Seltener Ankauf aus der 1. große Blütezeit der Kölner Skulptur
„Die Johannes-Figur ist eine spektakuläre Neuerwerbung für unser Haus“, freute sich heute Dr. Dagmar Täube, kommissarische Direktorin des Museum Schnütgen. Die aus Nussbaumholz geschnitzte Figur stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, „der ersten große Blütezeit der Kölner Skulptur“, erklärte Täube. Aus dieser Zeit seien fast nur Madonnen-Figuren erhalten. Umso wertvoller sei die nun gekaufte Skulptur, die den Evangelisten Johannes zeige. Erkennbar sei das unter anderem an der nach links geneigten Haltung der Figur und der jugendlichen Darstellung. Denn Johannes war der jüngste Evangelist. Bemerkenswert sei die Figur außerdem dadurch, dass sie innen nicht ausgehöhlt wurde. „Dennoch weist sie kaum Risse auf“, so Täube. Das könne vermutlich auch daran liegen, dass ihr vorheriger Eigentümer die Figur von 1976 bis 1986 aufwendig restaurieren ließ.

Dass die Johannes-Skulptur aus Köln stammt, ist gesichert, betonte Täube heute. Denn sie weist eine nahe stilistische Verwandtschaft zu zwei Marmor-Figuren des Kölner Dom-Hochaltares auf, die bereits in der Sammlung Schnütgen zu sehen sind: Dem Heiligen Petrus sowie einem Heiligen Dionysos. Alle drei Figuren hätten nicht nur ähnliche Gesichter, sondern stellten auch die Körper der Figuren ähnlich dar. Ob die Figuren aus derselben Werkstatt stammen, lässt sich allerdings nicht mehr rekonstruieren. „Die Künstler damals waren Handwerker. Sie haben ihre Figuren nicht signiert“, erklärte die Museums-Direktorin.

„Wert ist unwiederbringlich“
Der Ankauf der Figur wurde dank der Unterstützung unterschiedlicher Institutionen möglich. So förderten die Kulturstiftung der Länder, die Peter und Irene Ludwig-Stiftung und der Pro Arte Medii Aevi-Freundeskreis des Museunm Schnütgen die Neuerwerbung. Ein Teil des Geldes wurde darüber hinaus aus dem Ankaufsetat der Stadt Köln entnommen. Einige tausend Euro fehlten dem Museum zunächst dennoch. „Der Besitzer hat sie uns jedoch dankenswerter Weise erlassen“, sagte Täube. Nur deswegen könne das Museum Schnütgen die Figur nun sein eigen nennen. Den genauen Kaufpreis wollten die Parteien heute nicht veröffentlichen. „Der Wert ist unwiederbringlich“, betonte Täube.

[cs]