Essen | Die Führung des angeschlagenen Stahlkonzerns ThyssenKrupp muss sich bei der Hauptversammlung am 18. Januar auf heftigen Gegenwind vonseiten der Aktionäre einstellen. Nach Milliardenverlusten und Kartellrechtsverstößen wollen Aktionärsschützer dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat unter Chefkontrolleur Gerhard Cromme die Entlastung verweigern. Vor allem Cromme hätte früher eingreifen können und müssen, hieß es etwa in einem Antrag des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, der am Freitag auf der Internetseite von ThyssenKrupp veröffentlicht wurde.

„Der Aufsichtsrat hat die ihm obliegende Kontrollpflicht vernachlässigt und den optimistischen Angaben des Vorstands in fahrlässiger Art Glauben geschenkt“, schrieb der Verband. Der Vorstand habe unter anderem gegen die Regeln verantwortungsvoller Unternehmensführung verstoßen sowie unverantwortliche Investitionen in Stahlwerke getätigt.

ThyssenKrupp hatte vor allem wegen misslungener Investitionen in den USA und Brasilien fünf Milliarden Euro Verlust angehäuft. Wegen illegaler Preisabsprachen bei Schienenlieferungen musste der Konzern zudem gut 100 Millionen Euro Strafe zahlen. Nachdem noch eine Affäre um angebliche Luxusreisen bekanntgeworden war, feuerte der Konzern zuletzt drei Manager. Cromme hält aber an seinem Posten fest.

Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz will angesichts der „sehr beunruhigenden Entwicklungen“ bei ThyssenKrupp drei Vorstände und den Aufsichtsrat nicht entlasten. Ein solcher Schritt hätte aber vor allem symbolischen Charakter und keine praktischen Auswirkungen. Schon wegen der Mehrheitsverhältnisse beim Aktionärstreffen ist ein Erfolg dieser Anträge unwahrscheinlich.

Autor: dapd