Köln | Grauer Himmel, große und kleine Regentropfen am Freitag und Samstag aber strahlender Sonnenschein am Sonntag: das Wetter schien die tausenden Reggae-, Dancehall- und Hip-Hop-Fans überhaupt nicht zu interessieren. Einige Summerjamer waren mit Regenjacke und Gummistiefel bekleidet gekommen, andere wiederum tanzten Barfuß im Regen. „Some people feel the rain. Others just get wet“, wie die Legende Bob Marley zitiert wird. Summerjam – das ist das weltbekannte Reggae-Festival am Fühlinger See, zudem die Menschen aus aller Welt Anfang Juli pilgern.

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Reggae und Hip-Hop

Gefühlt etwas weniger Reggae, aber dafür mehr Hip Hop hallte über den See. Die lockeren Hosen standen den Fans beider Musikrichtungen dennoch gut. Dreadlocks, Basecaps, große runde Sonnenbrillen und Blumenkränze auf dem Kopf. Gemischter hätte das Publikum eigentlich nicht sein können. Aber alle haben etwas gemeinsam: Sie werden eins mit der Musik. Bunte Decken und Luftmatratzen wohin das Auge reicht. Einige liegen oder sitzen auf dem nackten Boden, denn schon allein die Location mitten im Grünen am Fühlinger See macht gute Laune. Das Festivalgelände mitten in der Metropole wirkt wie von der Welt und vom Alltag abgeschnitten, obwohl nur wenige Meter entfernt tausende Autos die A1 entlangdonnern.

Damian Marley, Beenie Man, Sido, Patrice, Nas und viele mehr am Fühlinger See

Stärker hätte der Kontrast nicht sein können. Auf der Green Stage groovte Headliner Beenie Man spätestens mit „King of the Dancehall“ den Freitagabend als läge Fühlingen in der Karibik. Jetzt ist das natürlich sein Superhit, den jeder kennt, aber auch bei anderen Songs konnten die Dreadlocks schon mal den Nebenmann und Nebenfrau durch heftige Mooves treffen. Auf der Red Stage Sido, Rap aus Ostberlin und Songs wie zum Beispiel „Mein Block“. Zwei Musikstile die normalerweise der Atlantik trennt, nur wenige Meter voneinander entfernt, auf der Festivalinsel, an deren Strand, die sanften Wellen des Fühlinger Sees brandeten.

Samstag war Pfützentag und gelbe Gummistiefel- oder die freakigen Barfußtänzer feierten zu Damian Marley, der allerdings seinen Vater nicht mit „Some people feel the rain. Others just get wet“ zitierte, Patrice, Alpha Blondy und Bilderbuch on Stage.

One love, one heart. Let’s get together and feel alright“

Am letzten Festivaltag hieß es Sonnencreme auspacken, für alle die, die keine Schlammpackung mehr hatten. Nun roch es aber nicht wie am Strand von Malle, nach Lichtschutzfaktor 60, sondern der feine Duft der jedes gute Reggae Festival durchzieht, machte sich auch an dem Tag, an dem man eigentlich ruhen soll, breit. Musikalisch überraschte vor allem der südafrikanische Sänger und Songwriter Jeremy Loops. Loops nimmt verschiedene Soundschleifen mit seiner Loop Station selbst auf und legt diese zu mehreren Layern übereinander. Die Besucher forderten eine Zugabe. War aber nicht, wegen Festivalbürokratie. Der Zeitplan des Summerjam Festivals musste eingehalten werden. Loops nahms gelassen, hopste von der Bühne, schoss Selfies, verteilte High-Fives und CD’s. Die Fans excited, einer klopfte über Kopf mit seinen Flip Flops sogar im Takt.

Nas, Brooklyn, New York, Rapper, Red Stage, Köln-Nord. Einige sagen, er ist aktuell der angesagteste Meilenstein der Hip-Hop-Szene. Es knubbelte sich, auch am Fühlinger See. Bei „I can“ – Cover auf der Melodie „Für Elise“ von Herrn Ludwig van Beethoven, übrigens Bonner, rasteten die Hip-Hop-People völlig aus und kannten nur noch eine einzige Armbewegung. Beschreibung überflüssig. Mit dem Marley-Song „One love, one heart. Let’s get together and feel alright“ verneigte sich Nas vor der Reggae-Legende.

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Jedes Jahr tausende Besucher

Rund 6.000 weniger Summerjamer waren in diesem Jahr am Fühlinger See. Dennoch blieben die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Mehrmals kontrollierten die Securties die Besucher. Vor dem Festivalgelände wurde man auch abgetastet. Deos und Glasflaschen mussten dort entsorgt werden. Immer mal wieder begegnete man eine kleine Polizeigruppen auf dem Festivalgelände. Die Beamten wirkten aber gelassen und entspannt. Natürlich stand auch die Anreise von Besuchern im Fokus der Autobahnpolizei. Fünf Autofahrer aus der A61 sollen unter dem Einfluss von Drogen angehalten worden sein, berichtet die Autobahnpolizei Gau-Bickelheim. Vielleicht erfuhren die restlichen 5.995 ferngebliebenen Besucher das selbe Schicksal, wobei dies natürlich nur eine übertriebene Vermutung ist. Traurig müssen die Veranstalter nicht sein, denn auch 25.000 Besucher, ist eine stolze Hausnummer.

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Autor: Irem Barlin