Die Politikwissenschaftler Christian Breunig von der Universität Toronto und Achim Goerres von der Universität zu Köln untersuchten dabei die Ergebnisse von rund 80.000 Wahlbezirken in allen fünf Bundestagswahlen mithilfe eines statistischen Mittels, das die Gesetzmäßigkeit in der Verteilung der Ziffernstrukturen von Zahlen in empirischen Datensätzen beschreibt. Die Ergebnisse, die sie im Fachjournal "Electoral Studies" veröffentlicht haben, der Untersuchungen zeigten, dass bei den Erststimmen nur wenige Unregelmäßigkeiten auftraten, während bei den Zweitstimmen gehäuft Unregelmäßigkeiten vorgekommen seien. So kam es um so eher zu einer Verletzung der Verteilung, je dominanter eine Partei in einem Bundesland war.

In den Ländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern, in denen die Wahlen zu Gunsten von SPD, CDU und CSU ausgingen, kam es demnach zu mehreren Verletzungen. Im Jahr 2002 ergaben die Tests zudem bei der Linkspartei (damals PDS) Verletzungen in allen neuen Bundesländern. Da die Linkspartei bei jener Wahl in den Umfragen vor der Abstimmung und auch nach der Wahl unter der 5 Prozent-Hürde lag, könnten Wahlhelfer entweder zu Gunsten oder Ungunsten der Linkspartei ausgezählt haben. Das verwendete Gesetz hilft zwar dabei Unregelmäßigkeiten aufzudecken, kann aber keine Erkenntnisse über den Grund der Unstimmigkeit geben und damit zeigen, ob gewisse Parteien durch die Unregelmäßigkeiten bevorzugt oder benachteiligt wurden. Die Autoren der Studie regen daher eine gründliche Untersuchung der Wahlhelfer-Rekrutierung und der Auszählungsroutinen in der gesamten Bundesrepublik an.

[dts]