Das Pressefoto zeigt eine Szene aus Helga Hilft im Theater am Dom. | Foto: Jennifer Zumbusch

„Die Menschen können bei uns im Theater durchatmen und abschalten“

Köln | Die Schauspielerin Claudia Rieschel steht gerade beim neuen Stück „Helga hilft“ im Theater am Dom auf der Bühne. Dieses ist noch bis zum 6. Februar in Köln zu sehen. In der Domstadt hat Rieschel im Frühjahr schon bei der neuen Staffel „Merz gegen Merz“ vor der Kamera gestanden, die Ende Dezember im ZDF startet. Wir haben die Schauspielerin zum Interview getroffen. Im Gespräch berichtet sie über das Stück, die Serie und ihr Leben in Köln.

Wie erleben Sie die Situation im Theater jetzt im zweiten Corona-Winter?

Claudia Rieschel: Die Situation ist schwierig, die Menschen sind wegen der steigenden Infektionszahlen sehr besorgt und halten sich auch bei Theaterbesuchen zurück. So sind die Besucherzahlen im Moment leider auch nicht so, wie wir uns das wünschen würden. Dabei ist es bei uns im Theater sicher. Die Lüftungsanlage wälzt die Luft in kurzen Intervallen komplett um und bringt Frischluft von draußen in den Saal. Und die Leute, die ins Theater kommen, erleben einen schönen Abend und sind guter Laune, wenn sie das neue Stück von René Heinersdorff live auf der Bühne erleben können.

Worum geht es bei „Helga hilft“?

Rieschel: Es geht um eine Familie, in die Tante Helga einbricht. Sie ist eigentlich eine Wahrheitsfanatikerin. Wenn die Wahrheit allerdings zu viel Leid mit sich bringt, reagiert Helga durchaus flexibel und erfindet schon mal etwas. Damit richtet sie viel Chaos an, auch wenn sie eigentlich nur helfen möchte. Das bringt reichlich Verstrickungen und Verwirrungen mit sich.

Die Familie ist nicht unbedingt typisch aufgestellt.

Rieschel: Es ist eine typische Patchwork-Familie: Das Ehepaar ist geschieden, der Mann wieder mit neuer Familie, die Ehefrau solo, die Schwiegertochter wurde gerade vom Sohn verlassen und der Opa ist ebenfalls wieder neu liiert. Und so gibt es über Ostern, Weihnachten und Erntedank viel Chaos im Familienleben.

Wie gut kennen Sie den Regisseur René Heinersdorff?

Rieschel: Robby kenne ich schon als er ein Teenager war. Mitte der 70er Jahre stand ich als „Ingeborg“ auf der Bühne im Familientheater und Robby war oft im Publikum. Im Laufe der Jahre sind wir uns bei vielen Theaterproduktionen immer wieder begegnet, zum Beispiel beim „Seltsamen Paar“ mit Anja Kruse und bei einem seiner ersten eigenen Stücke „Wenn es Herbst wird“.

Was macht für Sie den Reiz der Zusammenarbeit aus?

Rieschel: Es ist spannend, wie sich bei Robby ein Stück immer weiter entwickelt. Er hat ständig neue Ideen und ist offen für Veränderung. Zu den Herausforderungen beim aktuellen Stück gehört, dass Helga immer wieder aus ihrer Rolle ausbricht und mit dem Publikum spricht. Das mag Robby sehr gerne als Stilmittel. Ich habe mich damit anfangs etwas schwergetan.

Wie wichtig ist das Boulevardtheater mit seinen Komödien jetzt in dieser schwierigen Zeit?

Rieschel: Im Moment sind die Menschen ständig von Horrormeldungen umgeben, die sie belasten und traurig stimmen. Es ist auch gerade für die Menschen besonders schwer, die als Ärzte oder in der Pflege die Corona-Patienten in den Kliniken behandeln müssen. Man fragt sich ständig, wie es weiter geht und was noch kommen wird. Da tut es gut, wenn sich unsere Zuschauer bei einer Theatervorstellung eine Auszeit nehmen, bei der sie abschalten und durchatmen können.

Sie stehen auch bei der ZDF-Serie „Merz gegen Merz“ vor der Kamera. Hier kommt bald die neue Staffel.

Rieschel: Diese beginnt am 29. Dezember und bringt wieder reichlich Verwicklungen beim von Annette Frier und Christoph Maria Herbst gespielten Ehepaar mit sich. Es wird sehr turbulent, aber auch sehr dramatisch und trotzdem wieder sehr komisch. Die Dreharbeiten in Köln haben mir wieder sehr viel Spaß gemacht. Wir haben da ein wirklich tolles Team. Etwas anstrengend war nur, dass sich 14 Drehtage mit einer neuen Sat1-Familienserie überschnitten haben. Für „Nachricht von Mama“ musste ich immer wieder mit dem Zug zwischen Köln und Hamburg pendeln.

Was reizt Sie an der Rolle der Maria?

Rieschel: Die Rolle ist sehr ambivalent, was sie interessant macht. Maria muss mit der Demenzerkrankung ihres Mannes zurechtkommen, was ihr sehr schwerfällt. Da ist sie oft auch überfordert. Das Ganze wird in der Serie aber auch durchaus humorvoll gelöst.

Sie arbeiten in der Serie auch mit der Kölner Kollegin Annette Frier zusammen.

Rieschel: Annette ist ein echter Pfundskerl. Sie ist sehr sozial eingestellt und teamfähig, sie ist witzig und schlagfertig, sie kümmert sich um alles, ist ein echter Familienmensch und eine überaus vielseitige Schauspielerin, die sowohl das Komödienfach aus dem Effeff beherrscht aber mich auch in tragischen Rollen zu Tränen gerührt hat.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln und zum Theater am Dom?

Rieschel: Im Theater am Dom stand ich inzwischen bei sechs Produktionen auf der Bühne und das mit so unterschiedlichen Stücken wie „Ingeborg“ oder „Ein ungleiches Paar“ mit interessanten Kollegen wie Anja Kruse, Jochen Busse, Thomas Fritsch und Folker Bohnet. In Köln lebt mit Sabine Postel meine beste Freundin, die ich oft besuche. Leider dreht sie im Moment in Hamburg.

Wie nutzen Sie ihre freie Zeit in der Stadt?

Rieschel: Ich bin viel mit meinem Klapprad unterwegs oder gehe spazieren, um fit zu bleiben. Köln hat auch kulturell viel zu bieten. Wenn meine Schwester Susanne zu Besuch kommt, wollen wir uns unbedingt im Museum Ludwig die Ausstellung „Der geteilte Picasso“ ansehen. Im Moment wohne ich in unmittelbarer Nähe zur Wolkenburg und konnte beobachten, wie diese weihnachtlich zusehends erstrahlt. Weihnachten feiere ich dann aber mit der Familie in Hamburg. Allerdings stehe ich schon am 25. Dezember wieder abends im Theater am Dom auf der Bühne.

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