Berlin | Unter deutschen Politikern herrscht Erleichterung darüber, dass sich die hierzulande lebenden Türken kaum an der Präsidentenwahl in der Türkei beteiligt haben: Nur knapp zehn Prozent der 1,4 Millionen Wahlberechtigten hatten Ende Juli in einem der sieben Wahllokale in Deutschland ihre Stimme abgegeben.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özuguz (SPD) sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (F.A.S.), die geringe Beteiligung zeige, „dass türkischstämmige Deutsche sich nicht ausschließlich für türkische Politik interessieren“. Der integrationspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Rüdiger Veit wertete die geringe Wahlbeteiligung sogar als „Zeichen gelungener Integration“.

Sie zeige, dass die hiesigen Türken sich „stärker für Deutschland interessieren, als diejenigen glauben, die bei der Frage der doppelten Staatsbürgerschaft deren Loyalität in Frage stellen“. Im Mai hatte ein Wahlkampfauftritt Erdogans in Köln zu wütenden Protesten deutscher Politiker geführt. „Angesichts der geringen Resonanz können türkische Politiker sich ihre Auftritte in Deutschland künftig sparen“, sagte nunmehr der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir der F.A.S. Die türkische Gesellschaft sei durch Erdogans autoritären Kurs stark polarisiert.

„Je weniger davon direkt hierher getragen wird, umso besser“, so Özdemir. Türken in Deutschland konnten vier Tage lang ihre Stimme abgeben; allerdings nur während eines zugeteilten Zeitfensters von vier Stunden. Diesen Umstand wertete der türkische Botschafter in Berlin, Hüseyin Avni Karslioglu, gegenüber der F.A.S. als wichtigsten Grund für die geringe Beteiligung: „Das hat viele Menschen abgeschreckt.“

Autor: dts