Die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt war zuletzt positiv. Viele Stellen blieben jedoch auch unbesetzt. Eine Einwicklung, die sich in Zukunft noch verschärfen könnte. (Report-k.de berichtete) Daher sei es wichtig, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen und Gruppen wie Migranten oder Jugendlichen mit Schulproblemen die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Ausbildungsaufnahme zu verschaffen, erklärte Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln (HK). Neben diesen Jugendlichen sollen nach Vorstellungen der HK aber auch mehr junge Mütter eine Ausbildung absolvieren können. Dies könne mit Hilfe der Teilzeitausbildung geschehen.

Verringerung der Wochenstundenzahl möglich
Eine solche Ausbildung sieht eine verringerte Wochenstundenzahl vor, um den jungen Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Statt eines Vollzeitstelle könnten in einem solchen Fall 30 Stunden  in der Woche für die Ausbildung veranschlagt werden. In Einzelfällen sind aber auch 25 oder 20 Stunden denkbar. In einem solchen Fall könne sich die Ausbildungsdauer dann bis zu einem Jahr verlängern. „Wir sind davon überzeugt, dass das ein gutes Modell ist.“, sagte Dr. Weltrich und hofft eine größere Verbreitung. Eine Teilzeit-Ausbildung könne auch ein wirksames Instrument gegen das zunehmende Armutsrisiko sein.

Dieser Auffassung ist auch Beate Mages vom „Vingster Treff“. Der Verein unterstützt junge Mütter im Alter von 17 bis 24 Jahren beim Erwerb von Schlüsselqualifikationen und der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Auf diese Weise eröffnen sich den Betroffenen neue Perspektiven, um aus der Abhängigkeit von staatlichen Sozialleistungen herauszufinden. Die Dauer diese Betreuung liegt in der Regel bei 6 Monaten, kann aber bei Bedarf verlängert werden. In den meisten Fällen sei dies jedoch nicht nötig, bekräftigte Mages. Die jungen Frauen seien überaus motiviert und gewissenhaft.

"Frauen im Betrieb ist nichts Verkehrtes"
Das bestätigte auch Maler- und Lackierermeister Frank Schwadorf aus Köln-Rath, der bereits gute Erfahrungen mit dem Modell der Teilzeit-Ausbildung gemacht habe. Die jungen Frauen seien verantwortungsbewusster, fleißiger und disziplinierter als viele Jugendliche. Zudem trügen sie zu einer angenehmen Atmosphäre in den Betrieben bei und auch die Kunden reagieren mit einer positiven Resonanz.  Gleichzeitig verwies er aber darauf, dass auch eine Teilzeit-Ausbildung mit harter Arbeit verbunden sei und sie auch eine zeitliche und mobile Flexibilität vorweisen müssten. „Frauen im Betrieb ist nichts Verkehrtes.“, bilanzierte der Handwerker, der zuletzt eine seiner Auszubildeninnen übernommen hat.

Chance für junge Mütter
Die angehende Bürokauffrau Anja Giesing berichtete aus erster Hand von ihren Erfahrungen mit der Teilzeit-Ausbildung. Das Modell sei eine Chance für junge Mütter, um den Abschluss nicht zu verlieren. Darin liege die besondere Motivation. Es gehe nicht darum die Möglichkeiten des Modells voll auszureizen. Meist genügte ein geringer Spielraum von wenigen Stunden, damit das Kind etwa aus der Kita abgeholt werden könne.

Die Teilzeit-Ausbildung stellt zur Zeit noch eine Ausnahme da. Dr. Weltrich nannte die Zahl von 4 bis 5 Ausbildungsverhältnissen, die explizit als Teilzeit-Ausbildung gemeldet wurden.

[Björn Bourry für Report-k.de – Kölns Internetzeitung]