Gärten spielten zu allen Zeiten eine besondere Rolle in der alten ägyptischen Geschichte. Sie weckten Jenseitserwartungen, Eigentümer zeigten so ihren Besitz und Stolz und sie hatten auch eine enorme soziale Komponente, weiß Dr. Marcus Trier, Direktor des Museums.  Das Anlegen eines solchen Gartens stellte, wegen des trockenen Landesklima, eine Herausforderung für die damaligen Menschen dar. Ohne beträchtliche Hilfe vonseiten der Natur wäre dies kaum möglich gewesen. „Bereits der griechische Geschichtsschreiber Herodot hat geschrieben, dass der Nil der Vater Ägyptens sei“, erzählte heute die stellvertretende Direktorin des Museums, Friedericke Naumann-Steckner. Nur durch das „Anschwellen und Zurückweichen“ des mächtigen Flusses waren Bewässerung der Felder und ertragreiche Ernten zu gewährleisten.

Um 1.000 v. Chr. kam es zur Liberalisierung der Gärten
Vier verschiedene Arten von Gärten unterscheiden die Forscher heutzutage. Während im Alten Reich in der Regel nur gigantische Tempelgärten errichtet wurden, welche Sinnbilder für die Beziehung zwischen Göttern, Menschen und der Natur darstellten, kam es ab 1000 v. Chr. zu einer Liberalisierung der Gartenanlagen. Die Oberschicht hatte nun, neben dem Pharao, Anteil an der Kultur. Neben kleinere Hausgärten waren es vor allem große Palastgärten, in denen die Gartenkultur zum Vorschein kam. Diese wurden offenbar nicht nur von den Besitzern genutzt, sondern waren gleichzeitig auch Fest- und Erholungsorte für größere Gemeinschaften. Als letztes waren es vor allem außerhalb der Stadt gelegene Nutzgärten, die in Ägypten Verwendung fanden. Besonders Weingärten konnten hierbei eine Größe von bis zu 20.000 m² erreichen.


Die Weingärten außerhalb der Städte hatten eine Größe von bis zu 20.000 m².

Entdeckung von Gärten ist eine Herausforderung
Nicht nur für die damaligen Menschen war es eine Herausforderung, Gärten in Ägypten anzulegen, sondern auch die Entdeckung durch Archäologen stellt eine dar. „Bei einer Entdeckung eines zehn Meter tiefen Lochs“, so Naumann-Steckner, „schließt man vielleicht auf einen Brunnen, aber nicht auf eine Gartenanlage.“ Das weiß auch Dr. Christian Tietze, Architekt und Bauforscher an der Universität Potsdamm und Kurator der Ausstellung, der seit 20 Jahren Arbeiten im Ost-Delta Ägyptens betreut und sich intensiv mit dem Nachweis und der Gestaltung dortiger Gartenanlagen befasst.

Ägyptomanie in der Antike und Europa
Die „Ägyptischen Gärten“ sind die dritte Sonderausstellung im Römisch-Germanischen Museum, die sich umfassend mit dem Themenfeld der alten ägyptischen Geschichte befasst. Ein verständlicher Schritt – wie Naumann-Steckner heute betonte. Die ägyptische Geschichte spielte für die Antike eine erhebliche Rolle, so bewunderten die römischen Herrscher die Baukunst der Ägypter und ahmten sie häufig nach. Besonders zu der Zeit, als Ägypten römische Provin war, kam es zu einer vermehrten Verschmelzung römischer und ägyptischer Kultur. Die Pyramide des Caius Cestius zeugt noch heute von dieser tiefen Verehrung. Ein Modell dieser aus dem 18. Jhd. ist auch in der Sonderausstellung zu sehen. Mit dem Feldzug Napoleons und durch Reiseberichte kam es im 18. Jhd. zur „Ägyptomanie“ in Europa. In Literatur und Kunst spiegelte sich das deutlich wieder.


Sphinx-Statuen waren Abbilder der Pharaonen und standen als Wächterfiguren vor Tempeln und Gräbern. Im Hintergrund ist das Modell der Cestius-Pyramide in Rom zu sehen.

Wer sich auch heute wieder von der Faszination des alten Ägyptens anstecken lassen möchte, kann dies ab morgen täglich (außer montags) von 10 bis 17 Uhr tun. Wer sich umfassend informieren lassen möchte, kann an der kostenfreien Führung dienstags um 15:30 Uhr teilhaben oder sich das umfangreiche Begleitbuch zur Ausstellung zulegen.

Infobox
Öffnungszeiten: Täglich (außer montags) von 10 bis 17 Uhr; am ersten Donnerstag im Monat von 10 bis 22 Uhr.
Eintritt: Kombikarte (Museum und Sonderaussstellung) 7 Euro (ermäßigt 4,50 Euro).
Führung: Dienstags um 15:30 Uhr (Nur Eintrittspreis).
Begleitbuch zur Ausstellung: "Ägyptische Gärten" (Hrsg. Christian Tietz) für 29,90 Euro (Museumsshop).

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung