Köln | Die Stadt Köln informierte heute über das Angebot für obdach- und wohnungslose Menschen in Köln. Zu Beginn des Pressegesprächs zeigte sich Sozialdezernent Harald Rau betroffen von dem Tod eines Obdachlosen im Mauritiuswall am vergangenen Wochenende. Dies sei ein „total trauriger Anlass“, der ihn persönlich betroffen mache, so Rau, der aber auch deutlich machte, dass die Stadt Köln über den gesetzlichen Rahmen hinaus Hilfe leiste. Zugleich will Rau aber nach dem Tod des Mannes mehr selbstkritisches Nachdenken über die städtischen Hilfen für die, die im Winter und in der Pandemie besonders schutzbedürftig und vulnerabel seien. Das Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung plant für Donnerstag, den 21. Januar von 15 bis 16 Uhr eine Kundgebung auf dem Rudolfplatz.

Toter Obdachloser war 2019 von den Systemen der Stadt Köln erfasst

Am vergangenen Wochenende ist ein obdachloser Mann am Mauritiuswall von einem Passanten tot aufgefunden worden. Noch läuft die rechtsmedizinische Untersuchung, woran der Mann verstarb. Der Mann soll aus der Ukraine stammen und von den Systemen der Stadt Köln im Jahr 2019 erfasst worden sein. Im Jahr 2020, so die Stadt heute, sei er in ihren Systemen nicht mehr aufgetaucht und erfasst gewesen. Ob der Mann den Kontakt zur Stadt abgebrochen hat, weil er etwa eine Ausweisung aus Deutschland befürchtete, bleibt dabei offen. Allerdings sei gerade dies häufig ein Grund, warum obdachlose Menschen sich dem Kontakt selbst der Streetworker entziehen würden, sagt die Stadt Köln.

Hilfsangebote der Stadt müsse den Vergleich mit anderen Städten nicht scheuen

Sozialdezernent Harald Rau wies noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die Stadt Köln niemanden gegen seinen freien Willen in eine Notunterkunft oder ein Einfachhotel einweisen könne, wenn dieser das Angebot der Stadt nicht annehme. Dies ginge nur dann, wenn eine psychische Erkrankung vorliege, die eine Einweisung etwa in eine Klinik rechtfertige. Nach seiner Einschätzung, so Harald Rau, komme die Stadt ihren gesetzlichen Pflichten in der Versorgung von wohnungs- und obdachlosen Menschen vollumfänglich nach und verfüge zudem über ein freiwilliges Programm. Die Angebote in Köln müssten, so Rau, den kommunalen Vergleich nicht scheuen.

Ausbau des Angebots in den Einfachhotels

Dr. Katja Robinson, Leiterin des Amtes für Soziales, Arbeit und Senioren spricht von einem umfangreichen Hilfesetting. Die Stadt halte ein großes präventives Angebot vor, um Wohnungslosigkeit zu vermeiden. Robinson verwies in diesem Zusammenhang auf die 10.500 Belegrechtwohnungen auf die die Stadt in Kooperation mit dem städtischen Wohnungsbaukonzern GAG zurückgreifen könne. Zudem verfüge die Stadt unter anderem über eine Reihe von Sozialhäusern für Menschen, die noch nicht an einem Resozialisierungsprogramm teilnehmen wollen oder können. Daneben biete die Stadt Köln in 39 sogenannten Einfachhotels 1.200 Hotelbetten zur Grundversorgung an. Diese Zahl sei jetzt um 234 zusätzliche Betten erhöht worden und es sollen noch einmal 100 folgen. Damit wolle die Stadt mittelfristig eine Einzelzimmerbelegung erreichen. Dieses Angebot sei derzeit nicht ausgelastet und es stünden Kapazitäten zur Verfügung. Derzeit biete die Stadt nur Einzelzimmer oder maximal Doppelzimmer an und will an dieser Struktur auch über die Corona-Pandemie hinaus festhalten. In diesen Einfachhotels können Menschen 24 Stunden am Tag in ihren Zimmern bleiben und müssen diese nicht bei Tagesanbruch, wie in den Notunterkünften, verlassen.

138 Plätze in den Kölner Notunterkünften

Die Winterhilfe sei noch einmal ausgeweitet worden. Diese kümmert sich um Obdachlose die auf Platte leben und auch eine Unterbringung in den Einfachhotels ablehnen. Hier halte die Stadt ein umfangreiches Angebot mit Trägern wie Gulliver, Auszeit oder SKF für den Tag über vor. Dies reiche bis hin zu alternativen Angeboten für drogenkranke Menschen. Für die Nacht bietet die Stadt Köln derzeit drei Übernachtungsmöglichkeiten in Notunterkünften an: Für Frauen in der Regentenstraße in Köln-Mülheim, für Männer in der Ostmerheimer Straße und für EU-Europäer die Unterkunft in der Vorgebirgsstraße. Die Männer, die in der Ostmerheimer Straße übernachten, werden von einem Bus ab Heumarkt dorthin und zurück gebracht. Für die Frauen gibt es keinen Shuttlebus, da die Regentenstraße gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden könne, so die Stadt Köln. Auch die Vorgebirgsstraße werde nicht angefahren, da diese dem entsprechenden Personenkreis gut bekannt sei, so Wolfgang Hartung, Leiter der Fachstelle Wohnen beim Amt für Soziales, Arbeit und Senioren der Stadt Köln. Insgesamt stehen 138 Plätze in den Notunterkünften der Stadt Köln zur Verfügung, die derzeit zu 60 Prozent ausgelastet seien. Tagsüber steht neben den Angeboten der Träger, am Bürgerhaus Stollwerck 18 obdachlosen Menschen ein Wärmezelt zur Verfügung. Dieses werde gut angenommen. Die Streetworker der Stadt werden aktiv, sobald Aufenthaltsorte von obdachlosen Menschen bekannt werden und informieren diese über das Angebot der Stadt.

Kundgebung des Aktionsbündnisses auf dem Rudolfplatz

Das Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung will sich am Donnerstag, den 21. Januar 2021 von 15 bis 16 Uhr auf dem Rudolfplatz zu einer Kundgebung treffen und sich folgenden Fragen nach dem Tod des obdachlosen Mannes aus der Ukraine im Mauritiuswall stellen:
Wer weiß etwas von dem verstorbenen Obdachlosen?
Wer kennt Angehörige in der Ukraine?
Hatte er Freunde und Bekannte hier in Köln?
Wann ist er nach Köln gekommen?
Was können wir tun?
Wenn wir seine Angehörigen finden, können wir wenigstens für sie sammeln.

Autor: red
Foto: Symbolbild Obdachlosigkeit in Köln