Köln | Das Tief „Bernd“ brachte ergiebigen Dauer- und Starkregen vor allem im Westen Deutschlands. In Köln meldete die Feuerwehr rund 1.700 Einsätze gestern Abend und in Bergisch-Gladbach mussten Menschen mit Booten gerettet werden. Hagen war besonders betroffen und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kommt dort heute vorbei. Im Landkreis Ahrweiler stürzten mehrere Häuser ein, Menschen werden vermisst und die Kölner Feuerwehr entsandte Höhenretter auf Anforderung des Landkreises per Hubschrauber. Der Bahnverkehr in NRW und Köln ist stark eingeschränkt. Eine erste Zusammenfassung der Auswirkungen durch Sturmtief „Bernd“ auf Köln, die Region und den Westen.

1.700 Einsätze für Feuerwehr und Technisches Hilfswerk

Der Notruf der Kölner Feuerwehr war überlastet, das ist ein Fazit und hat viele Bürger*innen verzweifeln lassen, trotz des lange vorher angekündigten Dauer- und Starkregenereignisses durch den Deutschen Wetterdienst. Insgesamt seien bis 20:23 Uhr 1.700 Einsätze gemeldet worden, wovon 1.000 Einsätze bis zu diesem Zeitpunkt als „abgearbeitet“ gemeldet werden. 700 Einsätze seien in den Nachtstunden noch zu bearbeiten gewesen.

Die Kölner Feuerwehr war allerdings nicht so ausgelastet, dass sie eine Einsatzbereitschaft zur Unterstützung nach Aachen schicken konnte. Der Kreis Ahrweiler forderte die Höhenrettergruppe der Kölner Feuerwehr an, die mit einem Hubschrauber dorthin geflogen wurden. Bis 20:23 Uhr meldet die Kölner Feuerwehr keine Verletzten.

Autobahnen rund um Köln gesperrt

Die Autobahn A1 musste zwischen dem Autobahnkreuz Köln-West und der Anschlussstelle Köln-Bocklemünd in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt werden, da die Pumpen im Lövenicher Tunnel die enormen Wassermengen nicht mehr bewältigen konnte. Die Sperrung dauerte drei Stunden. Heute morgen kurz nach Mitternacht konnte der Lövenicher Tunnel wieder freigegeben werden. Auch die Ausfahrt Frechen von der A1 aus kommend in Richtung Koblenz war überflutet. Zwischen Burscheid und dem Autobahnkreuz Leverkusen musste die ab 1 Uhr morgens die Autobahn A1 voll gesperrt werden, weil die Fahrbahn überschwemmt war. In der Nacht kam es gegen 2:00 Uhr zu einer weiteren Sperrung: Auf der A3 muss in Fahrtrichtung Oberhausen zwischen Rösrath und Königsforst eine Fahrspur wegen Schäden gesperrt werden. Auch im Autobahnkreuz Süd kam es zu Problemen bei den Überleitungen.

Stromausfälle in Köln

In verschiedenen Stadtteilen Kölns fiel der Strom aus und auch kleinräumiger kam es zu Stromausfällen. Der Kölner Energieversorger war mit seinen Entstördienst vor Ort unterwegs.

Im Chempark in Hürth-Knapsack lief die Abwasserbehandlungsanlage im Werkteil Hürth über

Schon am Nachmittag führte der starke Niederschlag zu Problemen in der Abwasserbehandlungsanlage des Chemieparks Knapsack im Werkteil Hürth. Sie lief über und dadurch ergossen sich „erhebliche Mengen Niederschlagswasser sowie Abwasser auf die Industriestraße“. Kurz vor Mitternacht konnte das Überlaufen der Abwasseranlage dann gestoppt werden. Zu möglichen Umweltschäden schreibt die Zentrale Einsatzleitung des Chemiepark Knapsack: „Aufgrund der starken Verdünnung mit Regenwasser kann davon ausgegangen werden, dass das aus der Kläranlage des Chemieparks freigesetzte Abwasser unbedenklich ist.“

Bahnverkehr in NRW weiterhin stark eingeschränkt

Der Bahnverkehr in NRW ist durch das Sturmtief „Bernd“ weiterhin stark eingeschränkt. Die Deutsche Bahn spricht davon, dass Gleise überspült, Fahrbahnen gestört und Betriebsanlagen beschädigt wurden. Wie stark einzelne Anlagen betroffen sind, sei erst mit Abfließen des Wasser, einzuschätzen. Auch am heutigen Donnerstag kommt es daher zu Einschränkungen im Reiseverkehr der Deutschen Bahn in NRW. Der Hauptbahnhof von Hagen ist derzeit durch eine Wassereinbruch komplett gesperrt.

Der Nahverkehr ist in NRW vielerorts stark beeinträchtigt. Aufgrund der Streckensperrungen verkehren zahlreiche S-Bahn- und Regionallinien nicht oder nur eingeschränkt. Ersatzverkehre mit Bussen sind eingerichtet.

Im Fernverkehr der Deutschen Bahn kommt es aktuell zu folgenden Einschränkungen:

• Der Abschnitt Köln – Wuppertal – Hagen – Dortmund ist derzeit nicht befahrbar. Hier kommt es zu Zug- bzw. Haltausfällen.
• Die Strecke Köln – Koblenz über Bonn Hbf ist nicht befahrbar. Der Abschnitt Köln – Koblenz über Bonn-Beuel auf der rechten Rheinseite ist befahrbar. Hier kommt es zu Verspätungen mit Haltausfällen.
• Derzeit enden und wenden Züge aus Richtung Hannover/Bremen/Paderborn in Hamm(Westf) Hbf, Münster(Westf) Hbf sowie Dortmund Hbf.
• Züge aus Richtung Norddeich/Emden enden und wenden in Münster(Westf) Hbf.
• Die Züge aus Richtung Süddeutschland enden und wenden in Koblenz Hbf bzw. in Köln Hbf.

Eine Prognose darüber, wie lange der Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen beeinträchtigt sein wird, ist erst im Laufe des Tages möglich.

Die Bahn verteilte an Reisende Taxi- und Hotelgutscheine. An den Bahnhöfen in Köln, Hamburg und Hannover wurden Aufenthaltszüge für gestrandete Reisende bereit gestellt.
Bergisch-Gladbach: Menschen mit Booten gerettet

Im nahegelegenen Bergisch-Gladbach mussten Menschen mit Booten gerettet werden. Das Regenrückhaltebecken am Hebborner Kreuz ist übergelaufen. Dadurch kommt es zu erheblichen Schäden entlang der Odenthaler Straße bis zur Einmündung Engelsgut. Mehrere Personen mussten von der Feuerwehr unter Einsatz von Überlebensanzügen und Booten gerettet werden. Eine Bewohnerin verletzte sich bei ihrer Rettung und musste vom Rettungsdienst behandelt werden. Es sind teils erhebliche Gebäudeschäden entstanden. Die Feuerwehr ist mit einer hohen Anzahl an Einsatzkräften vor Ort und verschafft sich weiterhin einen Überblick über die Schäden. Ca. 100 Bewohner des Bereiches werden im Schulzentrum Kleefeld von
Feuerwehr und DRK betreut. Eine zeitnahe Rückkehr in ihre Wohnungen ist nicht möglich. Einige Bereiche im Stadtteil Hebborn mussten von der RheinEnergie stromlos geschaltet werden. Auch in Bergisch-Gladbach teilte die örtliche Feuerwehr mit seien mehr als 1.000 Einsätze aufgelaufen. Teilweise können Einsätze aber erst bei Tageslicht durchgeführt werden, um die Kräfte nicht zu gefährden.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet besucht heute morgen das vom Starkregen besonders betroffene Hagen.

Rheinland-Pfalz: Mehrere Vermisste nach Häusereinsturz

In der Ortsgemeinde Schuld im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler sind in der Nacht zum Donnerstag als Folge von Überflutungen und Dauerregen mehrere Häuser eingestürzt. Bis zu 30 Menschen würden vermisst, berichtet der „SWR“ unter Berufung auf Polizeiangaben. Zudem sollen zwei Dutzend weitere Häuser einsturzgefährdet sein.

Wie viele Personen genau vermisst werden, war zunächst unklar. Tief „Bernd“ hatte in den vergangenen Tagen vor allem in Westdeutschland für chaotische Verhältnisse gesorgt. Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland waren besonders von Hochwasser und Überschwemmungen betroffen.

In mehreren Regionen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Im Märkischen Kreis in NRW kamen zwei Feuerwehrleute bei Einsätzen ums Leben.

Autor: red, dts
Foto: Symbolbild