Darstellung der Geburt Shakespeares in einer krippenartigen Szenerie. Foto: Wallraf Museum

Köln | Wer an den berühmten englischen Dramatiker William Shakespeare denkt, der hat wohl ein berühmtes Porträt mit dem „Eierkopf“ vor Augen. Für das Bild verantwortlich war ein Künstler, der Shakespeare niemals persönlich begegnet ist. Entstanden ist das Werk als visuelle Rekonstruktion nach dem Tod des Dichters auf Grundlage der Erinnerungen seiner Zeitzeugen.

Das bekannte Porträt findet sich in einem besonders prächtigen Buch, dem 1623 erschienenen „First Folio“, einer Gesamtausgabe von 36 Lust- und Trauerspielen des Dramatikers. Verantwortlich dafür waren sieben Jahre nach dem Tod Shakespeares seine beiden Schauspielerkollegen John Heminges und Henry Condell. Ihnen gelang es, das Werk in Buchform für die Nachwelt zu retten und es so vom Theater in die Literatur zu überführen.

Das berühmte Shakespeare-Porträt aus dem „First Folio“. Foto: Wallraf Museum

Heute sind von dem Werk mit dem offiziellen Titel „Mr. William Shakespeares Comedies, Histories & Tragedies“ weltweit nur noch 235 Exemplare erhalten geblieben. Es zählt zu den teuersten Büchern der Welt. Eine von drei der ledergebundenen Erstausgaben in Deutschland gehört zum Bestand der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Es ist nur eines von 14 Büchern weltweit, die noch nie restauriert wurden und die trotzdem im besten Erhaltungszustand sind. Erworben wurde der Prachtband im Jahr 1960 vom Kanzler der Universität.

Der besonderen Ausgabe des „First Folio“ widmet das Wallraf in Kooperation mit der Universitäts- und Stadtbibliothek sowie dem Theaterwissenschaftlichen Institut der Kölner Uni 400 Jahre nach dem Erscheinen die Kabinettsausstellung „Das ganze Drama – Shakespeares First Folio (1623)“, die noch bis zum 11. Juni in der zweiten Etage des Museums zu sehen ist.

Zum „First Folio“ wurden 40 grafische Arbeiten ausgewählt

Im Mittelpunkt steht in einer gläsernen Vitrine der aufgeschlagene „First Folio“ mit dem berühmten Porträt des Dramatikers. An den Wänden befinden sich 40 grafische Arbeiten aus der Kunst- und Theaterwelt. So zeigt eine Wand Visualisierung mit Shakespeare, wie eine krippenartige Geburtsszene des Dichters. Sie steht für den Mythos Shakespeare, der als Dichter im Geniekult des 18. Jahrhunderts zu einem künstlerischen Halbgott überhöht worden ist.

Auf der gegenüberliegenden Wand scheinen die Figuren aus den Werken Shakespeares zum Leben erwacht zu sein. Gezeigt wird zum Beispiel eine Druckgrafik mit einer Szene aus „Romeo und Julia“ genauso wie eine Stichreihe, welche die erste „Hamlet“-Aufführung in Deutschland dokumentiert hat. Zu sehen sind außerdem Theaterszenen und Bühnenbilder sowie Kostümentwürfe und Schminkmasken.

Am 23. April gibt es einen Shakespeare-Day im Wallraf

„Das ist eine wilde Wand ohne Ordnung, die den Betrachter Bildern und Fantasien aus den Werken nachspüren lässt. Die Szenen und Figuren wurden im Spiegel ihrer Zeit quer durch alle Epochen und künstlerischen Strömungen visualisiert und so erlebbar gemacht“, erläutert der Kurator der Sonderschau Peter Marx das tragisch-komische Panoptikum. Zu betrachten sind unter anderem Illustrationen von Künstlern wie Daniel Chodowiecki und Max Slevogt sowie szenische Entwürfe vom Emil Orlik, Ernst Stern und Günter Walbeck.

Als Rahmenprogramm zur Ausstellung sind neben Vorträgen auch ein Shakespeare Dinner am 31. März auf Schloss Türnich in Kerpen, ein Shakespeare-Day am 23. April im Wallraf sowie eine Theateraufführung „Der Widerspenstigen Zähmung“ am 15. April im Urania-Theater in Ehrenfeld geplant. Weitere Informationen finden sich online unter:

www.wallraf.museum