Vielfalt fördern und bewahren
Die Pläne der Stadt Köln zur Gründung einer „Akademie der Künste der Welt“ nehmen konkrete Züge an. Eine empirische Überprüfung zur möglichen Gestaltung eines Akademie-Programms liegt nun vor: Die vom Kölner Kunstsalon in Auftrag gegebene Studie „Kulturwelten in Köln“ von Susanne Keuchel und Dominic Larue liefert Ergebnisse und Empfehlungen zum interkulturellen Kulturangebot in Köln. Die Studie erfasste das Kulturangebot von vier Monaten in den Jahren 2009 und 2010 mit insgesamt 4.839 einzelnen Veranstaltungen.

„Die Kultur in Köln und die Stadt selbst lebt von ihrer Vielfalt“, sagte heute Oberbürgermeister Jürgen Roters. Es ginge vor allem um die Herausforderung, lernen zu müssen, mit Menschen, die kulturell und religiös anders sind, zu leben. Eine „gegenseitige Befruchtung“ sei immens wichtig für das Zusammenleben in einer globalen Großstadt, wie Köln sie darstellt. Nach Georg Quander, Beigeordneter für Kunst und Kultur, habe Kultur immer auch eine soziale Komponente. Die Studie sei vor allem deswegen wichtig, da durch sie Defizite, aber auch Chancen aufgezeigt würden. Beispielsweise die Chance, durch interkulturelle Kulturangeboet Differenzen in einer Gesellschaft aufzufangen. Denn, so formuliert es der Vorsitzende des Kölner Kunstsalons, Dr. Peter Bach, „Fremdheit bringt in einigen Kulturkreisen leider häufig auch Zündstoff mit sich.“

30 Prozent der Künstler haben Migrationshintergrund
Rund 30 Prozent aller Künstler in Köln, so die Studie, haben einen internationalen Hintergrund. Das entspricht nahezu der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Köln. Die meisten Kunstwerke und Kulturangebote stammen dabei aus der westlichen Welt. Kunstwerke aus Ländern wie der Türkei, Italien und Russland seien dagegen deutlich unterrepräsentiert, obwohl gerade hierher viele Kölner mit Migrationshintergrund kommen. Auch die innenstädtische Konzentration des Kulturprogramms wird deutlich wiedergegeben (75 Prozent); Ehrenfeld folge mit großem Abstand (elf Prozent). Stadtteilen mit hohem Migrationsanteil seien kaum zu finden. Kulturelle Angebote der Migrantenvereine fänden kaum Erwähnung in den deutschsprachigen Medien. Dennoch zeigten sich die befragten Vereine grundsätzlich zufrieden mit dem Kölner Kulturangebot.

Aufgrund dieser Ergebnisse empfehlen die Macher der Studie eine Verbesserung der Förderpraxis, die Unterstützung von „Öffnung und Dialog zwischen interkulturellen Szenen und öffentlichen Kulturinstitutionen“. Wichtig wäre es ebenfalls eine stärkere Einbindung der Gemeinschaften zu fördern. Eine „Durchmischung“ des Publikums wäre hierfür ebenfalls wünschenswert. Dafür wäre es sinnvoll das kulturelle Programm an den Schulen zu erweitern, um dadurch ein generelles Interesse an fremden Kulturen zu entwickeln.

Qualitative Studie muss folgen
So interessant die Ergebnisse in ihrer Fülle auch seien, bleibt dennoch zu beachten, so Quander, dass es sich bei der Studie um eine rein quantitative empirische Erhebung handele. Um konkrete Pläne für die „Akademie der Künste der Welt“ daraus ableiten zu können, sei es wichtig auch eine qualitative Erhebung durchzuführen. „Denn wir haben es auch in den Herkunftsländern oftmals mit hybriden Kulturformen zu tun – beispielsweise in der türkischen Popmusik.“

Dominic Röltgen für report-k | Kölns Internetzeitung