Köln | Geplant war es nicht, aber das Ergebnis spricht für sich und schärft das Image des Theaters im Bauturm für ein originäres Programm mit zeitaktuellen Bezügen: Die für die kommende Spielzeit 2018/19 ausgesuchten Premieren sind ausschließlich eigene Roman-Dramatisierungen beziehungsweise eigene Stücke.

Eröffnet wird die Spielzeit am 22. September mit Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“. Der Schriftsteller wurde in den letzten Jahren wiederentdeckt, Susanne Schmelcher (sie erhielt den österreichischen Nestroy-Preis in der Kategorie Beste Bundesländer-Aufführung) hat sich für ihre erste Inszenierung in Köln die erst vor zwei Jahren erschienene ungekürzte Urfassung vorgenommen, will die darin weitgehend unbekannten Beschreibungen von Arbeitswelt und Gewerkschaften herausarbeiten.

Von Felix Rexhausen, dem Kölner Satiriker und Vorkämpfer für die Gleichberechtigung Homosexueller, kommt der Roman „Lavendelschwert“ als letzte Premiere der Spielzeit auf die Bühne: Die „Dokumentation“ einer fiktiven Revolution – doch was ändert sich, nachdem Schwule die Macht übernommen haben. Oder für heute nachgefragt: Hat die „Hochzeit für alle“ in Deutschland eine Revolution ausgelöst?

In der kleinen Guckkasten-Bühne hat auch ein Pottwal Platz

Dazwischen gibt es noch „Moby Dick“, inszeniert von Kieran Joel, verantwortlich auch für den aktuellen Besucherliebling „Don Quijote“ – „wir kriegen auch einen Pottwal auf unsere kleine Bühne“, verspricht Theaterchef Laurenz Leky, der ganz verliebt in die kleine Guckkastenbühne ist.

Zu entdecken gilt es „Amazonas“, einen weitgehend unbekannter Roman von Alfred Döblin über die Eroberung und Kolonialisierung Südamerikas. Ein Thema, das auch in der Eigenproduktion „Kongo!“ aufgegriffen. Der Untertitel „Ein postkoloniales Triptychon“ verweist auf deren Entstehungsgeschichte, die auf zwei Stücken beruht, in denen Leky seine eigenen Erfahrungen als Entwicklungshelfer im Kongo verarbeitete. Ergänzt werden sie durch einen Beitrag eines in Kongolesen, der die bisherige Hilfe aus dem Ausland strikt ablehnt.

Trude Herr und der Affe Petermann sind weiter dabei

13 Stücke aus dem derzeitigen Repertoire werden wieder aufgenommen, darunter auch der Dauerbrenner „Kunst“, der schon seit 1995 auf dem Programm steht. Auch die Produktionen, die sich den Kölner Legenden Trude Herr und Petermann widmen, sind weiter zu sehen. Ebenso das Saisonstück „Weihnachtsfeier. Ein Betriebsunfall“ und „Der siebte Kontinent“ über die Vermüllung der Welt durch Plastik.

Kurzfristig Neues gibt es auch noch in dieser Spielzeit. Am 26. Juni startet mit „Unverlangt angelehnt – denn sie wissen nicht, was sie spielen“ eine Reihe, die abgelehnte Theaterstücke auf ihre Brauchbarkeit untersucht. Am 14. Juli gibt es das erste Doppelkonzert mit Kölner Bands: Es spielen Jules Ahoi & The Deepsea Orchestra und Oteo. Titel der Reihe: „Ruhestörung im Bauturm“. Klezmer-Musik mit Dalia Schaechter und Bert Oberdorfer ist vom 5. bis 7. Juli zu hören. Am 14. und 15. Juni feiert das Bass-Saxophon-Quartett „Deep Schrott“ seinen 10. Geburtstag im Bauturm-Theater.

Schließlich verspricht Chefdramaturg Rene Michaelsen: „In der Spielzeit 2019/20 hat auch wieder ein fertiges Theaterstück Premiere.“

Autor: ehu