Schneider kritisiert Schulpolitik

Als besten Weg, Fachkräfte für die Zukunft zu sichern, beschrieb Schneider die Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Die Jugendlichen sollten möglichst sofort nach der Schule in eine Ausbildung gehen und nicht in ein „Warteschleifensystem“ aus Fördermaßnahmen, die viel Geld kosteten, das an anderen Stellen besser eingesetzt werden könne, sagte der NRW-Arbeitsminister. In dieser so genannten „Warteschleife“ befänden sich derzeit in NRW 80.000 Jugendliche. So will Schneider ab Klasse 8 die Jugendlichen aller Schulen und aller Schultypen verstärkt mit dem Thema „Arbeitswelt“ konfrontieren. Wie das konkret aussehen soll, ließ der Minister aber offen. Die bereits seit Jahren vorgeschriebenen Pflichtpraktika scheinen jedenfalls noch nicht die gewünschte Wirkung zu zeigen.

In seiner heutigen Rede formulierte Schneider weitere Forderungen, die sich wohl an seine Kollegin Barbara Sommer vom Schulministerium richteten. So forderte der Arbeitsminister etwa eine „systematische Berufsorientierung“, an der Eltern, Berufsberater, Unternehmen und auch die Lehrer mitwirken sollen. „Wir brauchen im gesamten Lehrbetrieb mehr Informationen über die Berufs- und Arbeitswelt“, sagte der Minister. Dazu müssten aber dann wohl zunächst einmal die Lehrer selbst in punkto „Wirtschaft“ geschult werden. Schließlich kommen sie auf ihrem Karriereweg – vom Abitur an die Uni und zurück zur Schule – mit der Wirtschaft selbst meist gar nicht in Berührung. Auch in den Schulbüchern möchte der Minister das Thema Wirtschaft mehr behandelt sehen. „Wenn ich ein Schulbuch aufschlage, habe ich das Gefühl, wir haben 1970 und nicht 2011“, klagte Schneider.

“Ausbildung entscheidet über den Erfolg in der Gesellschaft“
Er selbst will sich nun verstärkt auch um solche Jugendliche kümmern, die geringere Qualifikationen mitbringen. Raimund Becker vom Vorstand Arbeitslosenversicherung der Bundesagentur für Arbeit an die Arbeitgeber, appellierte etwa an die Arbeitgeber, auch den weniger gut qualifizierten Jugendlichen eine Chance zu geben. Besonders fördern will Schneider auch Jugendliche mit Migrationshintergrund. Denn viele von ihnen hätten es schwer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Haupthemmnis sei dabei die Unkenntnis des deutschen Ausbildungssystems. Das müsse ihnen künftig besser vermittelt werden. „Die Ausbildung entscheidet über den Erfolg in der Gesellschaft“, so Becker. Daneben müsse aber auch auf türkische Unternehmen und Freiberufler zugegangen werden, die oftmals gar nicht wüssten, dass sie ausbilden können. Genaue Projekte oder Maßnahme stellte Schneider dazu jedoch nicht vor.

Tag des Ausbildungsplatzes – auch Ford dabei
An der Veranstaltung nahm auch der Geschäftsführer Personal- und Sozialwesen von Ford, Rainer Ludwig teil. Das in Köln ansässige Unternehmen legt Wert darauf, dass man bereits seit  1934 ausbildet. In den deutschen Werken in Köln und Saarlouis bildet Ford Jahr für Jahr nach eigenen Angaben rund 273 Auszubildende aus. Dazu gehört auch eine intensive Informationskampagne wie etwa die FiT (Frauen in technischen Berufen)-Initiative, die Mädchen und junge Frauen anspricht und über technische Ausbildungs- und Studiengänge informiert.

Besonders vorbildlich ist allerdings ein anderes Programm: Seit 1978 bieten die Ford-Werke Qualifizierungsmaßnahmen für jährlich 60 Jugendliche an, die nach dem Schulabschluss keine Ausbildungsstelle erhalten haben. Diese Jugendlichen werden fast ein Jahr lang mit Unterstützung der Arbeitsagenturen geschult und auf  eine Ausbildung vorbereitet. So haben in den vergangenen 33 Jahren rund 1.770 Jugendliche dieses Programm durchlaufen. Davon können, so Ford, rund 70 Prozent jedes Jahr in ein festes Ausbildungsverhältnis vermittelt werden. Ford ist aber auch Vorbild bei der Integration und wurde 2008 von der Staatsministerin und Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Prof. Maria Böhmer, mit dem ersten Preis im Wettbewerb "Kulturelle Vielfalt in der Ausbildung" ausgezeichnet. Nach Werksangaben haben rund 30 Prozent der Azubis Migrationshintergrund und stammen aus 15 Nationen.

Aktualisiert am 19.5.2011, 11:00 Uhr

Agentur für Arbeit erfasst 180 neue Ausbildungsplätze
18 Unternehmen, die für den Herbst noch nach passenden Kandidaten suchen, bekamen am Tag des Ausbildungsplatzes Besuch von einem Berufsberater und einem Arbeitgeber-Vermittler. Agenturchef Peter Welters erläutert: „Wir wollten junge Leute vorstellen, die mit ihren Zeugnissen nicht auf den ersten Blick überzeugen, die aber bei unseren Berufsberatern durch ihre Persönlichkeit und die gute Zusammenarbeit positiv aufgefallen sind. Wir möchten, dass die jungen Menschen die Möglichkeit bekommen, ihr Potenzial einzusetzen.“ Bei knapp 800 weiteren Kölner Unternehmen warben Mitarbeiter des Arbeitgeberservice sowie der Berufsberatung per Telefon um Ausbildungsplätze. So konnten für den kommenden Hebst 109 frei Lehstellen erfasst werden. Für den Ausbildungsbeginn im Herbst 2012 haben die Unternehmen bereits 71 Lehrstellen gemeldet. Insgesamt wären am Stichtag am 30. April der Agentur für Arbeit 5.412 Ausbildungsstellen gemeldet worden, das seien acht Prozent mehr als im Vorjahr. Davon wären zu diesem Zeitpunkt 2.899 unbesetzt. Ende April suchten noch 2.195 Jugendliche eine Lehrstelle. Zusammen mit den nun eingeworbenen Stellen gibt es jetzt in Köln knapp 3.000 freie Lehrstellen.

Julia Grahn für report-k.de/Kölns Internetzeitung