Symbolbild

Köln | Es geht um den Kölner Westen und um die Anbindung einer Region, die in den kommenden Jahren einen massiven Veränderungsprozess durchlaufen wird: Das rheinische Revier. Es geht um die Frage über welche Trasse die Kölner Stadtbahn, die Metropole Köln, deren stark gewachsenen Stadtteil Widdersdorf und das rheinische Revier verbindet. Die Verlängerung der Linie 1 oder Linie 4. In der Kölner Politik wird bereits hart um diese Frage gerungen. Jetzt positioniert sich die stärkste Fraktion im Kölner Rat die Grünen und optieren für die Verlängerung der Linie 4.

In den Bezirksvertretungen Ehrenfeld und Lindenthal entschieden sich die Vertreterinnen bereits. Während Ehrenfeld klar für den Ausbau der Linie 4 nach Niederaußem votierte, entschied sich Lindenthal für eine Prüfung beider Varianten und verwies in seinem Beschluss auf die schützenswerte Flora des Landschaftsparks Belvedere.

Die Kölner CDU-Ratsfrau und verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Teresa De Bellis-Olinger stieß mit einem offenen Brief eine Diskussion an. Sie sprach sich klar und deutlich für eine Verlängerung der Stadtbahnlinie 4 aus. Ihre Argumente sind unter anderem, dass der Rhein-Erft-Kreis mit der Linie 4 nahezu gerade und zeitsparend angebunden werde und Widdersdorf durch die Anbindung der Linie 1 keine Vorteile gegenüber der jetzt schon bestehenden Busverbindung nach Lövenich/Weiden gewönne. Argumente die auch die Grünen im Kölner Stadtrat dazu bewogen haben für die Anbindung über die Linie 4 zu votieren, so deren verkehrspolitischer Sprecher Lars Wahlen gegenüber dieser Internetzeitung.

Irritationen in der BV Lindenthal

Roland Schüler von den Grünen in Lindenthal erklärte gegenüber dieser Internetzeitung, dass keineswegs die Anbindung über die Linie 4 konsequent abgelehnt werde, sondern lediglich auf den massiven Eingriff in die Natur und den Landschaftspark Belvedere rechtzeitig hingewiesen wurde, damit die Verwaltung in diesem Bereich sensibilisiert sei. Etwas was auch Wahlen feststellt und erklärt, dass die Verwaltung diesen Aspekt bereits auf ihrer Agenda habe und sollte es zu Baumfällungen kommen, diese ortsnah ausgeglichen werden.

Nun sorgt ein offener Gegenbrief auf das Schreiben von De Bellis-Olinger der Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitkamp für Unmut. In diesem widerspricht Weitkamp im Namen der gesamten Bezirksvertretung dem Schreiben von De Bellis-Olinger. Unter anderem weist Weitkamp bei den Baumfällungen darauf hin, dass eine Trassenführung der Linie 4 ohne diese möglich sei. Und zur verkehrlichen Situation im westlichen Kölner Stadtteil schreibt Weitkamp: „Der Öffentlichkeit und der Politik liegen bisher keine belastbaren Zahlen über die Verkehrsmobilität aus Widdersdorf vor. Es gibt aber der Vorstudie widersprechende Gutachten: So errechnete 2004 das Gutachten der renommierten ptv für die Linie 1 1.450 Fahrgäste und 850 Fahrgäste bei der Linie 4.“

Weiter stellt Weitkamp fest: „Die Bezirksvertretung Lindenthal fordert daher: Auch die Variante B3 von Köln-Weiden-West nach Widdersdorf / Brauweiler – Niederaußem wird in die Machbarkeitsstudie aufgenommen. Die Taktverdichtung der Linie 1 von Köln-Junkersdorf nach Weiden-West wird als Tatsache übernommen. Der Kapazitätsfaktor auf der Linie 4 und der Linie 1 wird mitbetrachtet.“

Die CDU, SPD, FDP und die Linke in der Bezirksvertretung Lindenthal kritisieren die Bezirksbürgermeisterin Weitkamp für ihren offenen Brief und stellen fest:“

  • Das Schreiben wurde nicht mit den Mitgliedern der Bezirksvertretung Lindenthal abgestimmt.
  • Wir haben zu keinem Zeitpunkt Frau Weitekamp in ihrer Funktion als
    Bezirksbürgermeisterin ermächtigt, im Namen der Bezirksvertretung Lindenthal zu schreiben.
  • Die Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal vom 06.12.2021 fand in der Abwesenheit etlicher Vertreter statt, da sie aufgrund von Krankheit und noch ergebnisloser PCR-Tests nicht teilnehmen konnten. Bei vollzähliger Anwesenheit und kontroverser Debatte wäre das Abstimmungsverhältnis nicht (so eindeutig) pro geänderten Beschluss und pro Ergänzungsantrag zu TOP 9.2.4 ausgefallen.

Wir widersprechen ebenso inhaltlich dem Schreiben von Frau Weitekamp, da der Eindruck vermittelt wurde, alle BV-Mitglieder würden uneingeschränkt den Beschluss nebst Ergänzung mittragen.“

Zudem stellen die Partein einmütig fest, dass die Aussage von Weitkamp eine Umfahrung des äußeren Grüngürtels ohne Baumfällungen sei möglich nicht stimme, da in einem rund 200 Meter breiten Korridor Bäume gefällt werden müssten. Auch die Aussagen zu den Fahrgastzahlen ziehen die Parteien in Zweifel, da sich Weitkamp auf ein Gutachten beziehe, dass im Jahr 2000 erstellt wurden, als Widdersdorf nur 6.000 anstatt wie aktuell rund 12.000 Einwohner*innen hatte. Die unterzeichnden Parteien der Bezirksvertretung Lindenthal votieren für die Machbarkeitsstudie der Linie 4 und fordern die Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin auf ihren offenen Brief zurückzunehmen.

Zukunft in beide Richtungen denken

Eine ÖPNV-Anbindung des rheinischen Reviers, dass nach dem Kohleausstieg und den vielen Fördermilliarden sicherlich eine vollständig andere Struktur haben wird, ist übrigens nicht nur als Einbahntrasse in Richtung großer Metropole zu sehen. Also dass die „Landeier“ dann schneller die Kölner Innenstadt erreichen können. Vielleicht können dadurch viele Kölner*innen hochwertige Arbeitsplätze in der mit Milliarden geförderten Zukunftsregion Rheinisches Revier besser mit dem ÖPNV erreichen. Eine offene Sichtweise auf die Region wäre daher angebracht.