Köln | aktualisiert | Das Auktionshaus Sotheby’s will in Zukunft Auktionen in Köln durchführen. Das kündigte jetzt Sotheby’s-CEO Charles F. Stewart via Zeitungsinterview an. Im Herbst 2021 soll es losgehen. Mittlerweile ist auch bekannt, wer das Kölner Büro führen soll.

Es sind die Giganten des internationalen Kunsthandels: Sotheby’s und Christie’s, ursprünglich im 18. Jahrhundert in London gegründete Versteigerungshäuser, heute weltweit operierende Unternehmen mit Milliarden-Umsätzen. Auch in Deutschland sind sie seit Jahrzehnten präsent, mit Niederlassungen und Repräsentanten (gern mit Adelstitel) zur Pflege von Sammlern und potenziellen Verkäufern. Doch versteigert wurde die Kunst dann immer in London, New York, Genf oder Hong Kong.

Sotheby’s, seit Mitte 2019 mit neuem Besitzer und neuem Chef, will nun einen anderen Weg gehen. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) kündigt Sotheby’s-CEO Charles F. Stewart an. Zwar wirken die Pläne noch unausgegoren (und das Interview weitgehend mit den üblichen Marketing-Plattitüden durchsetzt), fest steht jedoch, dass Sotheby’s am Standort Köln ab Herbst 2021 Online-Auktionen durchführen will. Als Termin für die Auftaktveranstaltung mit moderner und zeitgenössischer Kunst wird „Mitte September“ genannt. „Im November soll eine kuratierte Veranstaltung unter dem Motto „Now“ folgen“, schreibt die F.A.Z, „mit Arbeiten junger und jüngster Künstler, von denen viele bisher eben noch nicht in Auktionen vertreten waren, in den Kategorien bildende Kunst, Fotografie und Design.“ Bedeckt hält sich der Sotheby’s-Chef bei der Frage, ob Sotheby’s in Köln wie die Wettbewerber Lempertz und Van Ham auch „echte“ Auktionen vor Publikum durchführen will.

Das Auktionshaus Sotheby’s wurde Mitte 2019 von dem französisch-israelischen Telekom-Unternehmer Patrick Drahi übernommen, der mit seinem Telekom-Unternehmen Altice zum Milliardär geworden ist. Damit gehören heute alle drei international bedeutenden Auktionshäuser Privatpersonen; Christie’s dem französischen Unternehmer François Pinault, Phillips der russischen Mercury Group von Leonid Friedland und Leonid Strunin.

Seit der Übernahme macht Sotheby’s immer wieder mit Personalabgängen Schlagzeilen. So verließ im Zuge der Übernahme die Führungsmannschaft um Chairman Domenico De Sole (heute Chairman des Modeunternehmens Tom Ford International) und CEO Tad Smith das Auktionshaus. Der neue Eigentümer installierte seinen Vertrauten Charles F. Stewart, der Sotheby’s als CEO von New York aus führt. Der vormalige Investmentbanker, der über keine bekannte Erfahrung oder Affinität im Kunstgeschäft verfügt, war zuletzt Finanzvorstand (CFO) von Altice USA gewesen und hatte das Telekomunternehmen erfolgreich an die Börse gebracht. Wie soeben bekannt wurde, wird in den nächsten Monaten auch Amy Cappellazzo Sotheby’s verlassen, wo sie in den letzten Jahren als „Chairwoman Global Fine Arts“ praktisch das gesamte Kunstgeschäft weltweit verantwortete. In Deutschland verließ bereits 2018 Philipp Herzog von Württemberg, lange Zeit das Gesicht von Sotheby’s in Deutschland und Europa-Chef, das Unternehmen. Heute ist er als freier Kunstberater von Frankfurt aus tätig. Auch Sotheby’s frühere Köln-Statthalterin Nadia Abbas hat das Auktionshaus verlassen. Verbleib unbekannt.

Unbeantwortet bleibt im F.A.Z.-Interview die Personalfrage des echten oder vermeintlichen Köln-Neustarts. So wäre es zweifellos glaubwürdiger gewesen, wenn Sotheby’s-CEO Charles F. Stewart nicht nur große Köln-Ambitionen verkündet hätte, sondern auch erklärt hätte, wer diese und Sotheby’s Deutschland-Geschäft insgesamt in wenigen Monaten eigentlich verantworten soll.

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Das Sotheby’s Personal-Tableau

Köln
Barbara Guarnieri
Head of Sotheby’s Cologne
(ab 5. Juli 2021)

Eva Donnerhack
Head of Sales, Germany
Deutschland

Sebastian Fahey
Managing Director, Europe, Middle East, Africa
(London)

Dr. Franka Haiderer
Chairwoman, Head of Germany
Head of Business Development Europe, Middle East, Africa & Asia
(London)

Joelle Romba
Head of Berlin Office
Co-Head „Now“ Sale“

Bastienne Leuthe
Head of Contemporary Art, Germany

Dr. Katharina Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein
Head of Hamburg Office
Head of Munich Office

Autor: Von Christoph Mohr