Das Foto zeigt die Kölner Hohe Straße am 9. Februar 2022. | Foto: Eppinger

Hohe Nachfrage nach Ladenlokalen

Köln | Wer derzeit durch die Kölner Innenstadt geht, entdeckt gerade in der Hohe Straße und der Schildergasse einige leer stehende Ladenlokale und auch größere Baustellen. „Hier wird oft von der Verödung und dem Niedergang der Innenstädte gesprochen. Davon kann aber keine Rede sein, denn tatsächlich sieht es dort anders aus, als es wahrgenommen wird. Die Nachfrage ist so hoch, dass sie das Angebot oft übersteigt“, erklärt Dr. Manfred Janssen, Geschäftsführer der Köln-Business Wirtschaftsförderung.

Von den rund 22.000 Ladenlokalen in den Kölner Handelslagen stehen aktuell etwa 540 leer. Das ist eine Quote von 2,5 Prozent. „Dieser Anteil an Leerstand ist notwendig, damit der Markt hier überhaupt funktionieren kann. Dazu kommt, dass Ladenlokale, die leer stehen oft schon vermietet sind. Nur die Umsetzung dauert länger, da Handwerker und Baumaterial fehlen oder weil Genehmigungsprozesse langwieriger sind“, sagt Janssen mit Blick auf ein leeres Ladenlokal in der Hohe Straße, das gerade noch auf seine Inneneinrichtung wartet.

Das Foto zeigt die Kölner Schildergasse am 9. Februar 2022. | Foto: Eppinger

Dazu komme die stetige Veränderung bei der Nutzung der Ladenlokale. So wird in der kompletten Innenstadt nur noch etwa die Hälfte der zur Verfügung stehenden Fläche vom Einzelhandel genutzt. Zum neuen Mix gehören inzwischen mehr gastronomische Konzepte, Dienstleister sowie die Umwandlung von Verkaufsflächen in Büros oder Wohnungen. Bei der Passantenfrequenz liegt die Schildergasse mit 77.000 Menschen pro Tag genauso wie die Hohe Straße in der europäischen Top 10 der Einkaufsmeilen.

Interessant werden die Hotspots der Kölner Innenstadt vermehrt für große internationale Unternehmen, die auf den deutschen Markt wollen. Dazu gehört der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi, der an der Hohe Straße sein bislang größtes Geschäft eröffnet hat. „Das ist bei der Stückzahl der größte Smartphone-Hersteller der Welt, der aber hierzulande noch wenig bekannt ist. Wir unterstützen als Wirtschaftsförderung solche Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Flächen und informieren zu Regelungen wie den Öffnungszeiten. Oft können wir solche Anfragen nicht direkt bedienen, da geeignete Flächen nicht verfügbar sind.“

Ein Beispiel für neue Konzepte ist der Blaenk Store, der von der Aachener Grundvermögen Start-ups wie dem Kölner Unternehmen Naughty Nuts angeboten wird. Dieses hat seit Juli im prominent an der Schildergasse gelegenen Ladenlokal einen Standort, der gerade für ein neues Konzept umgestaltet wird. „Wir produzieren Nussmus, das zum Beispiel als Zutat beim Backen und Kochen verwendet werden kann und das es in ungewöhnlichen Sorten wie Cashew, Himbeere und Agave gibt. Der Shop hier bietet uns die Möglichkeit, unsere Produkte zu präsentieren und zu verkaufen. Kunden können das Mus auch vor Ort probieren und dann online bestellen. Für uns bedeutet das, wichtige Erfahrungen zu sammeln“, sagt Benjamin Porten, Geschäftsführer von Naughty Nuts.

Das Foto zeigt das Antoniter Quartier am 9. Februar 2022. | Foto: Eppinger

Beim neuen Antoniterquartier an der Schildergasse, das 2021 den Kölner Architekturpreis erhalten hat, begeistert Janssen der gelungene Mix von Gastronomie, Handel, Wohnen und Kirche. Direkt schräg gegenüber fällt die große Baustelle im Bereich des ehemaligen Benetton-Hauses in den Blick. Dort sollen schon bald hochwertig gestaltete Geschäftshäuser die Baulücke füllen. „Auch hier hat es lange gedauert, bis das Projekt umgesetzt werden konnte. Da waren die neuen Flächen schon längst vermietet“, sagt Janssen. Geplant ist dort unter anderem ein neues großes Schuhgeschäft sowie ein Geschäft im Bereich Optik. In der sich ebenfalls im Umbau befindenden früheren Kämpgen-Filiale in der Nachbarschaft soll ein Online-Textilhändeler einziehen.