Grohnde | Tausende Menschen haben am Samstag in Deutschland gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken demonstriert. Alleine an Protesten rund um das niedersächsische AKW Grohnde beteiligten sich nach Veranstalterangaben etwa 20.000 Umweltschützer – die Polizei nannte für Niedersachsen allerdings nur 2.500 Teilnehmer.

Demonstrationen gab es auch an den süddeutschen AKW-Standorten Neckarwestheim (Baden-Württemberg) und Gundremmingen (Bayern) sowie an der westfälischen Urananreicherungsanlage Gronau. In Gronau zählten die Organisatoren 1.200, in Neckarwestheim 3.000 und in Günzburg bei Gundremmingen 3.500 Teilnehmer. Anlass für die Proteste war der 2. Jahrestag des Atomunfalls im japanischen Fukushima.

In einem Umkreis um das AKW Grohnde habe es an etwa 200 -laut Polizei 100 – Orten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Kundgebungen, Straßentheater und simulierte Katastrophenschutzübungen gegeben, sagte Peter Dickel von der atomkraftkritischen Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad. In vielen Orten hätten Umweltschützer Menschenketten gebildet. Nach Angaben der Polizei verliefen die Proteste ohne Zwischenfälle.

„Angesichts dieser Aktion kann niemand mehr sagen, das Thema Atomenergie sei erledigt“, fügte Dickel hinzu. Einen wirksamen Schutz vor Reaktorkatastrophen gebe es nicht. Er forderte zugleich die sofortige Abschaltung des AKW Grohnde. Der vom Betreiber E.on geplante Einsatz plutoniumhaltiger Mischoxid (Mox)-Brennelemente erhöhe die Gefahr eines Unfalls noch erheblich.

Der Sprecher der Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“, Jochen Stay, verwies darauf, dass in Deutschland weiterhin neun Atomkraftwerke in Betrieb sind. Die meisten dieser Reaktoren sollten noch bis 2022 am Netz bleiben, obwohl sie immer störanfälliger würden und für die Stromversorgung nicht mehr nötig seien. „Deshalb sind wir erneut auf die Straße gegangen und haben die Stilllegung der AKWs verlangt – und zwar jetzt und nicht erst in neun Jahren.“

Redner bei den Kundgebungen kritisierten auch die „Abwartetaktik“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie versäume es, die Energiewende entscheidend voranzubringen. Die sogenannten „Strompreis-Bremsversuche“ von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Umweltminister Peter Altmaier (CDU) gefährdeten den Erfolg der Energiewende.

Zu den Demonstrationen hatten neben „Ausgestrahlt“ und der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Campact, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, Robin Wood, die NaturFreunde Deutschlands sowie regionale Bürgerinitiativen aufgerufen.

Autor: Max Eckart, dapd