Köln | Süße Selfie-Lutscher zum Vernaschen, essbare Kaffeelöffel sowie Fruchtgummis oder Schokolade aus dem 3-D-Drucker gehören zu den Neuheiten, die ab dem kommenden Sonntag dem Fachpublikum bei der Internationalen Süßwarenmesse in Deutz präsentiert werden. 1600 Anbieter aus 65 Ländern sind in den Messehallen vertreten. Darunter sind auch große deutsche Unternehmen wie Bahlsen, Baronie oder Neuhaus, die wieder nach Köln zurückkehren. Partnerland ist in diesem Jahr Frankreich, das mit 90 Unternehmen vor Ort nach Italien, Belgien und Spanien bei den Auslandsbeteiligungen das viertgrößte Land ist. Zeitgleich läuft in Deutz aus die Zuliefermesse ProSweets Cologne.

Im Trend liegen Süßwaren und Knabbereien, die gluten- und laktosefrei auch von Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten verzehrt werden können. Dazu kommt der allgemeine Trend zur gesunden Ernährung durch zuckerfreie bzw. zucker- und fettreduzierte Süßwaren und Knabbereien. Auch die Nachfrage von vegetarischen und veganen Produkten nimmt weiter zu. Im Trend liegen außerdem personalisierte Produkte mit bestimmten Aufdrucken oder selbst zusammengestellten Zutaten. Wert legen die Endverbraucher zudem auf nachhaltig hergestellte und fair gehandelte Produkte.

Zu den eher ausgefallenen Neuheiten gehören zum Beispiel der „essbare Fußballrasen“ zur Europameisterschaft oder Bonbons, die einen rosa Lippenstift garantieren sollen. Ungewöhnlich ist auch die Würzung von Lakritz mit Rhabarber. Popcorn gibt es in neuen Geschmacksrichtungen wie Minze oder Schokolade. Ebenfalls neu sind gebrannte Cashewnüsse, die mit Gold oder Silber überzogen sind, Biskuitsalami oder Apfelstrudel aus der Dose. Vorgestellt werden außerdem mit Koffein angereicherte Fruchtgummis für den „Wach-Kick“. Dieses Segment ist in Deutschland derzeit besonders gut nachgefragt, das gilt auch zunehmend für Erwachsene.

Der Pro-Kopf-Jahresverbrauch von Süßwaren, Knabberartikeln und Markeneis lag 2015 bei 32,48 Kilo in einem Wert von knapp 110 Euro. Der Anteil am Gesamtjahresverbrauch von Lebensmitteln nimmt Süß- und Knabberkram liegt bei knapp fünf Prozent. Die Produktionsmenge der deutschen Süßwarenindustrie stagnierte bei plus 0,2 Prozent, der Umsatz stieg um 2,6 Prozent.

Das Exportgeschäft entwickelt sich mengenmäßig erstmals seit Jahren rückläufig. Dafür verantwortlich war unter anderem auch die Rubelkrise in Russland. Der Exportanteil liegt bei den deutschen Produzent bei knapp 50 Prozent. Belastet wurde die Ertragslage in Deutschland durch den verstärkten Konkurrenzdruck, mehr staatliche Regulierung und durch gestiegene Rohstoffpreise. Das gilt insbesondere für Kakao, Mandeln und Haselnüsse.

Beim Handel mit Süßwaren stieg der Umsatz 2015 um rund drei Prozent, während die umgesetzte Menge stagnierte. Mit 9,5 Prozent bliebt der Anteil des Süßwarengeschäfts am Lebensmittelumsatz konstant. Das größte Umsatzplus wurde in Deutschland bei den Schokoladenwaren verzeichnet werden. Gefragt waren vor allem die Standartartikel wie 100-Gramm- und Großtafeln sowie Pralinenmischungen. Besonders stark war die Entwicklung der Handelsmarken im vergangenen Jahr. Die gestiegenen Einkaufskosten gab der Handel auch seinen Kunden weiter. Große Hoffnung legt man bei der Süßwarenbranche im laufenden Jahr auf sportliche Großereignisse wie die Fußball-EM und die Olympischen Sommerspiele.

Eine bei der Wirtschaftspressekonferenz zur ISM vorgestellten Studie hat sich mit dem Thema Schokolade beschäftigt. Dazu wurde der Konsum in neun Ländern untersucht. Besonders gefragt sind einfache Schokoladen ohne weitere Zutaten und Füllungen (44 Prozent). Während diese in Italien und Spanien einen Anteil von 60 Prozent haben, liegt er in Deutschland bei nur 29,6 Prozent. Hierzulande ist Haselnussschokolade besonders beliebt, knapp 30 Prozent machen die gefüllten Schokotafeln aus. Mit gut 13 Prozent sind dunkle Schokoladen in Deutschland weniger gefragt als in anderen Länder wie Frankreich, wo diese Sorte einen Anteil von 48,5 Prozent. Insgesamt werden in Deutschland im Jahr 213 Millionen Kilo Tafelschokolade konsumiert. Klarer Favorit ist hier die Vollmilchschokolade.

Autor: Stephan Eppinger