Vom 23. bis zum 28. Juli kommt das Musical „Titanic“ beim Sommerfestival in die Philharmonie. Unsere Zeitung sprach vorab mit dem Komponisten und Texter Maury Yeston.

Köln | Die RMS Titanic und ihr Untergang sind bis zum heutigen Tag ein Mythos. Noch auf der Jungfernfahrt 1912 kollidierte das luxuriöse Kreuzfahrtschiff mit einem Eisberg und versank in den Fluten. Bis heute gilt der Untergang als eines der dramatischsten Unglücke des 20. Jahrhunderts. Seine Geschichte war der Stoff für einen weltweiten Kinoerfolg und davor bereits für ein Musical, das rund um den Globus seine Fans hat. Vom 23. bis zum 28. Juli ist das Stück zu Gast beim Kölner Sommerfestival in der Philharmonie.

„Die Geschichte hat auch einen Bezug zu Deutschland. Im späten 19. Jahrhundert gewann die Flucht aus Europa in Richtung USA eine immer größere Bedeutung. Dort in den Staaten erhoffte man sich ein besseres Leben. Gereist wurde mit dem Schiff und beim Schiffsbau hatte Deutschland lange die Nase vorne. Dort wurden die größten und schnellsten Schiffe gebaut. Die Leute haben viel für die Passage nach Amerika gezahlt, das war damals das ganz große Geschäft. Das wollte man sich in Großbritannien nicht entgehen lassen und so begann zur Jahrhundertwende der große Konkurrenzkampf“, sagt Maury Yeston – zusammen mit Autor Peter Stone hat der Komponist das Musical „Titanic“ auf die Bühne gebracht.

Gigantische Schiffe

In Belfast seien gigantische Schiffe geplant worden, wovon Namen wie Olympic, Gigantic und eben Titanic Zeugnis ablegen. So sollte letzteres Schiff mehr als 3000 Passagiere auf dem Meer transportieren – etwas langsamer als die Konkurrenz, aber dafür deutlich luxuriöser. „Es ging um den nationalen Stolz – alles sollte besser, größer und schneller werden. Nur deshalb kam überhaupt die Idee zur Titanic zustande. Eine Idee, die zum maritimen Desaster wurde – und zum Ausgangsstoff für unser Musical. Die Geschichte fand ich unwahrscheinlich spannend – sie hat mich nicht mehr losgelassen“, erinnert sich Yeston, der den Untergang der Titanic mit der Explosion des Space Shuttle 1986 vergleicht. „Wir haben bis heute unsere Lektion noch nicht gelernt.“

Man habe mit dem Schiff Leben retten wollen, indem man den Menschen hilft, in eine bessere Welt zu kommen. Der Traum an ein absolut sicheres Transportmittel sei aber trügerisch gewesen, wie der Untergang dramatisch gezeigt habe. „Es war der Glaube der Mittelklasse an die Technik und die industrielle Revolution, der an diesem Eisberg zerschellt ist. Alle Passagiere an Bord der Titanic haben ihre Träume leben wollen und seien damit brutal gescheitert. „Ihre Geschichten wollen wir mit unserem Musical erzählen. Dazu trägt auch die Musik der Zeit bei, die mit ihrem kraftvoll, pompösen Stil eine spannende Epoche markiert. Da geht es um einen großen, symphonischen Musicalstil. Mit seinem Buch hat Peter Stone dazu eine Hommage an die Menschen, die auf der Titanic unterwegs waren, geschrieben.“

Man habe dabei die Crew genauso berücksichtigt wie die Passagiere an Bord. Die Hauptpersonen des Musicals wurden dabei in drei Gruppen aufgeteilt. In der ersten Gruppe kommen der Architekt des Schiffes, dessen Eigentümer und der Kapitän zusammen. In der zweiten geht es um die Crew, auf der der gesamte Druck des Konkurrenzkampfes lastet und die Fehler machen, so wenn sie den drohenden Eisberg nicht sehen. Es sind der Chefheizer, der zweite Funkoffizier und der Mann am Ausguck.Und in der dritten finden sich die Passagiere, die in ihr Land der Träume reisen wollen, wieder – drei junge Frauen in der zweiten und in der dritten Klasse sowie ein Ehepaar in der ersten Klasse.

Es geht um die menschliche Tragödie

„Diese Menschen lernen die Zuschauer bei unserem Musical sehr gut kennen – es sind Reiche und Arme aus ganz verschiedenen Bereichen des Lebens. Die soziale Geschichte ist für das Stück von ganz zentraler Bedeutung. Mit dem Schiff sank auch das Klassensystem an Bord. Wie der Versuch, mit so einem Schiff Leben zu retten, scheitern kann und das mit der besten Technik, die damals möglich war, war meine Inspiration für die Musik und die Show auf der Bühne.“ Es sei spannend, dass der Mythos Titanic Menschen auf der ganzen Welt noch immer berührt. „Es geht auch um den Irrglauben der Menschen, sie seien das Wichtigste im ganzen Universum und sie könnten dieses beherrschen. Der Untergang der Titanic hat gezeigt, dass dies nicht so ist. Dazu hat es nur einen, kleinen Eisberg gebraucht.“

[infobox]Titanic, Philharmonie Köln, 23. bis 28. Juli, Showtime: Di-Sa 20 Uhr, Sa auch 15, So 14 und 19 Uhr, Tickets: Tel. 01806/101011 (20 Cent/Anruf aus dem dt. Festnetz)

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Autor: Von Stephan Eppinger | Foto: Scott Rylander