Blick in die neue Sonderausstellung des Wallraf. Foto: Eppinger

Köln | Wenn der Betrachter auf das Gemälde “Maria mit dem Jesuskind” blickt, wird er ein wenig an ein modernes Wimmelbild erinnert. Unzählige Details gibt es in dieser Waldlandschaft zu entdecken. So umgibt eine riesige Girlande aus Obst, Gemüse und Blüten die Mutter mit ihrem Kind, dazu kommen Scharen von Engeln und zahlreiche Tiere des Waldes. Geschaffen wurde das Werk von einem der Stars am niederländischen Kunsthimmel des 17. Jahrhunderts – Jan Brueghel dem Älteren, der sich bei den Figuren Unterstützung vom Künstlerkollegen Hendrick van Balen holte. Das Bild ist Teil einer Sammlung von 36 niederländischen Barockgemälden und mehr als 150 Zeichnung auch derselben Epoche, welche das Wallraf als Dauerleihgabe übernommen hat.

Gezeigt werden die Werke noch bis zum 21. April 1924 in der Sonderausstellung “Sammlerträume”, die im Fenstersaal der Barockabteilung in der zweiten Etage einen prominenten Platz gefunden hat.

Sommer- und Winterlandschaften sind ist der Schau zu sehen. | Foto: Eppinger

“Das ist eine Sammlung mit einer sehr hohen Qualität, die vom privaten Sammler mit Auge und Herz sowie viel Sachverstand zusammengetragen wurde. Wir werden diese in den kommenden Jahren weiter erforschen. Die Zeichnungen sind national und auch international das Beste aus diesem Zeitalter. Wir werden sie in den Vitrinen immer wieder austauschen, um möglichst viele zeigen zu können”, sagt Museumsdirektor Marcus Dekiert.

Die Sammlung soll als Ganzes erhalten bleiben

“Die Sammlung hat Museumswert und soll nach dem Willen der Erben des Sammlers als Ganzes erhalten bleiben. Das würde die Chancen den langfristigen Verbleib in der großen Sammlung des Wallraf erhöhen. Bislang wurde die Dauerleihgabe dem Museum für zunächst zehn Jahre überlassen”, erklärt Anja Sevcik, die im Wallraf für die Barockabteilung zuständig ist.

Die Werke des niederländischen Barocks haben in der Sammlung meist ein kleines oder mittleres Format. Zu sehen sind Sommer- und Winterlandschaften genauso wie maritime Szenen der stolzen Seefahrernation. Kostbare Stillleben mit edlen Speisen und Getränken wie bei Georg Flegel zeigen den Überfluss dieses “Goldenen Zeitalters” in den Niederlanden, an dem aber auch eine kleine Maus teilhaben darf. Dazu kommen Stadt- und Flusspanoramen, Kircheninterieurs und Porträts.

Besonders sehenswert sind die Stillleben und das Gemälde „Maria mit dem Jesuskind“ von Jan Brueghel dem Älteren sowie Hendrick van Balen (Mitte). | Foto: Eppinger

Dass Künstler gemeinsam an einem Werk arbeiteten, zeigt die Inszenierung einer Prunkvase. Während Andries Daniels für den üppigen bunten Blumenschmuck zuständig war, übernahm Frans Francken d.J. die Vase, auf der ein Relief das antike Motiv der Entführung einer Braut zeigt, mit der ein Hochzeitsfest eskaliert.

Der satirische Blick des Malers

Auch bei der satirischen Kirmesszene von Jan Steen geht es hoch her. Dort feiern die Menschen ausgelassen, betrinken sich und gehen ungehemmt ihrem Vergnügen nach. Verkaufsstände sind genauso zu sehen wie Glücksspieler und Musiker mit dem Dudelsack oder der Fidel. Zu entdecken ist auch eine vornehme, aber nicht minder betrunkene Gesellschaft in einer goldverzierten Gondel. Benimmregeln werden bei der Kirmes kurzfristig ausgehebelt und auch Arm und Reich feiern weitgehend gemeinsam – fast wie im Kölner Karneval. Und über allem steht Sint Reinuit der Spottpatron aller fröhlichen Zecher.

Spannend ist zudem eine Straßensicht von Jan van der Heydens, den die Expertin Sevcik wegen seiner vielfältigen Interessen als Da Vinci der Niederlande bezeichnet. So hat er sich auch im Bereich der Feuerwehr engagiert und gilt als Erfinder des Feuerwehrschlauchs. Er galt zudem als Lichtmeister Amsterdams, weil er die niederländische Stadt mit 2000 Straßenlaternen versorgt hat.

Service: “Sammlerträume – Sternstunden der niederländischen Barockkunst”, die Ausstellung läuft bis zum 21. April 2024 im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Obermarspforten, Köln, Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 8 (ermäßigt 4.50) Euro.

www.wallraf.museum