Köln | Toni Schumacher ist eine Fußball-Legende in Köln. Der frühere Torwart und Vize-Präsident des 1. FC Köln ist aktuell Sport-Botschafter für die Stadt Köln. Im Report-K-Interview spricht der 68-Jährige über den Frauen-Fußball, die Chancen des FC auf Europa und seine Tochter, die Fußballerin werden wollte.
Sie sind ein großer Fan des Frauen-Fußballs. Wie ist es dazu gekommen?
Schumacher: „Ich verfolge den Frauen-Fußball schon seit vielen Jahren, als Bergisch Gladbach noch viele Erfolge errungen hat. Aber es liegt auch an der Familie. Meine Frau und meine Tochter sind große Fußball-Fans. Ich habe lange gespielt und war sieben Jahre im Vorstand des 1. FC Köln. Das hat schon abgefärbt und gezündet. Meine Tochter wollte selbst mal Fußball spielen, aber ich war nicht so der Förderer von ihr.“
Warum nicht?
Schumacher lachend: „Du sollst erst einmal etwas Vernünftiges lernen, bevor du Fußballer wirst. Das hat immer meine Mutter zu mir gesagt. Aber Spaß beiseite: Wenn die Tochter von Toni Schumacher Fußball spielt und vielleicht noch ins Tor geht, ist das vielleicht nicht so gut für das Mädchen. Der Druck wäre immens hoch. Ich glaube, ich habe damals die richtige Entscheidung getroffen, obwohl sie ab und zu mal zu mir kommt und sagt: Papa, hätte ich es doch mal gemacht.“

Der Frauenfußball ist in Deutschland noch nicht so populär. Woran liegt das aus ihrer Sicht?
Schumacher: „Bei uns ist das so, aber in Ländern wie England, Spanien, USA oder Frankreich werden ganz andere Gehälter bezahlt und die Anerkennung ist wesentlich höher. Wenn man in Deutschland wirklich etwas bewegen will, müsste ein Teil der Fernsehgelder auch in den Frauenfußball fließen. Die Frauen brauchen eine richtige Plattform, die Strukturen liegen in Deutschland noch in den Kinderschuhen.“
Das Pokalfinale der Frauen findet am 28. Mai zum 13. Mal in Köln statt. Ist das schon eine Art Berlin-Feeling?
Schumacher: „Ich finde es wichtig, dass die Frauen ihr eigenes Endspiel in einer Stadt haben. Das hat etwas mit Respekt und Wertigkeit zu tun. Ein Vorspiel in Berlin vor dem Männerfinale war ein Fehler. Wir in Köln freuen uns sehr auf ein spannendes Endspiel zwischen Potsdam und Wolfsburg und wir hoffen, dass wir das Pokalfinale noch ein paar weitere Jahre austragen dürfen.“
Der 1. FC Köln hat auch eine erfolgreiche Frauenfußball-Abteilung!
Schumacher: „Ich bin stolz darauf, dass die Mädels den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft haben. Es war immer ein Auf und Ab. In der zweiten Liga waren sie quasi konkurrenzlos, in der Bundesliga fehlte dann immer ein wenig. Ich würde mir wünschen, dass der FC eine Konstante in der Bundesliga wird. Vor sieben, acht Jahren stand die Abteilung zur Debatte. Werner Spinner, Markus Ritterbach und ich haben uns dafür eingesetzt, dass der Frauenfußball beim FC nicht abgeschafft wird. Wir haben die Frauen unterstützt. Ein Traum wäre es natürlich, irgendwann den FC im Pokalfinale im Rhein-Energie-Stadion erleben zu dürfen. Dann hätten wir vielleicht mal 50.000 Zuschauer im Stadion. Und dann vielleicht im Endspiel gegen Leverkusen.“
Die Männer des FC spielen eine sehr erfolgreiche Saison. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Schumacher: „Steffen Baumgart ist wohl der richtige Trainer, der auch den richtigen Ton trifft. Er ist ein bodenständiger Typ, der aber genau weiß, wann er im richtigen Moment etwas zu sagen hat. Die etablierten Spieler übernehmen jetzt die Verantwortung und marschieren vorneweg. Das scheint zu klappen, es herrscht eine gute Chemie innerhalb des Kaders. Es ist ein verschworener Haufen.“
Klappt es mit dem Europapokal-Platz?
Schumacher: „Wir freuen uns alle in Köln. Ich kann mir keinen Menschen vorstellen, der in Köln kein FC-Fan ist. Solange die Chance besteht, drücken wir die Daumen, dass es mit Europa klappen wird. Ganz einfach wird es nicht. Ich werde nach langer Zeit im letzten Heimspiel gegen Wolfsburg wieder im Stadion sein.“
Viele Kölner stehen unter Baumgart wieder im Team. Da müsste Ihnen auch das Herz aufgehen!
Schumacher: „Es ist positiv, dass viele Eigengewächse das Vertrauen bekommen. In Köln wird eine sehr gute Nachwuchsarbeit betrieben. Da wird man in Zukunft mehr Augenmerk drauf werfen müssen. Man muss Jungs aus der eigenen Jugend ausbilden für die erste Mannschaft, die dann sich später vielleicht zum Star oder Superstar entwickeln.“
Wie verfolgen Sie derzeit die Bundesliga?
Schumacher: „Ich bin manchmal im Stadion. Bayern ist erneut souverän Deutscher Meister geworden. Was auffällt ist, dass Dortmund und Leipzig im Gegensatz zu den Münchnern die Big Points nicht machen. Immer dann, wenn sie mal am FCB vorbeiziehen könnten, schafft es der BVB nicht. Das macht am Ende den Unterschied aus. Ich finde es im Gegensatz zu vielen anderen Fans nicht langweilig, wenn der FC Bayern zum zehnten Mal in Folge den Titel gewinnt. Dann müssen sich die anderen Vereine einfach mehr anstrengen. So einfach ist das.“