Symbolbild Wohnungsbau

Halle (Saale) | dts | Der deutsche Staat kann gegen Überbewertungen am Immobilienmarkt bislang kaum vorgehen. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Konkret wurde dabei die Wirkung der Grunderwerbsteuer untersucht.

Zwar führt eine Erhöhung dieser Steuer in Deutschland um einen Prozentpunkt dazu, dass die Preise für Wohnimmobilien um 1,2 Prozent sinken, allerdings konnten die Ökonomen diesen Effekt vor allem im ländlichen Raum nachweisen, aber kaum und nur verzögert in Städten. „Gerade dort, wo die Überhitzung auf dem Immobilienmarkt am größten ist, lässt uns die Steuer im Stich“, sagte Michael Koetter, Vizepräsident und Leiter der Abteilung Finanzmärkte am IWH, am Mittwoch. Für die Studie wertete das Institut 33 Millionen Wohnannoncen aus, die in den Jahren 2007 bis 2017 auf dem Portal Immobilienscout24 erschienen waren.

Da die Grunderwerbsteuer in den einzelnen Bundesländern zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich stark erhöht wurde, konnten die Ökonomen nach eigenen Angaben deren Effekte identifizieren. Laut Finanzmarktforscher Koetter ist es riskant, wenn zu viele Banken zu viele Kredite für zu hoch bewertete Immobilien in ihren Bilanzen haben. „Wir brauchen Instrumente, die direkt bei den Banken ansetzen“, sagte Koetter.

Diese Instrumente wie Kreditvergabebeschränkungen sollten auf europäischer Ebene weiterentwickelt werden. Dazu sollten die Kompetenzen europäischer Institutionen gestärkt und die Europäische Bankenunion vollendet werden. Schwierigkeiten auf dem deutschen Immobilienmarkt könnten eine Wirtschaftskrise weiter verschärfen.

Mehr Firmenpleiten und kräftige Preiserhöhungen steigern das Risiko, dass Privatleute die Kredite für ihre Wohnimmobilien nicht mehr bedienen. Das kann die Finanzstabilität schwächen, wodurch wiederum eine Wirtschaftskrise entstehen oder sich vertiefen kann, so die Forscher. Wohnbaukredite machen einen Großteil sowohl der Kredite deutscher Banken als auch der Privatschulden aus.

red01