Dogan Akhanli fotografiert von Manfred Wegener

Berlin | dts, aktualisiert | Der türkischstämmige deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli ist tot. Er sei nach kurzer, schwerer Krankheit am Sonntag in Berlin gestorben, teilte das deutsche PEN-Zentrum mit.

„Als Präsident trauere ich um das Mitglied des deutschen PEN, als Leser um einen großartigen Schriftsteller, als Weggefährte um einen Streiter für Menschrechte, Frieden und Aufarbeitung der Verbrechen an den Armeniern“, schrieb PEN-Präsident Deniz Yücel bei Twitter.

Akhanli sei nicht im Exil gewesen: „In den fast 30 Jahren, die er in Köln und Berlin gelebt hat, war er auch Deutscher geworden.“ Aber dem Land, „in dessen Kerkern er dreimal gesessen hat und das er nicht mehr besuchen konnte“, sei er stets verbunden gewesen. Der 1957 im türkischen Şavşat geborene Akhanli schrieb auf Türkisch.Er lebte seit 1992 in Köln. Zuvor war er in seiner Heimat unter anderem als Mitglied der illegalen Revolutionären Kommunistischen Partei der Türkei (TDKP) politisch aktiv.

Er wurde mehrfach festgenommen und saß für längere Zeit als politischer Häftling im Gefängnis.1991 floh er schließlich nach Deutschland ins politische Asyl.

OB Reker zum Tod von Doğan Akhanlı

Oberbürgermeisterin Henriette Reker erklärt zum Tode Doğan Akhanlıs in einer schriftlichen Mitteilung: „Mit großer Bestürzung habe ich vom Tode unseres Kölner Schriftstellers und Menschenrechtlers Doğan Akhanlı erfahren. Im Namen aller Kölner*innen spreche ich seiner Familie mein herzliches Beileid aus. Mit Doğan Akhanlı verlieren wir eine beeindruckende Persönlichkeit. Unsere verschiedenen Begegnungen, besonders jene im Kölner Rathaus im Herbst 2017 nach seiner Freilassung aus der Türkei, werde ich noch lange in Erinnerung behalten. Er war ein mutiger Kämpfer für Menschenrechte in der Türkei und weltweit. Seine Stimme war oft leise, aber seine Botschaft war laut und wurde gehört. Diese Botschaft werden wir alle weitertragen. Die Stadt Köln und ich persönlich werden ihn in ehrendem Gedenken halten.“

Zum Tod von Doğan Akhanlı erklären die Vorsitzenden der Kölner GRÜNEN, Katja Trompeter und Frank Jablonski:

„Mit dem Tod von Doğan Akhanlı verliert Köln eine wertvolle Stimme für Menschenrechte und einen hochgeschätzten Schriftsteller, der nicht nur mit dem geschriebenen Wort kraftvolle Botschaften sendete. Wir bedauern den großen Verlust für unsere Stadtgesellschaft sehr. Akhanlıs Einsatz für die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern sowie eine friedliche Lösung des türkisch-kurdischen Konflikts kannte keine Grenzen, hieran hielt er unermüdlich fest. Sein Engagement wird uns weiterhin inspirieren. Im Namen der Kölner GRÜNEN sprechen wir seiner Familie, den Freund*innen und allen Weggefährt*innen, unser herzliches Beileid aus.“

Die Kölner Landtagsabgeordnete und enge Freundin Berivan Aymaz:

„Mit Doğan verliere ich nicht nur einen entschiedenen Mitstreiter für die Unteilbarkeit der Menschenrechte, sondern auch einen wunderbaren und langjährigen Freund. Unser politisches Engagement war besonders an der Idee des Versöhnens orientiert. Dazu gehörte für Doğan die schonungslose Aufarbeitung gewaltvoller Geschichte wie etwa die des Völkermordes an den Armeniern, genauso wie die Auseinandersetzung mit der Gewaltpolitik der Türkei gegen die Kurden. Diese prägten nicht nur seine literarischen Werke, sie waren auch bis zuletzt seine Lebensaufgabe. Als unermüdlicher Verfechter der Menschenrechte wird Doğan fest im Gedächtnis der Kölner Stadtgesellschaft bleiben. Vor seinem Lebenswerk verneige ich mich in tiefer Verbundenheit. Ruhe in Frieden, mein lieber Freund Doğan!“