Berlin | Die Vorschläge für eine Frauenquote an der Spitze der deutschen Unternehmen reichen bis zu 30 oder 40 Prozent, die Bundesregierung selbst ist jedoch weit von solchen Zielen entfernt. Das ergab die Studie „Frauen – Macht – Regierung“ der Unternehmensberatung Kienbaum, die dem „Handelsblatt“ (Donnerstagsausgabe) vorliegt. Kienbaum hat erstmals detailliert die Frauenquoten in den verschiedenen Führungsetagen der Bundesregierung ermittelt, bis hinunter zu den Referatsleitern und das für jedes Ministerium.

Insgesamt ist danach jede vierte Führungskraft der schwarz-gelben Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel weiblich. Es gibt allerdings enorme Unterschiede: Vorbildlich ist die Quote mit fast 38 Prozent im Kabinett. Von den 25 mächtigen beamteten Staatssekretären sind dagegen nur 24 Prozent weiblich.

Ganz weit dahinter zurück fallen die Abteilungsleiter mit 16 Prozent. Weit besser sieht es erst wieder auf der untersten Führungsebene aus: Von 1.713 Referatsleitern in Ministerien, Kanzleramt und Presseamt sind immerhin 30 Prozent Frauen. Damit erfüllt die Bundesregierung lediglich auf der absoluten Top-Ebene und bei den nachgeordneten Referatsleitern eine 30-Prozent-Quote, die nicht nur Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zumindest den Dax-Vorständen vorschreiben möchte, von den 40 Prozent für Aufsichtsräte ganz zu schweigen.

Im Vergleich zur mickrigen Damen-Vertretung in den Dax-Vorständen, die nach der jüngsten Kienbaum-Auswertung bei 4,3 Prozent dümpelt, schneidet Merkels Mannschaft aber geradezu brillant ab. „Die Bundesregierung kann bei der Frauenförderung Erfolge vorweisen und ist in Teilen weiter als die Wirtschaft“, sagte Kienbaum-Hauptstadt-Repräsentant Thorsten Alsleben dem „Handelsblatt“. In den einzelnen Ministerien fällt die Frauenförderung jedoch höchst unterschiedlich aus: Bei Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) besetzen Frauen jeden zweiten Führungsjob.

Es folgt Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) mit 43 und Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) mit mit 41 Prozent. Generell gilt nach den Erkenntnissen von Kienbaum: die Chancen von Frauen in der Bundesregierung sind deutlich besser, wenn ein Ministerium längere Zeit von einer Geschlechtsgenossin geführt wurde. Gemessen am Frauenanteil in der gesamten Belegschaft sind weibliche Führungskräfte allerdings in allen Ressorts unterrepräsentiert. Schlusslicht ist das Bundesverteidigungsministerium: Bei Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sind lediglich acht Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt. Generell liegt die Frauenquote im Ministerium dagegen bei 28 Prozent.

Autor: dts