Aufgehängt an einem Briefkasten
Es war 17.30 Uhr, gestern mitten im Feierabend-Verkehr. Hunderte Menschen strömten aus der U-Bahnhaltestelle am Ebertplatz, überqueren die Straßen und schlendern zum Eigelstein. Mit Aktenmappen und Einkaufstaschen liefen sie ihrem Feierabend entgegen. Überrascht wurden sie dabei mitten auf dem Ebertplatz und rund herum von einer Kunst-Perforamce. So hing eine junge Frau mit ihrem Pullover an einem Briefkasten fest und turnte. Gleich nebenan saß ein junger Mann mit schwerem Mantel auf einer Litfasssäule, zwischen ihnen behängte ein weiterer Poller mit blauem Jeansstoff. Nur wenige Meter weiter wand sich eine junge Frau auf dem Boden. Ihr knallgelber Pullover hatte sich um eine Ampel gewickelt. Auf der anderen Seite des Platzes war ebenfalls eine Frau an einer Ampel zugange, im goldenen Kostüm verband sie sich regelrecht mit ihrer urbanen Umgebung.

Das machte auf so manchen Passagier Eindruck. Schnell bildeten sich Schlangen und Gruppen von Zuschauern, die die Performance interessiert beobachteten. Und selbst wenn die Ampeln auf "Grün" umsprangen, überquerte kaum einer die Straße, die gestern Abend am Ebertplatz zur Bühne wurde. Die Künstler selbst widmeten sich mit unbewegter Miene ihrer Performance, unansprechbar und doch mittendrin. Manch ein Lächeln konnten sie sich dann doch aber nicht verkneifen, wenn die Kinder neugierig und erstaunt mit Fingern auf sie zeigten. Erklärungen lieferten die Künstler selbst nicht ab, einige Passanten entdeckten die Flyer der Performance, vielen blieb die Aktion jedoch auch ein Rätsel.


Kunst auf der Litfasssäule – bestaunt von überraschten Passanten


Interaktion mit dem urbanen Raum auf ungewöhnliche Weise – hier hatte sich der Pullover um eine Ampel gewickelt


Kleidung – Membran zwischen Körper und Raum
Mit der aktuellen Produktion „Dressing the city und mein Kopf ist ein Hemd“ realisieren die beiden Performance-Künstler Angie Hiesl und Roland Kaiser den zweiten Teil des mehrjährigen Projektzyklus‘ URBAN-CITY-URBAN. Waren es im letzten Jahr Regalsysteme und Alltagsgegenstände, mit denen gesellschaftliche Ordnungs- und Lebenssysteme ausgelotet wurden, stehen in der neuen Produktion das Verhältnis von Mensch, Kleidung und urbanem Raum im Mittelpunkt. Die Kleidung verstehen die Künstler dabei als zweite Haut, als Membran zwischen Körper und Raum. Sie verbindet Innen- und Außenwelt und ist zugleich individuelles und öffentliches Statement. Sie ist nonverbales Kommunikationsmittel und liefert Signale, die in unmittelbarem Bezug zu unserer gesellschaftlichen Rolle stehen.


Geradezu aufgespießt wurde diese Künstlerin von ihrem goldenen Kostüm und der Ampel am Ebertplatz


Nach dem gestrigen Auftakt der Performance sind die zehn Künstler noch einige Tage in Köln unterwegs. Heute ist ihre Interaktion ab 16 Uhr auf dem Heinrich-Böll-Platz zu sehen. Die Performance dauert etwa 90 bis 120 Minuten. Bei Regen können sich die Anfangszeiten verschieben.

Weitere Termine im Überblick
26. August: 16 Uhr Heinrich-Böll-Platz
27. August: 17 Uhr, Ebertplatz
1. Und 2. September: 16 Uhr, Heinrich-Böll-Platz
3. September: 17 Uhr, Ebertplatz

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