Das Schokoladenmuseum eröffnet heute mit der Dauerausstellung „Braunes Gold – süße Verführung“ die völlig neu gestaltete Abteilung für die Kulturgeschichte des Kakaos. Die Ausstellung zeigt die Anfänge der Kakaonutzung vor über 4.000 Jahren bis hin zum heutigen Genussmittel. So ist auch das älteste Exponat, der Tonkopf eines Olmeken, 3.000 Jahre alt, während das neueste eine Schokoladenverpackung aus diesem Jahr ist.

Der Ausstellung ging die größte Umgestaltung seit Eröffnung des Schokoladenmuseums 1993 voraus. Grund für die Neuausrichtung war die Tatsache, dass Besucher die kulturgeschichtliche Abteilung bisher weniger gut annahmen als beispielsweise den Schokoladenbrunnen und die Botanik. So wurden in den letzten zwei Jahren Wände eingerissen, eine Klimaanlage installiert und auf die modernste Museumstechnik zurückgegriffen und nun werden auf mehr als 500 Quadratmetern etwa 600 Ausstellungsstücke gezeigt. Zwar handelt es sich bei ihnen überwiegend um dieselben Stücke wie zuvor, doch wurden sie teils wissenschaftlich vollkommen neu bewertet. So wurde beispielsweise festgestellt, dass die Geschichte des Kakaos rund 1.000 Jahre eher begann, als bisher angenommen. Dies ließ sich anhand von Keramiken aus Mexiko, an denen sich noch Spuren von Kakao finden ließen, feststellen.

Eine Zeitreise durch die Geschichte des Kakaos

Insgesamt gibt es vier Ausstellungsbereiche, die chronologisch die Geschichte des Kakaos erzählen und seine kulturelle Bedeutung in der jeweiligen Epoche beleuchten. Der Bereich „Speise der Götter“ widmet sich den Anfängen der Kakaonutzung in Mesoamerika. Hier sind Tonfiguren ausgestellt, die Fernhandelskaufleute darstellen, die insbesondere mit Kakaobohnen gehandelt haben. Der Besucher erfährt unter anderem, dass Kakaobohnen bei Kulturen wie den Maya und Azteken als Zahlungsmittel verwendet wurden. So kostete eine Tomate eine Kakaobohne, ein Kaninchen zehn und ein Sklave 100 Kakaobohnen. An den Kinderspielstationen können zum Beispiel Hieroglyphen nachgemalt werden, die allesamt „Kakao“ bedeuten, und es werden Rechenaufgaben auf altamerikanische Art gestellt.

Die Europa-Abteilung beginnt mit dem Motto „Getränk des Adels“ im Barock. Hier wird der Weg des Kakaos über spanische Eroberer nach Europa beschrieben. Ein Exponat ist beispielsweise ein Schokoladenbecher aus Böttgersteinzeug, dem Vorläufer des Porzellans, aus der Manufaktur Meißen. Neu ist der Unterbereich „Medizin und Schokolade“, deren Ausstellungsstücke Leihgaben aus dem Apothekenmuseum in Heidelberg sind. Dort wird die Diskussion gezeigt, die das Produkt aus der Neuen Welt in Europa bezüglich der gesundheitlichen Verträglichkeit hervorrief. Besonders gut gelungen ist das „Porzellanschloss“, das dem Schloss August dem Starken von Sachsen nachempfunden ist, welches er für seine Porzellansammlung bauen ließ. Das aufwändige barocke Deckengemälde ist eine Allegorie auf den Kontinent Amerika.
Während der Industrialisierung wurde Schokolade aufgrund der billigeren Herstellungsmöglichkeiten ein Produkt für Jedermann. So widmet sich der dritte Bereich vor allem der neuen Verpackungsmöglichkeiten und den Schokoladenautomaten. Die ersten entstanden um 1900 und wurden beispielsweise an Bahnhöfen aufgestellt. Der Umsatz steigerte sich durch sie um 40 Prozent. Der letzte Bereich befasst sich mit „Reklame und Verkauf“. Dort sind Emailleschilder ausgestellt, die die erste Art Werbung waren. Durch ihre Wetterbeständigkeit wurde hier vor allem der Markenname beworben. Produktbezogene Werbung kam erst mit Plakaten auf. Auch diese sind in die Ausstellung integriert.

Ein Vergnügen für Jedermann

Die Ausstellung „Braunes Gold – süße Verführung“ ist ausdrücklich an jeden Besucher gerichtet. Es wurde wert darauf gelegt, dass Besucher jeder Altersgruppe und jeder sozialen Schicht auf ihre Kosten kommen. Jeder kann selbst entscheiden, wie tief er in die umfangreichen Themenbereiche einsteigen möchte und sich entweder einen allgemeinen Überblick verschaffen oder detailliertes Fachwissen aneignen. Dafür stehen zahlreiche Hörstationen, die auf deutsch, englisch oder für Kinder benutzt werden können, und Terminals bereit. Die eigens für Kinder aufgestellten Spielstationen werden sicherlich auch den einen oder anderen Erwachsenen begeistern.

Infobox:

Öffnungszeiten
Di -Fr. 10 – 18 Uhr
Sa, So und feiertags: 11 – 19 Uhr

Eintritt
Erwachsene: 8,50 €
Gruppe ab 15 Pers.: 8,00 €
Ermäßigungsberechtigte: 6,00 €
Gruppe ab 15 Pers.: 5,50 €/Person
Familienkarte (2 Erwachene und eigene Kinder bis 16 Jahren): 24,00 €
Kinder unter 6 Jahren: Eintritt frei

Autor: Nicola Ninnemann
Foto: Der Museumspädagoge Olaf Vortmann zeigt eine der zahlreichen Kinderstationen. Hier können mesoamerikanische Hieroglyphen nachgemalt und gerechnet werden – ein Punkt bedeutet dabei „eins“, ein Strich „fünf“. Daneben findet der Besucher das Faksimile eines Maya-Codices. Wer beim Rechnen gut aufgepasst hat, kann zwischen den Hieroglyphen die Mayazahlen entdecken.