Köln | Prof. Günther Herzog vom Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels (ZADIK) will sich nicht zur Gegenwart der Kölner Kunstszene äußern, denn er werde diese erst in 50 Jahren kennenlernen, dann, wenn die Archive der Galerien sein Institut erreichen. Schätze voller Geschichten finden sich im ZADIK, etwa dass eine Arbeit von Gerhard Richter, die heute im Metropolitan Museum in New York hängt, damals für 1.600 DM zu haben war. Aber, relativiert Wissenschaftler Herzog, ein VW Käfer kostete damals auch nur rund 5.000 DM. Über die „The Köln Show“ auf der Art Cologne sprach report-K mit Günter Herzog, der 2017 den Art Cologne Preis erhielt, auf der Art Cologne.

Selbstreflexive Kneipenarbeit

Die „The Köln Show“ ist prominent platziert. Alle Besucher der Art Cologne, die über den Eingang Süd die Kunstmesse erreichen, laufen direkt nach dem Eingang darauf zu. In weißen Lettern prangt dort der Titel der Ausstellung mit dem Zusatz: „Netzwerke der Avantgardegalerien“. Netzwerk? Das ist ein Begriff aus dem 21. Jahrhundert. In den 1990er Jahren hieß dies „Kneipenarbeit“. Von dieser „Kneipenarbeit“ gibt es Bilddokumente oder von Fotos der Ausstellung „Unfair“, den Kojen mit heute weltbekannten Galeristen, wie etwa Zwirner. „Kneipenarbeit“ beschreibt übrigens der Begleittext der Art Cologne mit den Worten: „Für seine diesjährige, opulent bebilderte Zeitreise hat das ZADIK die Koordinaten auf den heute besonders in Amerika tradierten Mythos der Kölner Kunstszene der 1990er Jahre gesetzt. Es besucht dort die Menschen und Ereignisse, die transeuropäische und transatlantische Brücken bauten und kunstprogrammatische Weichen stellten für unsere Gegenwart und lässt die Zeit der zum Teil in harter Kneipenarbeit erwirtschafteten künstlerischen Selbstreflexivität, der Kontextkunst und Institutionskritik wieder lebendig werden.“

„The Köln Show“

Der Titel der Ausstellung korrespondiert mit „The Köln Show“ (27.4.-26.5.1990), eine Ausstellung mit Werken von 66 Künstlerinnen und Künstlern aus Europa, den USA und Japan, kuratiert von den Kölner Galeristinnen Monika Sprüth, Esther Schipper, Isabella Kacprzak, Tanja Grunert, Gisela Capitain und Sophia Ungers und den Galeristen Rafael Jablonka, Max Hetzler und Daniel Buchholz, koordiniert von Monica Beer, mit dem von Isabelle Graw redigierten und herausgegebenen Begleitbuch „Nachschub – Supply“.

Autor: Andi Goral