauses wie Marianne Cappel (93) traf die Nachricht der Schließung hart. Foto: privat

Köln | Den Lebensabend im Veedel gut behütet und ohne Stress genießen?

Für die 34 Bewohner vom St. Josefshaus Seniorenzentrum in der Annostraße ist dieser Traum seit vergangenem Donnerstag ausgeträumt.

Denn zu ihrer völligen Überraschung mussten deren Angehörige und die Mitarbeiter der seit zwanzig Jahren vor Ort ansässigen Einrichtung beim Angehörigen-Gespräch erfahren: Am 31.12. wird das Haus geschlossen, es trage sich finanziell nicht mehr.

Jetzt ist das Heim in Aufruhr, die Mitarbeiter stehen vor dem Verlust ihrer Jobs, die Angehörigen der Bewohner suchen fieberhaft nach neuen Unterkünften in den aktuell bekanntlich schwierigen Zeiten…

Das St. Josefshaus in der Annostraße macht am 31.12. zu. Foto: Bopp

Südstadt: St. Josefshaus macht dicht – das sagen die Betreiber

„Wir sind fix und alle“, so eine Mitarbeiterin, die lieber anonym bleiben möchte, aufgelöst zu report-K, „es ist schlimm, wie mit den Menschen umgegangen wird. Wir sprechen von Menschen, die über 90 Jahre alt sind und sich an die Pfleger und Umstände gewöhnt haben, daruter eine 100jährige, die sollen jetzt so schnell wie möglich aus- und umziehen. Niemand weiß was aus dem Haus werden soll. Mein Herz ist gebrochen, es ist doch wie eine große Familie dort für uns.“

Zu dieser Familie gehörte auch Marianne Cappel (93). Die demente Dame im Rollstuhl hat das Glück, dass ihre Angehörigen schnell eine neue Unterkunft für sie unweit finden konnten.

Einen mittleren vierstelligen Betrag monatlich soll ein Platz im Heim kosten. Dennoch heißt es im Schreiben des kaufmännischen Leiters der Marienhaus AG (hat die meisten Häuser in Rheinland-Pfalz und betreibt das St. Josefshaus seit 2013), das report-K vorliegt: „Sowohl die Gebäudestruktur als auch die geringe Zahl an Plätzen in der Einrichtung stellt uns alle seit Jahren vor große Herausforderungen.

Insbesondere der Fachkräftemangel in Verbindung mit der seit 30 Monaten anhaltenden coronabedingten Belastung erschwert in kleinen Einrichtungen mit einer geringeren Kopfzahl an Mitarbeitenden die Aufrechterhaltung einer fachlichen und qualitativ hochwerttigen Pflege.“

Man sei bemüht, heißt es weiter, im Dialog mit dem Caritas Verband der Stadt Köln und weiteren karitativen Trägern vor Ort „in den kommenden Wochen zufriedenstellende Lösungen in der Region herstellen zu können“ (…) „Wir bedauern diesen Schritt sehr und bitten um Verständnis dafür, dass uns leider keine andere darstellbare Möglichkeit zur langfristigen und vor allem angemessenen Versorgung ihrer Angehörigen und Anvertrauten verbleibt. Wir hätten sehr gerne unsere Einrichtung hier im Veedel für eine zukunftsorientierte Versorgung älterer Menschen ausgebaut, können dies aber aufgrund der bauseitigen Gegebenheiten und der damit verbundenen Eigentumsverhältnisse nicht realisieren.“

Auszug aus dem Schreiben der Betreiber der Einrichtung an die Angehörigen. Foto: privat

Kölner Seniorenzentrum schließt: Angehörige suchen nach neuen Unterkünften

Den Beirat traf die Nachricht umso mehr unerwartet, als dass erst neulich, wie sie der Redaktion schildern, neue Bewohner aufgenommen worden seien und das Haus inzwischen, von Corona erholt, wieder schwarze Zahlen angeblich schreibe.

Viele Betroffene sind enttäuscht, dass für das St. Josefs keine Sonderregelung greifen konnte, um die Menschen in ihrer vertrauten Umgebung würdevoll altern zu lassen. Brigitte Cappel, die ihre Mutter woanders unterbringen konnte, traurig: „Mir tun besonders die Mitarbeiter leid, manche von ihnen haben die Nachricht der Schließung nun kurz vor der Rente erhalten.“

Auch die Kinder vom benachbarten Kindergarten werden die Senioren gewiss vermissen. Erst vor wenigen Wochen hatte man gemeinsam das Sommerfest gefeiert.