Köln | NRW Ministerpräsident Armin Laschet, der schon mal die Grundsteinlegung des Jüdischen Museums mit dessen Eröffnung vor Baubeginn durcheinanderwarf, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Stadtdirektor Keller, Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach, Universitätsrektor Freimuth und viele andere fanden sich heute im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museum ein. Auch Marisol Corboud war gekommen und wurde von Oberbürgermeisterin Reker für ihr Engagement und die Dauerleihgabe der Fondation Courboud lobend erwähnt. 200 Jahre Stifter Ferdinand Franz Wallraf feierte die Stadtgesellschaft mit Politik und Kultur im Wallraf-Richartz-Museum.

Alle Redner lobten das Engagement Wallrafs vor 200 Jahren, als er in der sogenannen Franzosenzeit und Phase der Säkularisation alles sammelte, was er an Kultur, von Malerei, über Bücher bis zu Mineralien finden und in Köln sichern konnte und zum Ende seines Lebens alles der Stadt Köln vermachte. Damit habe er den Ruf Kölns als Kulturstadt und viele Museen begründet. Reker lobte: „Ferdinand Franz Wallraf wirkte weit über seine Lebenszeit hinaus. Vielen Bürgerinnen und Bürgern gilt er noch heute als Vorbild bürgerschaftlichen Engagements – vor allem im Bereich der Kunst und Kultur.“ Die Oberbürgermeisterin stellte zudem fest, dass alle Kölner Museumssammlungen bürgerlichen Ursprungs seien und erinnerte an diesem Abend auch an all die anderen großzügigen Sammler und Stifter wie Josef Haubrich, Peter und Irene Ludwig und Gérard Corboud.

Am 9. Mai 1818 verfasste Wallraf sein letztgültiges Testament zugunsten der Stadt Köln. Er schrieb: „sämtlichen Nachlasses… unter der unnachlässigen Bedingung, dass meine Kunst-, Mineralien-, Malerei-, Kupferstich- und Büchersammlung zu ewigen Tagen bei dieser Stadt und Gemeinde zum Nutzen der Kunst und Wissenschaft verbleiben soll.“ Reker nannte Wallraf ein Phänomen und eine Ausnahmepersönlichkeit, die weit über die Sammlung hinaus, die Stadt prägte. Er entwarf den Melatenfriedhof, war Rektor der alten Universität bis zu ihrer Schließung 1798, sorgte für die Umbenennung von Straßen und Gassen, schrieb Redeentwürfe für den Bürgermeister. 1823 half er bei der Etablierung des reformierten Kölner Karnevals und dem damals erstmals durchgeführten Rosenmontagszug rund um den Neumarkt. In diesem Jahr – also 1823 – wurde er auch zum „Erzbürger“ von Köln ernannt, übrigens der einzige Kölner, dem jemals so eine Ehre zuteil wurde.

Der Rektor der Universität zu Köln Axel Freimuth erinnerte nicht nur an die historischen Leistungen Wallrafs, sondern machte deutlich, dass mit dem 2014 aufgesetzten Projekt Wallraf Wissenschaft auch heute wieder in die Stadtöffentlichkeit wirke, wie etwa durch „Wallraf digital“. Ministerpräsident Armin Laschet zog den Kreis weiter auf Nordrhein-Westfalen und nannte viele Stifter des Landes, die sich um die Kultur im Land verdient machten, wie etwa Osthaus, der sich in Essen engagierte. Laschet machte auf den Unterschied zu anderen Bundesländern aufmerksam, in denen häufig Königshäuser die Kunst förderten. In NRW seien dies oft Unternehmer. Mit Isabel Pfeiffer-Poensgen habe das Land wieder eine Kulturministerin und noch dazu eine parteilose Kunstexpertin, die Köln als Wohnort gewählt habe, lobte Laschet. Er will den Kulturetat des Landes um 50 Prozent aufstocken und bis 2022 mindestens 100 Millionen in Kultur in NRW investieren. Zudem versprach Laschet, dass die öffentliche Hand nicht mehr als Kunsthändler auftreten will, wie es Westspiel schon einmal tat. Sollten die Kasinos von Westspiel aufgelöst werden, wird deren Kunstbestand der Öffentlichkeit weiter zur Verfügung stehen.

Autor: Andi Goral