Aktionswoche erinnert an die Opfer der NS-Zeit in Köln

Köln | „Das ist eine Aktion gegen das Vergessen. Es gibt zu viele Menschen in der Stadt, die davon nichts mehr wissen wollen. Es ist wichtig, dass die Stolpersteine glänzen gegen den braunen Nebel des Antisemitismus und gegen das Vergessen – ein politisches Zeichen für die Menschenwürde“, sagt der Vorsitzende des Vereins EL-DE-Haus, Wolfgang Uellenberg-van Dawen, an der Straße Auf dem Rothenberg, wo Musiker Wolfgang Niedecken gerade den Stolperstein putzt, der an den jüdischen Bürger Josef Stein erinnert.

Er musste unter der NS-Herrschaft erfahren, wie Juden in Köln ausgrenzt und verfolgt wurden. Um seine christliche Familie zu schützen, ließ er sich scheiden und wurde 1943 nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert. Es ist einer von mehr als 2400 Stolperstein, die vom Künstler Gunter Demnig verlegt worden sind, um an die Schicksale der von den Nazis verfolgten und ermordeten Menschen zu erinnern. Die Domstadt war der erste Ort, an dem es solche Gedenksteine gab, die inzwischen in 21 Ländern zu finden sind.

Mit der Aktionswoche „Glanz gegen Hetze“, soll das Erinnern wieder mehr ins Zentrum gerückt werden. Dafür werden die Stolpersteine gereinigt und so wieder zum Glänzen gebracht. Das gilt auch für die vier Steine in der Mühlengasse, die Familie Brzezinski erinnern, die vor den Nazis nach New York geflohen ist. Als Kürschnermeister verdiente Brzezinski sein Geld, doch die Nazis sorgten dafür, dass er entlassen wurde. Mit einem eigenen Geschäft für Mützen versuchte der Kölner in der Mühlengasse zu überleben. Aber das war durch die braune Hetze schon bald nicht mehr möglich, sodass die Flucht die einzige Alternative darstellte.

„Es ist aber wichtig, nicht nur die Perspektive der Opfer, sondern auch die der Täter und Nutznieser zu betrachten. Das Geschäft und die Werkstatt wurden geplündert und die leeren Räume wurden neu bezogen“, sagt der Direktor des NS-Dokumentationszentrums, Werner Jung während Oberbürgermeisterin Henriette Reker zwei der vier Stolpersteine reinigt. „Es gibt im Internet ein Kataster über die Standorte. Es wäre schön, wenn Bürger sich um die Steine in ihrer Nähe kümmern würden, damit es kein Vergessen gibt. Die Stolpersteine sind ein Zeichen für die vielen jüdischen Menschen, die man aus Köln weggeschickt und ermordet hat. Die Steine wurden immer da verlegt, wo es einen Bezug zwischen den Menschen und dem Ort gibt“, sagt Reker.

Nicht weit entfernt, in der Salzgasse, findet sich der Stolperstein, der an Heinrich Malmedy erinnert. Der zehnjährige Aaron liest nach der Reinigung vor, was auf dem Stolperstein steht. So wurde Malmedy vorgeworfen, dass er homosexuell und „asozial“ sei. Dafür wurde er verhaftet, verurteilt und 1944 ins KZ deportiert, wo er im Januar 1945 ermordet wurde. „Wenn man die Steine putzt, gibt man den Menschen, deren Name darauf steht, neuen Glanz. Die Botschaft der Steine strahlt nach vorne in unsere heutige Zeit“, sagt Bettina Levy vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde in Köln. Die Aktionswoche läuft noch bis zum 17. August.

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Rafi Rothenberg von der Liberalen Jüdischen Gemeinde und Wolfgang Niedecken polieren gemeinsam einen der vielen Stolpersteine in Köln.