Düsseldorf | Die Evangelische Kirche im Rheinland setzt im Umgang mit sexueller Gewalt auf Prävention. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst“, sagte die Vizepräses Petra Bosse-Huber am Montag in Düsseldorf. Dort stellte sie die überarbeiteten Leitlinien für Mitarbeiter vor. In den vergangenen zehn Jahren seien 24 Disziplinarverfahren gegen Pfarrer und Pfarrerinnen sowie Kirchenbeamte bearbeitet worden, sagte Landeskirchenrätin Katja Wäller. Drei Männer seien aus dem Dienst entlassen worden.

Bei diesem Problem handele es sich um ein bleibendes Thema, sagte Vizepräses Petra Bosse-Huber: „Das beschämt mich persönlich und meine Kirche.“ Es gebe seit zehn Jahren ein verbindliches Verfahren zum Umgang mit sexueller Gewalt. Dieses sei nun weiter verbessert worden. Dazu ist auch eine Broschüre mit dem Titel „Die Zeit heilt keineswegs alle Wunden“ erschienen. Mit einer Auflage von 7.000 Stück soll sie an alle Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland verschickt werden.

Mitarbeiter müssen Hinweise weitergeben

Von nun an seien zum Beispiel kirchliche Mitarbeiter verpflichtet, Hinweise auf sexuelle Gewalt weiterzugeben, sagte Wäller. „Wenn sie das nicht tun, können sie dafür haftbar gemacht werden.“ Die Regelung gelte prinzipiell auch für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, diese zu belangen sei aber fast nicht möglich. Hier setze die Kirche auf breite Schulungsmaßnahmen und Selbstverpflichtungen.

Vor eineinhalb Jahren hat die Evangelische Landeskirche im Rheinland eine Ansprechstelle für Betroffene geschaffen. In den vergangenen zehn Jahren hätten sich 61 Menschen dorthin gewandt: Betroffene, aber auch Angehörige und Pfarrer, in deren Gemeinden es zu Fällen von sexueller Gewalt kam. Daraus hätten sich Beschuldigungen gegen 55 Personen ergeben. Von ihnen arbeiten 43 fest im Dienst der Kirche, 12 sind Ehrenamtliche.

Die Leiterin der Ansprechstelle, Claudia Paul, erklärte zudem, dass nicht alle Beschuldigten auch tatsächlich angeklagt würden. „Wir können niemanden, der einen sexuellen Missbrauch erlebt hat, verpflichten, das öffentlich zu machen“, sagte die Sozialpädagogin. Die Rheinische Landeskirche achte vor allem den Willen der Opfer.

Autor: Kathrin Aldenhoff, dapd