Während nebenan in den Räumlichkeiten des Museums mehr oder minder talentierte Sänger und Sängerinnen ihr Glück beim Vorcasting für die „Talent“-Show „X-Factor“ versuchten, nahm Museumsdirektor Frank Dürr heute zwei ganz besondere Exponate entgegen: zwei der persönlichen Surfbretter des deutschen Profis Sebastian Steudtner. Dabei handelt es sich um sein erstes Brett und sein „Silverbullet“. Mit letzterem – das erste Brett, das auf ihn zugeschnitten wurde –, konnte er seine ersten großen Erfolge feiern.

„Der Dirk Nowitzki des deutschen Surfsports“
Mit Steudtner konnte das DSOM heute ein wahres „Schwergewicht“ des Surfsports auffahren. „Er ist so etwas wie der Dirk Nowitzki des deutschen Surfsports“, erzählte Iris Gehrke, Pressesprecherin des Museum. Im Alter von 13 Jahren entschied sich der Sportler professioneller Surfer zu werden. „Mein Bezug zu Wasser war als Kind schon stark ausgeprägt – es war von Anfang an mein liebstes Element“, so der 26-Jährige. Mit 16 lebte er auf Hawaii bei der Familie der Surflegende Nelson Armitage Sr., die Steudtner als Familienmitglied aufnahm. Dort entdeckte er auch seine Affinität für „die großen Wellen“.

Dieser Schritt stellte für ihn eine natürliche Entwicklung dar: „Beim Windsurfen war der Reiz irgendwann weg. Die Welle war mein Antrieb.“ Sehr zum Leidwesen des Vaters. Der berichtete heute, dass die Angst bei ihm natürlich immer ein Begleiter bleibe. „Besonders weil er aufgrund des Sports oft sehr weit von Zuhause weg ist.“ Doch der Erfolg gibt Steudtner recht: 2009 gewann er beim chilenischen Punta de Lobos den Titel des Pichilemu Big Wave Events; 2010 gewann er als erster Deutscher und Europäer bei den Billabong XXL Global Big Wave Awards in der Kategorie „Biggest Wave“. Seine Leistungen brachten ihm ebenfalls letztes Jahr den Titel „Surfer des Jahres“ ein.

Nicht der Typ für Kappe und breite Hose
Trotz dieser Erfolge, und obwohl der Surfsport laut Steudtner auch hierzulande immer angesagter werde, hat man es marketingtechnisch im Surfgeschäft schwer als Deutscher. „Amerikaner sind auch hier einfach besser zu vermarkten“, so der Surfprofi. Das seien auch die Personen, die die hiesigen „Kids“ sehen wollen. Das lege vor allem daran, dass Surffirmen auf dem europäischen Markt hauptsächlich Kleidung und einen „Lifestyle“ verkaufen möchten. „Ich bin halt nicht der Typ, der seine Kappe schräg nach hinten und breite Hosen trägt.“

Ein Raum für nicht-organisierte Sportarten
Zu sehen sein werden die Boards ab sofort im neuen Raum für Trendsportarten – auch wenn der Raum noch keinen offiziellen Namen hat. Man tue sich noch ein wenig schwer damit, ihn unter der Bezeichnung „Trendsportarten“ laufen zu lassen, betonte Dürr heute. Es gehe viel mehr darum, das Museum derart zu erweitern, dass auch Sportarten, die traditionell nicht in Vereinen organisiert werden, adäquat repräsentiert werden. Das Etikett „Trendsport“ habe immer etwas unernstes. Dabei seien viele, die unter diesen Namen laufen, anerkannte olympische Sportarten. Steudtner weiß die Besonderheiten dieser Sportarten zu schätzen. „Selbstmotivation spielt hierbei eine enorm wichtige Rolle“, antwortete er auf die Frage, ob es schwieriger sei, ohne unterstützenden Verein auf ein professionelles Level zu kommen.

Dominic Röltgen für report-k | Kölns Internetzeitung