Köln | Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (NS-Dok) zeigt in seinen neuen Ausstellungsräumen im Erdgeschoss vom 21. Juni bis 13. Oktober 2013 unter dem Titel „Der Prozess- Eichmann vor Gericht“ eine höchst sehenswerte Ausstellung über das Gerichtsverfahren gegen Adolf Eichmann, den ehemaligen Leiter des Judenreferats im Reichssicherheitshauptamt. Mit Eichmann stand 1961 erstmals ein zentral Mitverantwortlicher für die Ermordung von Millionen von Juden im Holocaust vor einem israelischen Gericht. Dabei widmet sich die aufwendig gestaltete, höchst sehenswerte Ausstellung den Akteuren und Geschehnissen während des Prozesses in Jerusalem, der Rezeption des Prozesses in Politik, Presse und Justiz sowie, in einem separaten Raum, der Vita Eichmanns und der Zerstörung jüdischer Gemeinden während der NS-Zeit.

Die Ausstellung zeigt neben der Vita Eichmanns und dessen Ankläger an mehreren Audio/Video-Theken den Prozessverlauf und die Verteidgungsstrategien Eichmanns und dessen Anwalt. Hier können an mehreren Bildschirmen mit Kopfhörern unterschiedliche Stationen des Prozessverlaufs Originalzeugenaussagen (Originalton mit Untertitel) von Zeugen, den Anklägern und Eichmann verfolgt werden. Auch sollen hier die unterschiedlichen Verteidigungsstrategien Eichmanns und seines Verteidigers nachvollzogen werden. An Wandtafeln werden Presseartikel aus der Zeit des Prozesses abgebildet, die der deutschen wie auch der internationalen Presse entnommen wurden. Dieser Bereich der Ausstellung widmet sich der Darstellung der gesellschaftlichen, juristischen und politischen Diskussionen, die dem Prozess vorausgingen und ihn begleiteten.

Ein weiterer Raum widmet sich der Biographie des „Spediteur des Todes“, speziell seiner SS-Karriere. Den dort aufgeführten bürokratischen Anordnungen und Maßnahmen Eichmanns stehen eindringliche Bilder aus europäischen Städten gegenüber, die das ganze Ausmaß an Zerstörung jüdischer Kultur bezeugen sollen. Auf großflächigen Leinwänden wird  die Zerstörung acht großer jüdischer Gemeinden dargestellt. Unter dem Bild aus der jeweiligen Gemeinde während der NS-Zeit wird nüchtern, aber nicht weniger erschüttern die Anzahl der Gemeindemitglieder vor und nach dem Holocaust beziffert.

In dem 1961 geführten Prozess, der live übertragen wurde, kamen insgesamt 111 Zeugen zur Sprache, die die Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten in ihrem vollen Umfang und bis ins abscheulichste Detail in ihren oft zutiefst erschütternden Aussagen abbildeten. Der Prozess bewirkte in Deutschland eine breite Auseinandersetzung in der Bevölkerung mit der NS-Vergangenheit. Das Urteil gegen Eichmann basierte – anders als in den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozessen – auf den Aussagen der Überlebenden des Holocausts. Mit dem Eichmann-Prozess begann die Ära der Zeitzeugen. Adolf Eichmann wurde 1961 vom Jerusalemer Bezirksgericht wegen seiner Beteiligung an der Ermordung von Millionen von Juden zum Tode verurteilt.

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Infobox:

„Der Prozess- Eichmann vor Gericht“, Ausstellung
21. Juni bis 13. Oktober 2013
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
EL-DE-Haus
Appellhofplatz 23-25

Öffnungszeiten:
Di bis Fr, 10 bis 18 Uhr, sowie jeden ersten Donnerstag (außer Feiertag) bis 22 Uhr

Unter dem Ausstellungstitel ist begleitend zur Ausstellung ist ein umfangreicher, 251 Seiten starker Band erschienen, der sämtliche Inhalte der Ausstellung sowie zusätzliche Essays zu den einzelnen Themenbereichen enthält und für zwölf Euro im NS-Dok erhältlich ist. 

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stiftung Topographie des Terrors, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, erstmals gezeigt im Jahre 2011 in Berlin. Die Vorbereitungszeit der aufwendig ausgestalteten Ausgestellung nahm 18 Monate in Anspruch. Die Ausstellung war ursprünglich nicht als Wanderausstellung konzipiert und wird in Köln letztmalig zu sehen sein. Eine Ausstellung der israelischen NS-Opfer-Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem, die sich ebenfalls dem Eichmann-Prozess widmet, ist noch bis zum 26. Juli 2013 im Treppenhaus des Oberlandesgerichts Köln zu sehen.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Blick auf die Audio/Video-Theken der Ausstellung