Haie-Ikone Udo Kießling geht mit den Nachfolgern hart ins Gericht. Foto: Bopp

Köln | In den letzten fünfzehn Partien nur einmal siegreich. Auch am Dienstag gegen Iserlohn nach Verlängerung unterlegen (2:3). Was eine Horror-Bilanz für die ruhmreichen Kölner Haie!

Der Druck ist da, es schreit nach Taten auf dem Eis. Klar, dass sich die Truppe um Coach Uwe Krupp (56) ansichts dieser Entwicklung gepfefferte Kritik gefallen lassen muss.

Und die kommt jetzt von allerhöchster Stelle…

Noch immer sportlich: Udo Kießling genießt heute sein Privatleben. Foto: Kießling

Denn: Im Gespräch mit report-k.de lässt KEC-Legende und Deutschlands Rekordspieler Udo Kießling (66) Dampf ab. Er kann keine Ausreden mehr gelten lassen und auch nicht die Pandemie, die bekanntlich den Zuschauerschwund zur Folge hatte, als Alibi ins Spiel bringen.

„Ich verfolge das aus der Ferne und bekomme Infos von Leuten, die näher dran sind. Mit Corona, da bin ich allergisch. Zu meiner Zeit war es so, natürlich hast du den Zuschauer gebraucht und es war ein besonderer Kick, wenn du an der Lentstraße warst und die Hütte war voll.

Aber sich zwei Jahre hinter Corona zu verstecken, wäre ein No Go und eine Ausrede. Ich spiele für meinen Verein und meine Punkte und wenn ich gut spiele, kriege ich die Zuschauer. Ansonsten tut es mir leid: Wo soll ich anfangen?“, beginnt die Legende.

KEC-Idol Udo Kießling: „Momentum? Da geht mir ein Messer in der Hose auf“

Kießling legt den Finger in die kölschen Wunden: „Ich höre die Begründungen und lese die Argumente, ein Lieblingswort für mich dabei ist immer: „Das Momentum hat gefehlt“. Da geht mir ein Messer in der Hose auf. Ich bin jedesmal fasziniert, wo dieses Wort hergenommen wird.

Die Eishockeysprache hat sich geändert und ich meine nicht, dass ich old school bin, aber es gibt grundsätzliche Prinzipien im Sport und im Berufsleben und die kannst du nicht wegreden mit neuzeitlichen Begriffen. Das ist ganz einfach.“

Kölner Eishockey-Legenden: Udo Kießling mit Haie-Trainer Uwe Krupp. Foto: Bopp

Udo Kießling: Das kann der KEC von der Ukraine lernen

Manche Fans haben angesichts der Pleitenserie schon resigniert. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken sind entsprechend düster.

Der mehrfache deutsche Meister beschönigt ebenso nichts: „Ich rede vom Ist-Zustand. Wir reden nicht von einer Spielerbeurteilung, da könnten wir bis morgen weitermachen. Ich rede einfach davon, dass sich jeder dieser 25 Mann vorm Spiegel an die Nase packen, sich umdrehen und selbst in den Arsch treten sollte. Als Trainer kannst du gar nicht mehr viel machen, der Zug ist schon vorher abgefahren. Der Spieler ist der auf dem Eis. Ich ziehe es ein bisschen ins Lächerliche, aber es ist traurig. Mir fehlt es an der Einstellung.“

Haie-Kapitän Moritz Müller. Foto: Bopp

Kann Identikationsfigur Moritz Müller das Ruder aus Haie-Sicht noch rumreißen oder einem einfach nur noch leid tun?

Kießling trocken: „Natürlich ist er das Gesicht von Köln, er ist schon so lange da und Kapitän. Aber du musst als Leader vorbeigehen als Spitze. Nehmen Sie die Ukraine: Die haben ihre Leader vorne weg. Vielleicht hinkt der Vergleich, aber du brauchst einen, der vorne weg rennt.“